Читать книгу Illuminas' Dämonen - Lisa Hummel - Страница 18
15.
ОглавлениеEs vergingen noch drei Tage, in denen sie sich durch den Wald kämpften. Sie waren mit jedem Kilometer, den sie zurückgelegt hatten, schweigsamer geworden. Seit zwei Tagen regnete es, mal mehr, mal minder. Morten wirkte kränker und kränker, Burkhart wurde ängstlicher, Jacque verärgerter. Manchmal wunderte sich Walburga darüber, dass sich Morten überhaupt noch auf den Beinen halten konnte. Er hatte einen übermenschlichen Willen, sein Leiden vor ihnen zu verbergen. Anfangs schaffte er das noch ganz gut, aber ab einem gewissen Zeitpunkt sah sogar ein Blinder, dass es mit ihm bergab zu gehen schien...
Walburga und ihr Bruder hatten sich langsam an ihr abendliches Training gewöhnt. Auch wenn es ihnen noch immer unbehaglich war, sich zwischen all den Bäumen des Furcht einflößenden Waldes nur auf den jeweils anderen zu konzentrieren, machten sie Fortschritte. Morten beobachtete jeden Schritt, jede Bewegung genau, gab ihnen Anweisungen und Ratschläge.
Für gewöhnlich ließ sich Burkhart nach dem Training auf den Waldboden sinken – egal wie nass oder matschig er war – und döste vor sich hin. Manchmal schlief er sogar richtig fest ein und nur die Aussicht auf eine Mahlzeit, deren Zutaten Jacque anschaffte, konnte ihn aufwecken.
Burkhart hatte keine Ahnung, dass die anderen drei in der Nacht jeweils für ein paar Stunden Nachtwache hielten. Walburga war es lieber so. Er sollte sich so viel erholen, wie es ging. Eigentlich hatten Jacque und sie auch versucht, Morten zu überreden, auf seine Schicht zu verzichten und die Nacht lieber für seine Genesung zu nutzen, doch er blieb hartnäckig und bestand auf seinem Wachdienst. Irgendwann hatte Jacque frustriert seine Überredungsversuche eingestellt.
Morten und Walburga hatten es sich angewöhnt, sich in der Zeit nach dem Training und vor Jacques Rückkehr zu unterhalten. Sie sprachen über alle Themen und Dinge, die ihnen in den Sinn kamen. Walburga hätte nie geglaubt, dass sie sich so gut mit Morten verstehen würde.
Wie alle Jäger der Stadt und ihrem Umland war auch er von den meisten Bewohnern nicht gerne gesehen. Die Menschen sagten, er wäre arrogant, egoistisch und nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Die Leute misstrauten ihm. Sie hielten ihn – und die anderen Jäger – für Ausgeburten der Hölle, die mit den Dämonen unter einer Decke steckten.
Und mittlerweile war Walburga auch eine Jägerin. Zumindest war sie in der Ausbildung. Sie fragte sich, was die Städter über sie eines Tages sagen würden und warum sie so dumm waren. Warum sollten Jäger Dämonen töten, wenn sie unter einer Decke stecken würden?
„Sag mal, bist du dir sicher, dass wir überhaupt noch richtig gehen?“, fragte Jacque und riss damit nicht nur Walburga aus ihren Gedanken.
Schon den ganzen Tag waren sie größtenteils schweigend gewandert. Nur das Nötigste hatten sie miteinander besprochen. Es nieselte leicht.
Morten wandte sich zu ihm. „Wir kommen bald an einen Waldweg, der in einen Pass mündet. Dieser Weg ist der einfachste.“ Er grinste trotz des fiebrigen Glanzes, der in seinen Augen glitzerte. „Was allerdings nicht heißt, dass es ein Spaziergang wird.“
Jacque verzog sein Gesicht. „Und du bist dir sicher, dass wir uns nicht verlaufen haben?“
Morten nickte. Jacque betrachtete ihn misstrauisch, entschied sich aber dafür, ihm zu glauben.
„Glaub mir, nicht mehr lange und wir sind da.“
„Wann bist du denn das letzte Mal in diesem Kloster gewesen?“, fragte Burkhart.
Morten dachte nach. „Das ist schon ewig her. Ich glaube, das war kurz nachdem ich die Ausbildung abgeschlossen habe. Lange bevor ich Jacque das erste Mal begegnet war.“
„Und du bist dir sicher, dass du den Weg nach so langer Zeit noch weißt?“, fragte Walburga.
Morten verdrehte die Augen. „Zum tausendsten Mal: Ja. Hört endlich auf, mich zu nerven. Ich sage euch schon, wenn ich mich nicht mehr zurechtfinde.“
„Ist ja gut“, erwiderte sie. „Wir machen uns nur Sorgen.“
„Braucht ihr aber nicht.“
Jacque brummte etwas.