Читать книгу Wenn das so weitergeht, kauf ich mir 'ne Katze - Linette Carlson - Страница 11

KAPITEL 7

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Doch, sie hat es so gemeint. Denn anstatt sich zerknirscht für ihr abweisendes Verhalten zu entschuldigen, haut mir Nora zwei Tage später in meiner Wohnung dieses um die Ohren:

„Du musst dir eine andere Umstyling-Beraterin suchen. Markus will nicht, dass ich das mache. Er findet die Sendung tussihaft und schrecklich.“

Das sagt sie ganz ernst, ohne den spöttischen „Männer kapieren manche Sachen eben nicht“-Unterton, den wir sonst in solchen Fällen zum Einsatz bringen.

„Und weil Markus nicht will, lässt du mich hängen?“, frage ich sie einigermaßen fassungslos und erwarte, dass sie nun zurückrudert. Aber nix ist. Sie bleibt bei ihrer Absage und versucht nicht mal, um mein Verständnis zu werben, sondern findet es ganz normal, nach Markus’ Pfeife zu tanzen.

„Er ist mein Mann. Ich muss Rücksicht auf ihn nehmen!“

Und auf mich nicht, oder wie?

„Du hast doch schon zugesagt!“, begehre ich auf. „Als wir zusammen das Bewerbungsformular im Internet ausgefüllt haben!“

Nora erinnert mich daran, dass sie nicht direkt zugesagt, sondern nur nicht abgesagt hat und ich muss einräumen, dass das stimmt. Ich bin einfach fest davon ausgegangen, dass sie mit von der Partie ist. Ich zweifle an mir selber.

„Bin ich etwa eine schlechte Freundin? So eine, die nicht richtig zuhört?“

Nora winkt ab.

„Das bist du nicht, Steffi. Ich bin eine schlechte Freundin. Ich vernachlässige dich, seit Markus und ich geheiratet haben. Und weil ich das genau weiß, hätte ich dich gestern Abend bei dem Essen mit Katrin und Heiko sehr gern dabeigehabt, aber…“

Aha, Katrin und Heiko heißen die neuen Freunde also.

„Wer sind Katrin und Heiko? Kollegen von Markus?“, quatsche ich neugierig dazwischen.

„Nein, Freunde vom Tennis.“

„Vom Tennis? Seit wann spielt ihr Tennis?“

„Jetzt lass mich doch mal ausreden, Steffi! Wo war ich? Ach ja. Also, ich hätte dich gern dabeigehabt, aber du wärst der einzige Single gewesen und das passt halt nicht so gut. Versteh mich nicht falsch, eigentlich wollte ich dich trotzdem einladen, nur du hast letztens gesagt, es ist dir peinlich, Single zu sein. Und da dachte ich dann noch mehr, dass das nicht passt mit dir und zwei Paaren.“

Ich muss schwer schlucken und lasse mich aufs Sofa fallen. Nora setzt sich neben mich und drückt mich.

„Krieg das nicht in den falschen Hals, Steffi!“

Welcher Hals wäre denn hier bitteschön der richtige?

„Mal für mich zum besseren Verständnis, Nora. Heißt das, solange ich keinen Freund, oder noch viel besser Ehemann, habe, verbringst du deine Freizeit lieber ohne mich?“

Nora schüttelt den Kopf.

„Das habe ich doch gar nicht gesagt! Aber Markus und ich haben eben jetzt auch andere Freunde. Pärchenfreunde. Und mit denen haben wir auch ganz andere Gesprächsthemen.“

Moment, will sie mir damit etwa sagen, sie kann mit mir nicht mehr über alles reden, weil ich keinen Partner habe? Das wäre ganz schön gemein, würde jedoch erklären, warum sie sich nur noch selten bei mir meldet und auch keine Mädelsabende mehr anleiert.

Nora drückt mich noch mal.

„Es hat nichts mit dir zu tun, Steffi. Sondern mit mir. Ich habe mich verändert.“

Ich sollte mich wohl darüber freuen, dass sie den Zusatz „Und du hast dich nicht verändert!“ taktvoll weggelassen hat. Freuen kann ich mich aber gerade über gar nichts, denn mich beschleicht das Gefühl, dass Nora sich von mir entfernt hat.

„Du hast mir nie erzählt, dass ihr Tennis spielt, Nora. Ich hätte auch Lust dazu!“

Sie zupft betreten an ihrer Strickjacke herum und mir wird klar, warum sie mich nicht informiert hat. Zu dritt kann man kein Tennis spielen und mit einem Single als Anhängsel wohl im Verein auch keine neuen Pärchenfreunde finden, mit denen man nette Abende am Eichenesstisch verbringen kann.

„Das hat nichts mit unserer Freundschaft zu tun!“, findet Nora.

Das sehe ich anders. Freundschaft bedeutet für mich unter anderem, Gedanken und Erlebnisse zu teilen. Und nicht, neue Hobbys und neue Freunde zu verschweigen.

Nora seufzt.

„Wenn du auch einen Mann hättest, hätten wir jetzt kein Problem.“

Damit mag sie richtigliegen, ich finde den Spruch trotzdem daneben. Denn wie soll ich darauf reagieren? Soll ich mich dafür entschuldigen, dass es mir immer noch nicht gelungen ist, den Richtigen zu finden?

Nora schaut mich verzweifelt an.

„Ich verstehe echt nicht, warum du Single bist, Steffi. Und Markus fällt auch kein Grund ein. Wir haben schon ganz oft darüber geredet.“

Jetzt werde ich sauer.

„Du lästerst mit Markus über mich? Das ist ja sehr interessant! Und was redet ihr da so? Die Steffi ist zu blöd, um einen abzukriegen? Oder zu hässlich? Oder zu langweilig?“

Nora beteuert, dass sie und Markus nicht lästern, sondern sich Sorgen um mich machen, und versucht, mich zu beruhigen. Aber wenn ich einmal auf der Palme bin… Der Gedanke, dass sie und ihr Markus gemütlich bei einem Glas Chardonnay über mein nicht vorhandenes Liebesleben herziehen – das geht gar nicht! Und so etwas hätte ich Nora auch niemals zugetraut. Ich dachte, sie steht auf meiner Seite und schaut nicht zusammen mit ihrem Markus aus der Ehepaar-Vogelperspektive auf mich herab.

War es naiv von mir zu denken, dass Noras Hochzeit nichts zwischen uns ändert? Vielleicht ein bisschen, doch wie hätte ich darauf kommen sollen? Nora und ich kennen uns seit siebzehn Jahren, seit ich nach Köln gezogen bin. In dieser Zeit hatten wir beide feste, und auch weniger feste, Beziehungen und das nicht immer gleichzeitig. Dass eine von uns gerade Single ist und die andere gerade nicht, war immer völlig ohne Bedeutung. Warum ist das jetzt nicht mehr so? Liegt es an dem Ring am Finger? Fühlt man sich als „Frau mit Ehemann“ anders?

Vermutlich. Nora hat sich im Spiel des Lebens eine Runde weitergewürfelt. Aufs Verheiratet-Feld. Wahrscheinlich hat sie den Eindruck, dass sie sich zu mir umdrehen muss, will aber lieber nach vorn schauen und weiterwürfeln, um aufs Einfamilienhaus- oder Baby-Feld zu gelangen. Davon bin ich meilenweilt entfernt und ich habe keine Ahnung, ob ich es überhaupt jemals so weit bringe.

Nora schaut mich betreten an.

„Vergiss alles, was ich gesagt habe, Steffi. Natürlich bin ich deine Umstyling-Beraterin. Soll Markus halt meckern!“

Sie lächelt jetzt ganz lieb, aber mit „Schwamm drüber!“ ist es bei mir in diesem Fall nicht getan. Ich will nicht, dass sie aus Pflichtgefühl zusagt oder, schlimmer noch, aus Mitleid. Ich will, dass sie sich genauso auf „Fashionista“ freut, wie ich es tue, mit mir rumkreischt und durch die Gegend hüpft. Wie Astrid. Vielleicht nehme ich doch lieber Astrid als Beraterin. Die Tricksereien treibe ich ihr schon noch aus und dass ich ausnahmsweise mal mehr zu entscheiden habe als sie, kriege ich ihr bestimmt auch vermittelt.

„Lass gut sein, Nora. Ich suche mir lieber eine andere Umstyling-Beraterin. Anscheinend hat sich zwischen uns etwas verändert und wir brauchen mal eine Auszeit.“

Klingt irrsinnig souverän und erwachsen. Aber kaum ist Nora aus der Tür, kullern bei mir die Tränen.

Wenn das so weitergeht, kauf ich mir 'ne Katze

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