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9.

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Burkhart musste sich übergeben.

Die riesige Vogel-Todes-Gestalt schoss auf Morten und Nostra zu und bewegte sich dabei in einer Art und Weise, die Burkhart kaum beschreiben konnte. Die beiden Jäger waren überrumpelt und konnten sich gerade noch retten.

„Was ist das denn?“, entfuhr es Walburga.

„Ein Dämon“, antwortete Jacque knapp.

Sie verdrehte die Augen. „Das ist mir schon klar, aber so einen hab ich noch nie gesehen...“

„Tja, willkommen in der Jägerriege, meine Liebe. Das ist erst der Anfang. Dort draußen hausen noch weit mehr ... abscheuliche Kreaturen.“

„Meinst du, sie schaffen es?“

„Besser wär's, sonst sind wir als nächstes dran...“

Der Dämon sprang den beiden Jägern immer weiter hinterher und schlug dabei mit seinem scharfen Schnabel nach ihnen. Nur ein Treffer und sie würden eine üble Verletzung davontragen. Vielleicht sogar Körperteile verlieren oder noch Schlimmeres...

Walburga hatte noch nie gesehen, dass sich etwas so seltsam bewegen konnte, wie es der Dämon tat. Dabei konnte sie nicht genau sagen, woran genau das lag. Er schien über den Boden zu laufen oder auch zu gleiten, als befänden sich unter seinem Umhang dutzende kleine Insektenbeinchen, die über den Boden tippelten.

Morten und Nostra versuchten abwechselnd Treffer zu landen, aber die Bestie war zu schnell. Jedem Schlag konnte sie ausweichen und schleuderte dann einen Angriff ihrerseits hinterher, dem die Jäger manchmal nur knapp entgingen. Ein ums andere Mal stockten Walburga, Burkhart und Jacque der Atem, als sie dachten, jetzt hätte es Morten oder Nostra erwischt.

Morten steckte alle Kraft in einen geschickten Angriff, doch der Dämon konnte ausweichen und so streifte er ihn lediglich. Der Dämon hieb einen Konter gegen Morten, dem er gerade noch entgehen konnte. Morten fühlte, wie der gefährliche Schnabel nahe an seinem Gesicht vorbei zischte und ihm einen brennenden Striemen schlug.

Feiner Nebel strömte unter dem Umhang der Bestie hervor und benetzte Bäume, Grashalme und Erde. Morten hob seinen Arm instinktiv vors Gesicht. Kleine Tropfen blieben an seinem Ärmel hängen und rannen in kleinen Perlen daran herab. Die Luft roch bitter.

„Gift?“, murmelte Morten besorgt.

Er hoffte nur, dass das Gift nicht allzu stark war und nicht schnell wirkte...

Nostra nutzte die Gelegenheit, da der Dämon mit Morten beschäftigt war, sprang hoch und stürzte sich auf das Biest, um es von oben mit einem harten Schlag zu treffen. Der Dämon breitete seine Arme – oder Flügel oder Beine oder was auch immer sich unter seinem fetzigen, ledrigen Umhang noch verbarg – aus und parierte Nostras Angriff, sodass der im Bogen weggeschleudert wurde und sich gerade noch mit den Beinen an einem Stamm abdrücken konnte, um einen harten Aufprall zu vermeiden.

Morten folgte Nostras unfreiwilligem Flug mit den Augen, während er sich in der Hocke befand und zu Atem kam. Danach wanderte sein Blick zurück zu der Bestie, die brüllend den Kopf hob und zitternd ihren Körper schüttelte, als wäre sie ein Hund, der soeben aus dem Wasser stieg und sich trocknete.

Die Kreatur war wahrlich hartnäckig und ihre unwillkürlichen Bewegungen machten es schwer, Angriffe vorherzusehen. Morten hatte schon gegen ein paar schlimmere Bestien antreten müssen, aber der vorausgegangene Kampf gegen Nostra hatte seine Kraftreserven beansprucht und wenn er ganz ehrlich war, hatte er sich gegen seinen Jägerkollegen auch nicht gerade mit Bravur geschlagen...

Wenn er alleine wäre...

Sein Blick fiel auf Jacque und die anderen, die bang dem Kampf folgten. Jacque wirkte wie immer unerschütterlich, aber vor allem Burkhart sah verängstigt aus.

Nostra sprang vom Baum herunter und landete leichtfüßig neben Morten. Die Bestie schüttelte sich noch immer. Was trieb sie da nur?

Morten stand auf und hielt seinen Ärmel so, dass Nostra ihn sehen konnte. Im ersten Moment runzelte Nostra die Stirn, da er nicht wusste, auf was Morten hinauswollte. Als er die Tropfen erkannte, verstand er.

„Gift?“, fragte er.

Morten nickte. „Noch scheint es nicht zu wirken, aber wir können uns nicht sicher sein, wie stark und wie tödlich es ist.“

Nostra musterte Morten. Sein Blick blieb auf dem Striemen auf Mortens Wange hängen. „Na ja, du wirst es wohl zuerst herausfinden. Ich hoffe mal für dich, dass du noch nicht infiziert bist. Wenn doch, hoffe ich, dass es nicht allzu grausam für dich wird. Ich würde dir schon gerne selber das Licht auspusten und dich höchstpersönlich in die Hölle schicken.“

Morten grinste hart und bitter. „Konzentrier' dich lieber auf den Dämon, sonst landen wir noch beide in der Hölle.“ Seine Miene wurde ernst. „Nostra, das gefällt mir genauso wenig wie dir, aber wir müssen uns wohl zusammentun, um den Dämon in die Knie zu zwingen.“

Nostra ließ sich einige Sekunden Zeit, um die Situation einzuschätzen.

„Na schön. Ich helfe dir“, sagte er. Morten zog eine Braue hoch, sparte sich jedoch eine Antwort. „Ich würde sagen, du lenkst ihn ab und ich hau ihn dann ordentlich in Stücke“, schlug Nostra vor.

„Weil das grad eben auch schon so gut geklappt hat“, gab Morten sarkastisch zurück.

„Da haben wir das ja noch nicht richtig umgesetzt. Du bist doch eh schon vergiftet, dann kannst du auch den Köder spielen.“

Morten ließ seine Augen über die Umgebung schweifen. Irgendwie mussten sie es doch schaffen, den Dämon möglichst schnell zu beseitigen.

„Ich hab' eine Idee -“, sagte Morten.

„Das bezweifle ich...“

„- du treibst ihn zu dieser Engstelle dort vorne.“ Morten wies auf eine Gruppe Baumstämme, die verhältnismäßig nah beieinander standen und so eine kleine Sackgasse bildeten, in die sie die Bestie treiben konnten. „Und ich verpass' ihm dann den Gnadenstoß.“

Nostra folgte seinen Gesten und runzelte skeptisch die Stirn. „Dann muss ich ja den lästigen Teil übernehmen und du bekommst den spaßigen ab.“

„Deine Waffe ist länger und wirkt besser auf Distanz. Dir wird es leichter fallen, ihn zu treiben, ohne dabei in Gefahr zu geraten.“

„Pff.“

„Schnell. Ziehen wir's durch oder nicht? Der Dämon schlägt gleich wieder zu.“

Die Kreatur hörte endlich damit auf, ihren Körper durchzurütteln und suchte hektisch die Umgebung mit ihren Augen ab, um die Jäger zu erspähen. Als sie sie entdeckte, machte sie sich bereit, auf sie loszustürmen.

„Ja oder nein?“ Ein dringlicher Ton lag in Mortens Stimme.

„Von mir aus. Begib dich in Position. Ich treibe ihn zu dir.“

Während Nostra die Aufmerksamkeit auf sich zog, rannte Morten zum Engpass. Schon von den wenigen Metern war er außer Puste. Für einen kurzen Moment verschwamm seine Sicht. Begann das Gift bereits zu wirken oder bildete er sich das nur ein?

Er lehnte sich mit dem Rücken gegen einen der Stämme, atmete tief durch und schloss die Augen für eine Sekunde. Er musste sich konzentrieren und diesem Kampf endlich ein Ende bereiten. Je länger er andauerte, desto mehr schrumpfte ihre Chance zu gewinnen.

Nostra hieb schnell und hart auf den Gegner ein, doch jeder Schlag kostete ihn mehr und mehr Kraft. Auch seine Reserven waren langsam erschöpft. Dennoch kämpfte er so viel Energie in jede Bewegung, wie er noch aufbringen konnte. Als der Dämon beinahe in der Sackgasse angekommen war, rammte der Dämon ihn heftig und Nostra schlug mit dem Kopf hart gegen den Boden. Er blieb liegen und rührte sich nicht mehr. Morten biss die Zähne zusammen, es lag jetzt alleine an ihm.

Wie ein wildgewordener Eber raste der Dämon auf ihn zu und pflügte dabei über den Boden. Er schien sich nicht an Stock und Stein zu stören, die den unregelmäßigen Waldboden bedeckten. Morten konnte die blanke Wut in den Augen der Bestie sehen, während sie immer näher kam.

Erst im letzten Moment ließ er sich auf den Boden fallen, um unter dem herannahenden Körper hindurchzutauchen. Dabei hob er das Schwert und rammte es so fest in den schweren Dämon, wie er konnte. Er schrie, um seine Kraft zu kanalisieren. Im Todeskampf kreischte das Vieh laut auf und drosch mit seinem Schnabel auf Morten ein.

Morten riss seinen Kopf zur Seite und konnte den Schnabelhieben ausweichen. Er zog ein Knie an und trat gegen den Dämon, um ihn von seinem Kopf fernzuhalten. Er war sehr schwer und Morten kämpfte mit zusammen gebissenen Zähnen und aller Macht, die noch irgendwo in seinen Muskeln und Knochen steckten, gegen den immer wieder herab sausenden Schnabel an.

Es gelang ihm, die Kreatur ein wenig nach hinten zu treten. Der Dämon wand sich über ihm wie ein Fisch am Haken und versuchte mit aller Macht, sich irgendwie zu befreien. Morten krallte sich im Moos und in Wurzeln fest und trat gegen den Griff seines Schwertes, um die Klinge noch weiter in die Eingeweiden seines Gegners zu stoßen. Das Biest schrie auf und stieß in blinder Wut zu.

Etwas Scharfes drang in Mortens Körper ein und riss ihm Haut, Fleisch und Muskeln vom Körper. Ein Schwall Blut explodierte und tränkte seinen Arm und den Waldboden. Der Dämon über ihm erschlaffte und sein Körper und sein schwarzer Umhang legten sich über Morten wie ein Leichentuch.

Mortens Blick war starr nach oben gerichtet. Das bleiche Gesicht des Mondes schob sich zwischen den schwarzen Wolken hervor, um dem Tod hier unten zuzusehen.

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