Читать книгу Therapie in Aktion - Lothar Kuschnik - Страница 18
ОглавлениеC | C | Quellen der Aktionstherapie IIDie Entstehung von Body Architecture: |
1. | Familientherapie - Virginia Satir |
Virginia Satir, die Begründerin der Familientherapie, gab auf Einladung J. Krops in den 60er Jahren im Welfare Department (Sozialamt) des Santa Clara County ungefähr 20 Workshops in Familientherapie für Sozialarbeiter. Sie war zu dieser Zeit als Familientherapeutin einigermaßen bekannt und verdiente 100 Dollar pro Tag. Einmal, bei einer Weiterbildung in Familientherapie für Beamte des County, war auch der Abteilungsleiter anwesend. Dieser sagte am Ende des Tages zu Joop: „Warum geben wir der Frau 100 Dollar? Was sie macht, kann doch jeder.“ Als Joop ihr diese Geschichte später erzählt, lacht sie nur und sagt: „Ja, heute koste ich 1500 Dollar pro Tag.“ Da war sie schon berühmt. Joop nimmt an den Workshops teil und lernt auf diese Weise Familientherapie. Die Angestellten und Beamten bringen die problematischen Familien aus ihrer Arbeit ein, und Virginia Satir gibt erläuternde Kommentare und Hinweise für die Arbeit. Das ist wirkliches Training und endlich das, was Joop immer gesucht hatte.
Joop erinnert sich an seine Begegnungen mit Virginia Satir: „Ich bewunderte am meisten ihre entspannte Haltung. Sie war Virginia in ihren Workshops, bei ihren Demonstrationsarbeiten und auch privat. Virginia war sehr normal, sie hatte keine therapeutischen Attitüden. Sie war sehr natürlich, so dass ich ,ich selbst’ sein konnte.
Ich habe von ihr gelernt, nicht in das (Familien-) System hineinzugehen, und mich der Gefahr, parteiisch zu werden, auszusetzen, sondern es von außen anzuschauen und es zu deuten. Dann brauche ich auch nicht meine Meinung zurück zu halten, sondern kann sie mit empathischer Grundhaltung darlegen ohne sie aufzudrücken‘. Ich sage ,Ich habe ein Bild von der Familie. Wollt ihr es sehen? - Ich sehe den Vater hier, die Mutter hier, den Sohn hier‘. Virginia handelte so, dass jedes Familienmitglied sich gesehen und akzeptiert fühlte, besonders der Symptomträger (,identified patient‘), derjenige, der beschuldigt wird, für das Unglück des Systems verantwortlich zu sein: der Vater, der säuft, oder der Sohn, der rebelliert. Virginia war sehr gut darin, ihre Arbeit zu demonstrieren, aber sie war nicht so gut darin, andere selbst arbeiten zu lassen. Von Virginia lernte ich auch, destruktive Einstellungen und Ansichten zu ‚rephrasieren‘ (umzuformulieren), um eine konstruktivere zu finden. Wenn ein Mann seine Frau mit einer Axt bedrohte, konnte sie die Frau fragen: ,Kannst du sehen, dass er zu dir kommen wollte?’ Das ging mir zu weit. Ich habe dann eher den Satz angeboten: gute Absicht - Scheiß-Ergebnis („good intentions - shitty outcomes“).
Ich habe von Virginia auch gelernt, den Klienten zu doppeln. Das Doppeln ist eigentlich eine Technik aus dem Psychodrama, bei der der Therapeut die verborgenen emotionalen Anteile des Klienten ausspricht. Die Dopplung eines wütenden Klienten durch den Therapeuten könnte etwa so aussehen: ,Ich fühle mich so hilflos und verletzt, dass ich einfach auf ihn losgehen möchte‘. - Klient: ‚Ja, das ist es, total hilflos‘, Wenn ich bei meinem Doppeln nicht das getroffen habe, was der Vater, die Mutter oder Sohn ausdrücken wollten, sah ich das an deren Reaktion und sagte: ,O.k., mach es richtig. Was willst du eigentlich sagen‘. So, ich war nicht Gott.“
Virginia hat die Familie auch aufgestellt. Dabei hat sie Berichtigungen durch die Familie akzeptiert… Joop schildert, wie eine Familie zu ihm in die Beratung kommt. Der Mann trinkt, die Frau und die beiden Kinder kommen mit zu der Sitzung. Nach einer kurzen Einleitung stellt Joop die Familie auf. Der Mann sitzt mit geballten Fäusten auf dem Sofa, die Frau steht in einigem Abstand und zeigt auf ihn, hinter ihr steht ihre Tochter, etwas abseits der Sohn. Es ist wichtig, nicht die Zuschreibungen der Frau zu übernehmen, sondern z. B. dem Mann durch das Doppeln seine Stimme zu leihen: ,Ich bin sehr böse. Ich trinke, um diese Wut nicht mehr zu spüren. Meine Frau dominiert, ich habe nichts zu sagen.’ Dann fragt Joop den Mann: „Willst du etwas ausprobieren? Willst du aufstehen und zu deiner Frau sagen: ,Ich nehme das nicht an‘. Wie ist das, wenn du das sagst? Ist es gut, ist es schlecht?“
Der Mann: „Nein, es ist gefährlich.“
Joop: „Sag das zu deiner Frau: ,Es ist zu gefährlich aufzustehen und zu dir zu gehen‘.“
Danach zur Frau: „Was willst du nun sagen?“
So bricht Joop mit dieser Arbeit die Rollenzuschreibungen in der Familie auf, weitet den Blick für neue Sichtweisen. Er sagt: „Ich war sehr gut im Doppeln, dabei habe ich die Erfahrungen aus der Bioenergetik genutzt, um in den Gesichtern und Körpern zu lesen.“ Auch Kinder haben auf diese Arbeit positiv reagiert. Wenn Joop sie gedoppelt hat, hat er vielleicht gesagt: „Ich bin bange. Ich habe Angst um meine Familie.“ Dabei arbeitet er gerne mit unvollendeten Sätzen: „Ich bin böse, wegen…“, wenn nichts kommt, kann er etwas sagen. Das ist eine besondere Spezialität in der Arbeit von Joop. Durch die unvollendeten Sätze bietet er dem Klienten eine Gelegenheit, bisher nur vorbewusstes Wissen zu formulieren. Er erzählt: „Wenn ich etwas probiere, habe ich die Hand auf der Schulter des Klienten. Dann spüre ich, ob es klappt. Wenn es nicht klappt, sage ich: ,Kannst du es stimmig machen?‘ So wird deutlich, dass die Verantwortung für den Prozess beim Klienten bleibt.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, die einzelnen Familienmitglieder zu bitten, das System nacheinander aufzustellen, um so die unterschiedliche Wahrnehmung sichtbar zu machen.
2. | Psychodrama - Jacob Moreno |
Das Psychodrama (gr. Psyche = Seele, Drama = Handlung) ist vom österreichischen Arzt Jacob Moreno (1890 - 1974) als Gegenentwurf zur Psychoanalyse entwickelt worden. Zunächst in der Gruppentherapie benutzt, wird es inzwischen auch im Einzelsetting eingesetzt. Der Protagonist baut sein intrapsychisches Szenario auf einer Spielbühne im Gruppenraum auf. Die anderen Gruppenmitglieder verkörpern die für den Protagonisten relevanten Personen. Er gibt ihnen ihre Rolle vor, indem er hinter sie tritt und in der 1. Person Singular das sagt, was sie wissen müssen, um die Rolle auszufüllen. Am Ende der Session ist es wichtig, die Mitspieler ganz formal aus ihren Rollen zu entlassen. Eine wichtige Technik im Psychodrama ist das Doppeln (s.o.). Beim Doppeln steht der Therapeut hinter dem Klienten und spricht die von ihm vermuteten unausgesprochenen Gefühle und Gedanken des Klienten aus. Wichtig für den Erfolg einer Psychodrama-Arbeit ist die Fähigkeit aller Mitspielenden und vor allem des Therapeuten, ihre Wahrnehmung im Hier und Jetzt genau zu präzisieren, denn es geht darum, dem Protagonisten durch Einfühlungsvermögen zu neuen Erkenntnissen und Erfahrungen zu verhelfen und nicht „sein Ding zu machen.“ Häufig werden alte Konfliktszenarien aus Elternhaus und Schule, die in die Kinder- und Jugendzeit zurückreichen, bearbeitet, da sie mit ihren Prägungen die Möglichkeiten des Klienten in seinem jetzigen Leben beeinträchtigen. Durch das Feedback (Rückmeldung, wie der Protagonist erlebt wird) und das Sharing (Mitteilen der eigenen durch die Arbeit hervorgerufenen Gefühle und Gedanken) der Mitspieler und Teilnehmer bekommt der Protagonist die Möglichkeit, eine Szene zu entwickeln, die heilend für ihn wirkt und so Lösungen entstehen lässt.
Doch lassen wir Joop erzählen, wie er das Psychodrama kennengelernt hat:
„Es gab Workshops und auch eine Psychodramagruppe, die ich besucht habe. Moreno war in der Zeit leider schon ein bisschen dement. Er kam als der große Held und bekam Applaus. Dann setzte er sich hin und Zerka, seine Frau, machte die Arbeit. Sie war gut. Wenn einer sagte: ,Ich denke, dass ich noch ein unerledigtes Geschäft mit meinem Vater habe. Er hat mich damals geprügelt.’- ‚O.k. wo ist dein Vater (mit Blick in die Gruppe)? Wie war dein Zimmer früher? Wie hast du auf die Umgebung damals reagiert?‘ Die Mitglieder der Gruppe waren dann der Vater, die Mutter, die Brüder. Dann wurde die Aktion eingeleitet. Der Vater hat gesprochen, die Mutter hat gesprochen und der Protagonist hat auch gesprochen. Dann gab es eine Aktion, in der der Protagonist vielleicht dem Vater Vorwürfe macht, der Vater aber nicht ,zurück haut‘, sondern mehr neutral bleibt. Das war sehr imposant. Es gab eine Gruppe in Palo Alto, die auch Psychodrama anbot. Da gab es eine Gruppe von Assistenten, wir nannten sie Wolfsrudel (wolf pack), die sehr konfrontierend war. Sie parodierten die Teilnehmer, ahmten sie übertrieben nach, und die Leiter arbeiteten in dieser großen Gruppe, es waren ca. 50 Leute anwesend, mit den Teilnehmern. Manchmal hatten diese ein Anliegen formuliert und manchmal nicht, das war ihnen egal. Wenn ein Klient traurig wurde und weinte, dann haben sie eine Schallplatte aufgelegt, auf der ein Baby weinte. Das kam sarkastisch rüber. Wenn der Klient in der Lage war, zurück zu kämpfen, war es in Ordnung. Konnte er das aber nicht, dann gab es keine Hilfe, und ich habe erlebt, wie Menschen ganz erschüttert nach Hause gingen, weil sie sich nicht getraut hatten ,Stop‘ zu sagen und die Gruppe vorzeitig zu verlassen. Es wurde viel ausprobiert in den 70er Jahren und manches ging eben auch mal schief. Nichtsdestotrotz hat mir Psychodrama gut gefallen, und ich habe Elemente davon in meiner Therapie gern benutzt.“
3. | Bioenergetik - Al Lowen, Stanley Keleman u.a. |
Joop hat eine vierjährige bioenergetische Ausbildung gemacht. Dabei hat er verschiedene Trainer kennengelernt, u.a. Alexander Lowen und John Pierrakos, die beiden Gründer des International Institute for Bioenergetic Analysis. Seine erste Erfahrung beschreibt er so: „Am ersten Tag stand ich mit zwei Anderen in Badehose vor der Gruppe und wurde von Stanley Keleman analysiert: Typischer europäischer Bau, instinkthafte Unsicherheit, viel Energie im Besonderen im Oberkörper. Er zieht sich aus seinem Körper‘. Ich fühlte mich nackt. Die Gruppe wurde nun aufgefordert, in Prozenten festzustellen, wie viel schizoide, orale, masochistische und viel rigide Charaktereigenschaften sie in uns sahen. Das war scheußlich. Das empfand ich als 100% pathologisierend. Später konnte ich den Nutzen dieser Entwicklungsstufen mehr würdigen. Die pathologische Orientierung konnte ich nicht würdigen. Ich habe sie aber für mich neu interpretiert. Und zwar habe ich es als Nicht-Vollenden einer Wachstumsphase begriffen.“
Für vier Charaktertypen aus bioenergetischer Sicht, schizoid, oral, masochistisch und rigide, hat Joop vier Fragen formuliert. Wenn sie nicht ausreichend beantwortet werden können, deutet das auf eine tiefe innere Blockade hin. Der Mensch kreist dann auf unbewusster Ebene immer um diese Fragen.
Für den Schizoiden: Bin ich existenziell gegründet? Stehe ich zu mir?
Wenn man nicht zu sich stehen kann, kann man das im Leib sehen. Man kann sehen, dass jemand nicht gegründet ist. Diese Menschen müssen lernen, sich zu gründen. Es kann sein, dass durch das Gründen starke Gefühle im Klienten aufkommen, was zunächst bedrohlich für ihn ist. Er hat nicht gelernt, mit diesen Gefühlen umzugehen, deshalb vermeidet er sie. Weil er befürchtet, dass er mit ihnen in Berührung kommt, wenn er sich wirklich auf einen Kontakt zu einem anderen Menschen aber auch zu sich selbst einlässt, vermeidet er, zu sich zu stehen, wirklich anwesend zu sein, sich zu gründen. Bereits der Augenkontakt kann bedrohlich sein, weil er als „Eindringen“ in die eigene Welt erlebt wird.
„In einer Übung habe ich das oft so gemacht“, erzählt Joop. „Der Klient muss sich hinstellen und sagen: ,Ich bin hier’. Dann frage ich wiederholend: ‚Weißt du das sicher?’ Für ihn war ja das da Sein traumatisch in seinem früheren Erleben. Wenn er da war und vielleicht weinte, wurde er bestraft. So wurde er ängstlich. Das Trauma war so stark, dass er beschloss, nicht da zu sein. In der Übung konnte er den Schmerz noch einmal erleben. Er erlebt sich als verwundbar, aber er kann seine Reaktion verändern. Etwa: ,Ich bin da, was du sagst, ist mir gleichgültig.’ Er lernt, sich im Kontakt abzugrenzen. In einer anderen Übung stellt sich Joop vor den Klienten und sagt, dass er ihn anschauen soll. Dann sagt er, indem er ihn auch anschaut: ,Ich bin für dich da.‘ Im nächsten Augenblick geht er aus dem Augenkontakt und sagt: ,Ich bin nicht da.‘ Das wiederholt der Therapeut ein paar Mal. Dann werden die Rollen getauscht. Jetzt hat der Klient die Wahl zu sagen: ,Ich bin da, ich bin nicht da.‘ Joops Kommentar: „Ich habe in der Auswertung dieser Übung oft erlebt, dass die Klienten erzählt haben, wie sicher sie sich gefühlt haben, wenn sie ,nicht da waren.’“
Für den Oralen: Werden meine Bedürfnisse befriedigt?
Diese Menschen müssen lernen, zu bitten, damit ihre Bedürfnisse befriedigt werden können. Das heißt, sie übernehmen auch die Verantwortung für ein Bedürfnis, äußern es und erwarten nicht länger, dass die Umwelt ahnt, was sie brauchen.
Joop erinnert eine Übung für die „Oralen“. Der Klient legt sich mit dem Rücken auf die Matte und hebt die Arme. Dann wird gewartet was kommt. Wen will er etwas fragen, was will er fragen oder sagen. Der Therapeut geht zu ihm und sagt: ,Ich werde für dich da sein’. Dann geht er weg, kommt wieder und sagt: ,Ich werde nicht für dich da sein.’ „Das ist eine sehr tiefe emotionale Erfahrung“, sagt Joop, „die wir dann hinterher aufgearbeitet haben. Der Klient muss sagen, was er will. So lernten Menschen mit einer oralen Struktur, dass man ohne Versorgung als erwachsener Mensch dennoch bestehen kann. Ein Teil der Übung wird durch Fragen nicht beantwortet“, ergänzt Joop, „du bekommst nichts - und niemand stirbt.“
Für den Masochisten: Muss ich leisten, um geliebt zu werden?
„Meine Übung für den Masochisten: Er legte sich auf die Matratze und wurde von mir mit einer Hand gestreichelt (,bekommt Liebe’). Sagte: ,Ich liebe dich, ich bin da für dich.’ Mit der anderen Hand gab ich einen Druck auf seine Brust und verstärkte den Druck, während ich weiter mit der anderen Hand und verbal ,Liebe gab’.
Der Klient wurde verwirrt, wusste nicht, was er denken sollte. Er hatte nicht den Mut, die Hand mit dem Druck wegzustoßen. Denn er fürchtete, die Hand mit der Liebe zu verlieren. Die hätte ich dann auch zurückgezogen. Die Person wurde verzweifelt, aber auf diese Weise erlebte sie den zentralen inneren Konflikt ihres Lebens. Diese Klienten mussten lernen zu sagen: ,Ich will deine Liebe mit beiden Händen, also ganz.‘ Oder sie mussten lernen, die Beziehung aufzugeben, wenn sie nur unter diesen schmerzlichen Bedingungen gestaltet wurde. Die Lösung kreierten wir dann, indem der Klient sagte: ,Dies ist nicht die Beziehung, die ich will. Mach es anders.‘ Dann konnte ich fragen: Wie? Dann fanden wir gemeinsam eine gute Lösung.“
Für den Rigiden: Kann ich mich verletzlich zeigen?
Hier bietet sich besonders die Arbeit mit Geleiteten Phantasien oder mit Objekten an, erklärt uns Joop. Eine spezielle Übung habe er für diesen Typus nicht entwickelt.
„So habe ich die bioenergetische Methode für mich umgesetzt und die Klienten gefragt, ob sie damit weiter arbeiten wollen. Ich habe aber die feste Zuschreibung (Etikettierung) herausgenommen.
Ich habe viele Trainer gesehen, die bioenergetische Analyse gemacht haben, aber ich selber fühlte mich nicht in der Lage dazu. Wenn ich z. B. Klienten gebeten hätte, sich für eine bioenergetische Sitzung zu kleiden, dann hätte ich auch nur bioenergetisch arbeiten können. Ich hätte dann keine Geleitete Phantasie machen können.
So bin ich nie ein Gestalttherapeut, Bioenergetiker, Transaktionsanalytiker oder Therapeut einer Richtung geworden. Ich habe dankbar ihre Methoden gelernt und in meine Arbeitsweise integriert. Sturer Holländer.
Von der Bioenergetik habe ich die genaue Beobachtung des Körpers, vor allem der nonverbalen Signale, gelernt. Das hat mir beim Poker und Bridge spielen oft geholfen. Wenn ich am Körper eines Klienten etwas wahrgenommen habe, wie z. B. ein chronisches Halten in der Brust, habe ich ihm das gesagt und ihn gefragt, ob er das weiter erforschen will.“
Der eigentliche Begründer der Bioenergetik, Al Lowen, hat Joop nicht so sehr beeindruckt. Er hat im Rahmen seiner Ausbildung vier Workshops bei ihm gemacht. „Wir mochten ihn, aber er war nicht der beste Trainer“, erinnert sich Joop. „Er imponierte uns sehr, wenn er Leute analysierte. Ich war beeindruckt, aber ich war nicht in der Lage, es selbst zu tun. Ich konnte nicht so viel sehen wie Al Lowen oder Keleman. Ich habe, wie gesagt, Elemente aus der Bioenergetik benutzt. Ich hatte z. B. eine Matratze und bat die Menschen, sich darauf zu legen. Dann drückte ich auf die Brust und wartete, was passierte. Die Gefühle kamen zum Ausdruck, und ähnlich arbeitete ich auch mit dem Würfel, auf den die Klienten schlugen, um ihren Ärger auszudrücken. Aber nach einiger Zeit habe ich diese Methoden nicht mehr so oft gebraucht, weil ich bemerkte, dass der Ausdruck allein, z. B. von Ärger, nicht wirklich verändernd in den Menschen wirkt.“ Und er ergänzt: „Es ist bedauerlich, dass Al Lowen die Begrifflichkeit der Psychoanalyse zur Beschreibung seiner Charakterstrukturen benutzt hat. Eric Berne hat gesagt: ,Die Psychoanalyse und ich sind als Freunde auseinander gegangen.’ Al Lowen hätte das Gleiche sagen können. Ich wünschte, er hätte es getan.“
Die Arbeit von Stanley Keleman war anders. Er forciert nicht so sehr den ,großen Ausbruch’, sondern fragt z. B. bei einem aggressiven Impuls zum Schlagen: ,Mach es mal ganz langsam. Spürst du, wo dieser Impuls entsteht?’
„Keleman wirkte sehr gegründet“, erzählt Joop, „er machte keine Show wie Perls oder Simkin. Perls schickte die Klienten ja zurück auf den Platz, wenn sie keine ,richtige Show gegeben hatten’. Er hatte immer ein Auge auf das Publikum. Keleman war anders. Ich vertraute ihm.“