Читать книгу Wenn das so weitergeht, kauf ich mir 'ne Katze - Linette Carlson - Страница 14
KAPITEL 10
ОглавлениеVier Tage später klingelt kurz nach der Mittagspause mein Handy. Ich drücke schnell meine Bürotür zu und nehme das Gespräch entgegen.
„Steffi Rottmann?“
„Halloho, hier ist Jana Engel von der ‚Fashionista‘-Redaktion! Ich habe total gute Nachrichten! Du bist dabei!“
Ich will auf gar keinen Fall hysterisch wirken, doch es gelingt mir nicht. Ich kreische ins Handy wie ein durchgeknallter Teenie.
„Eeeecht? Das ist ja suuuuper!“
Peinlich, klar. Aber ich finde mich in diesem Moment zum ersten Mal seit ganz langer Zeit selber ein bisschen toll und das muss raus!
Jana kündigt an, meinen Vertrag direkt in doppelter Ausführung loszuschicken und bittet mich, die letzte Märzwoche für die Dreharbeiten zu blocken. Bis Ende nächster Woche soll ich ihr eine Liste von Geschäften mailen, in denen ich gern mein neues Ich shoppen würde und eine Liste von Friseur- und Beautysalons, in denen ich mich aufhübschen lassen möchte. Sie gibt mir den Tipp, bei den Boutiquen auf die modische Bandbreite zu achten.
„Einen Laden auszusuchen, der nur T-Shirts verkauft, ist keine gute Idee, Steffi. Es ist besser, wenn du die einzelnen Teile deines neuen Outfits direkt beim Anprobieren in der Kombination sehen kannst.“
Macht Sinn.
Jana erkundigt sich, wie es meiner ursprünglich angedachten Umstyling-Beraterin Nora geht.
„Ist sie immer noch krank?“
Ich erkläre Nora für gesund und Jana freut sich.
„Super! Dann kannst du Nora ja doch als Umstyling-Beraterin nehmen!“
„Äh, habt ihr das Konzept verändert, Jana? Gibt es neuerdings zwei Umstyling-Beraterinnen?“
Jana lacht.
„Nein, nein, alles wie gehabt! Aber deine Chefin Astrid ist ja jetzt auch Kandidatin in der nächsten Köln-Woche. Und sie kann nicht gleichzeitig deine Umstyling-Beraterin sein!“
Habe ich mich gerade verhört?
„Was hast du eben gesagt, Jana? Astrid ist auch Kandidatin?“
Jetzt ist Jana irritiert.
„Weißt du das noch gar nicht, Steffi?“
„Äh, nee…“
„Astrid hat nach eurem Casting unseren Redakteur, den Matze, angerufen und ihm gesagt, dass sie lieber nicht nur deine Beraterin wäre, sondern echte Kandidatin. Tja, und als uns gestern Abend eine schon fest eingeplante Kandidatin abgesprungen ist, habe ich Astrid angefragt, weil sie bei deinem Casting total gut rüberkam. Sie hat sofort zugesagt. Total super, oder?“
Nein, nicht super. Überhaupt nicht super! Das ist ja wohl das Letzte! Wie kann Astrid mich so ausnutzen und hintergehen? „Fashionista“ ist mein Ding! Wieso habe ich naive Nuss sie bloß mit ins Boot geholt? Ich hätte mir doch denken können, dass sie mir nicht helfen will, sondern nur ihren eigenen Vorteil im Blick hat. Genau wie damals, als wir noch gleichgestellte Kolleginnen waren. Da hat sie mir nur zu gern scheißfreundlich ihre Unterstützung angeboten, um danach unsere gemeinsame Arbeit als ihre gänzlich eigene Leistung zu verkaufen.
„Bist du noch dran, Steffi?“, trällert Jana durch die Leitung.
„Ja, bin ich“, presse ich raus.
„Ich brauche die Nummer von Nora Becker. Ich muss einen Castingtermin mit ihr vereinbaren.“
Ich wimmle Jana damit ab, dass ich erst selbst mit Nora reden möchte, und verspreche einen Rückruf. In Wahrheit will ich Nora gar nicht an- und Jana auch nicht zurückrufen, sondern einfach alles hinschmeißen. Wenn Astrid auch mitmacht, habe ich keine Lust mehr! Sie wird unbedingt gewinnen wollen, sich die ganze Zeit in den Vordergrund drängen und den anderen Kandidatinnen bestimmt erzählen, dass mein Hausmeisterfreund Jens nur eine Erfindung ist. Dass ich in Wahrheit immer noch keinen Mann abgekriegt habe und mein Umstylingziel ein Witz ist, weil ich sowieso niemals Karriere machen werde. Und dann lachen sich alle inklusive Matze über mich tot. Nein, danke! Das muss ich mir nicht geben! Ich wollte bei „Fashionista“ mitmachen, um besser draufzukommen. Und nicht, um mich noch kleiner zu fühlen.
Ich greife wieder zum Handy, um Jana und damit „Fashionista“ abzusagen, merke aber, dass ich weine. Wuttränen. Oder sind es eher Frusttränen, weil es mal wieder nicht so läuft, wie ich es mir ausgemalt habe? Ich lege das Handy besser wieder weg und verziehe mich erstmal in Ruhe auf die Damentoilette. Wenn ich absage, will ich souverän wirken und nicht ins Telefon wimmern.