Читать книгу Illuminas' Dämonen - Lisa Hummel - Страница 20
17.
Оглавление„Ich will hier weg...“, jammerte Burkhart.
Auch Walburga stand unschlüssig da und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte.
Sie waren noch den ganzen Tag gewandert, hatten aber keine Stelle gefunden, an der sie leicht den Hang erklimmen konnten. Der Regen, der in den letzten Tagen mal stärker, mal schwächer vom Himmel geprasselt war, hatte den Boden aufgeweicht und eine Lawine ausgelöst, die den Pass mit sich gerissen hatte. Wahrscheinlich war das mit anderen Pässen in der Nähe genauso geschehen – insofern es denn welche gab.
Nach stundenlangem – und schweigsamem – Wandern, waren sie zu einem Dorf mitten im Wald gelangt. Im ersten Moment konnten Walburga und Burkhart es kaum glauben. Ein echtes Dorf nach all der Zeit, in der sie keinen einzigen Menschen zu Gesicht bekommen hatten! Sie waren sich nicht sicher, ob sie nicht vielleicht halluzinierten, doch schon nach kurzer Zeit wurde die Freude zu blankem Entsetzen: Das Dorf war verlassen. Niemand war mehr hier.
„Das ist das Dorf Rhoyul“, sagte Morten. „Hier können wir die Nacht verbringen.“
Burkhart und Walburga sahen ihn entsetzt an.
„Aber ...“, sagte Burkhart. „Hier ist es total unheimlich. Hier spukt es mit Sicherheit.“
Morten zog eine Braue hoch. „Ach was. Hier ist es genauso sicher wie in Manrhay und wie im Wald.“
„Das glaube ich nicht ...“, murmelte Burkhart.
„Also gar nicht ...“, murmelte Walburga.
„Kommt. Lasst uns sehen, ob es hier ein Haus gibt, in dem wir übernachten können. Vielleicht gibt es weiche Kissen, warme Decken und ein solides Dach über dem Kopf.“
Morten lächelte sie an. Seine Worte klangen verführerisch. Walburga sehnte sich nach nichts mehr, als nach einem Zuber oder einer Wanne, in der sie sich gründlich waschen konnte, nach einem warmen und weichen Bett, in dem sie ihre schmerzenden Glieder ausstrecken konnte und nach einem nahrhaften und leckeren Essen, aber das verlassene Dorf schien ihr eher andere Dinge zu bieten, die nicht gerade von angenehmer Natur wären...
Die Geschwister blieben stehen. Ein Unwillen, der sich ihrer Muskeln ermächtigt hatte, hinderte sie daran, auch nur einen Fuß in das Dorf zu setzen. Jacque schob sie an.
„Na los, stellt euch nicht so an.“
Burkhart schluckte. Er sah sich hektisch um.
Sie liefen durch die Straßen. Nur das Prasseln des Regens war zu hören. Keine Menschen, keine Tiere, gar nichts. Ein Dorf sollte sich nicht so anhören.
„Hier ist wirklich keine Menschenseele ...“, murmelte Walburga.
„Sieht nicht so aus, als würden wir ein Haus finden, in dem wir die Nacht verbringen können“, sagte Jacque.
Er war vor einem der zum Teil eingestürzten Gebäude stehen geblieben und betrachtete es gründlich. Schutt lag in der ehemaligen Wohnstube. Walburga lief es kalt den Rücken runter. Die Tropfen, die ihr in die Kleidung fielen und ihren Körper herunter wanderten, machten das Ganze nicht besser.
Irgendwann einmal hatten hier Familien gewohnt, hatten gemeinsam gegessen, die Tage zusammen verbracht. Nachbarn waren auf den Straßen herumgestanden und hatten miteinander geplauscht, wenn sie sich begegnet waren. Und jetzt war das alles vorbei. Einfach so. Und sie wusste nicht einmal, was hier passiert war. Wieso die Bewohner das Dorf aufgegeben hatten.
Was wohl mit ihnen geschehen sein mochte? Ob sie Opfer eines Dämonenangriffs geworden waren? Ob hier eine Naturkatastrophe normales Leben unmöglich gemacht hatte? Waren sie nur weiter gezogen oder sind sie hier irgendwo ganz in der Nähe ums Leben gekommen?
„Was ist hier nur geschehen?“, fragte Burkhart und sprach damit ihre Gedanken aus.
Morten zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber wir werden heute Nacht hier bleiben und erst morgen weitergehen.“
Burkhart tauschte einen unglücklichen Blick mit Walburga.
Was auch immer hier geschehen sein mochte, sie hoffte, dass ihnen nicht das Gleiche widerfahren würde...