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Vorbemerkung

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„Wir lernen nicht durch Einsicht, sondern wir sehen manchmal ein, was wir gelernt haben.“

Wolf Büntig

Joop (John) P. Krop ist der Begründer der Aktionstherapie, einer Therapieform, die in Deutschland bisher kaum bekannt ist. Joop hat diese Form therapeutischer Arbeit aus verschiedenen Quellen der Humanistischen Psychologie entwickelt. Ihm ist es wichtig, Menschen in Aktion zu bringen und ihnen so zu neuen Erfahrungen und Erkenntnissen zu verhelfen. Wir haben Joop im April 2011 in den USA interviewt und seine Schriften ausgewertet. So ist dieses Buch entstanden. Joop war vor 20 Jahren unser Ausbilder, später Supervisor, als Susanne (Lothars Frau), Gertrud, Arno und Lothar für ein niederländisches Gestalt-Institut als Lehrtherapeuten arbeiteten. Damals hatte er uns aus seinem Leben erzählt, und wir waren fasziniert. Da wandert ein junger Niederländer aus dem ‚Arme-Leute-Viertel’ „Jordaan“ in Amsterdam in den 50er Jahren in die USA aus und lernt „die Großen“ der Therapieszene der 70er Jahre kennen: Fritz Perls (Gestalttherapie), Eric Berne (Transaktionale Analyse) Virginia Satir (Familientherapie), J. Grinder und R. Bandler (NLP) um nur einige zu nennen. Als Arno einen Artikel von Joop aus dem Englischen übersetzte, erinnerten wir uns an ihn, und die Idee zu diesem Projekt entstand. Das Buch will drei Fäden miteinander verknüpfen: A - die Darstellung der Aktionstherapie, B - die Begegnung mit dem Menschen Joop Krop auch in seiner kreatürlichen Fragilität und C - die Quellen der Aktionstherapie. Uns hat es bewegt, diesen Mann am Ende seines Lebens so offen, lebendig und zerbrechlich zugleich zu erleben. Die Geleitete Phantasie über sein Ende (s. S. 221) zählt sicher zu den ganz besonderen Momenten unserer Begegnung und dieses Buches.

In unseren Interviews wird deutlich, wie eine therapeutische Haltung in einer bestimmten Sicht auf die Welt oder Lebenshaltung begründet ist. Wenn Joop formuliert: „Die Essenz des Lebens ist die Suche“, dann ist die Spur zu einer solchen Sicht auf das Leben vielleicht schon bei dem Vierjährigen auf den Straßen Amsterdams gelegt worden. Sein Vater ließ ihn „versteckte Hinweise“ auf Entdeckungen finden, und Joop lernte auf diese Weise, dass die Welt ein Feld für Entdecker ist. Er machte die Erfahrung, dass nichts so ist, wie es beim ersten Augenschein zu sein scheint. Wir können das akademisch als „Einführung in die Phänomenologie“ bezeichnen, die dem therapeutischen Tun der Verfahren der Humanistischen Psychologie als philosophische Grundhaltung innewohnt. Wir können es auch einfach als ein Bewahren kindlicher Entdeckerfreude beschreiben. Diese Haltung, den Phänomenen der Welt möglichst offen zu begegnen, erklärt den partnerschaftlichen Therapiestil von Joop. Er ist nicht der große Erklärer oder Besserwisser, sondern ein mit dem Klienten Suchender. Daher ist er schnell bereit, eine einmal gewonnene Erkenntnis wieder zu verwerfen, wenn sie dem Klienten nicht dient. Da ist keine Arroganz und kein Guru-Gehabe zu entdecken. Das macht die Aktionstherapie und ihren Begründer so sympathisch und ihre Anwendung so lebendig und spannend.

Während der Interviews sind wir auf ein Phänomen gestoßen. Joop ist nie einer Therapierichtung ausschließlich gefolgt. Er ist ein „Eklektiker“ oder ein „sturer Holländer“, wie er selbst sagt. Das ist deshalb erstaunlich, weil die meisten anderen Therapeuten seiner Generation zu „Schülern“ von Fritz Perls, Virginia Satir, Eric Berne, Bandler und Grinder u.a. wurden. Joop nicht. „Warum?“ - haben wir uns gefragt und folgende Erklärung gefunden, die in seiner Biographie begründet ist. Joop ist in einem besonderen Viertel in Amsterdam aufgewachsen: dem Jordaan. In seiner Nachbarschaft und Verwandtschaft sind ihm viele, zwar arme, aber sehr originelle Menschen begegnet, die alle ihre ‚eigene Art’ entwickelt hatten. Sein Vater hat schon früh in ihm die Neugier für die Welt geweckt, in der Montessori-Schule wurde dieser wache Forschergeist weiter gefördert. So hat sich Joop aus dem Arbeitermilieu empor gearbeitet und sich seine innere Unabhängigkeit bewahrt. Ganz selbstbewusst sagt er oft: „Ich habe das (gemeint ist ein Therapieverfahren) gesehen und das genommen, was zu mir passte.“ In der Darstellung der Begegnung von Joop mit den berühmten Männern und Frauen der Humanistischen Psychologie scheint dieses Selbstbewusstsein auf. Wir haben jeder Begegnung eine kurze Darstellung der betreffenden Therapierichtung angefügt. So entsteht ein Kompendium einiger Therapieverfahren der Humanistischen Psychologie. Der Leser bekommt einen Überblick über Gestalttherapie, NLP, Systemische Therapie, Transaktionsanalyse, Bioenergetik und vieles mehr. Die Darstellung der einzelnen Verfahren haben wir, ebenso wie die Biographie, als Quellen in die Beschreibung der Aktionstherapie eingearbeitet.

So entstand die Gliederung:

A - Darstellung der Aktionstherapie

B - Biographie von Joop Krop

C - Quellen der Aktionstherapie

Der Leser kann sich nun, seinem Interesse folgend, frei in diesem Buch bewegen, getreu Joops Motto: Die Essenz des Lebens ist die Suche.

Joop

Der Leser wird bei der Lektüre schnell merken, dass die wörtlichen Zitate von Joop kein wirkliches Hochdeutsch sind. Joop sprach in den Interviews mit uns Deutsch und Englisch und Niederländisch und je nach Tagesform auch alles in einem Satz. Wir haben uns nach einiger Zeit darauf eingestellt, und es macht den besonderen Charme dieser Sprache aus, dass manche Formulierung in ‚Niederländisch-Deutsch’ viel weicher klingt als in Hochdeutsch. So hoffen wir, auch in der Sprache, diese besondere Begegnung eingefangen zu haben.

Ach ja, noch eine Bemerkung zu Joops Namen. Sein Name im Niederländischen ist Joop, im Deutschen wäre es Johannes, in den USA wird er zu John. In den biographischen Darstellungen des Buches verwenden wir den niederländischen Geburtsnamen ‚Joop’. In den mehr theoretischen Teilen, wenn die ‚Einbürgerung’ in die USA ganz vollzogen ist, verwenden wir den dort gebräuchlichen Namen John.

Alle Teile der Biographie sind von Joop gelesen, und er hat dem Geschriebenen so zugestimmt. Es war für uns eine besondere Herausforderung, das Leben und Werk von Joop angesichts seiner schwindenden Kräfte in eine Form zu bringen, die Würdigung und Respekt für seine Lebensleistung ausdrücken und zugleich Joop als ‚Lehrer’ zu Wort kommen zu lassen. Das Einzige, was er bedauert, ist die Tatsache, dass er zu wenige ‚students’ in Aktionstherapie ausgebildet hat. Das wollen wir ändern, denn seine sehr bodenständige und klare Therapieform hat es verdient, den Weg in den ‚therapeutischen Handwerkskasten’ all derer zu finden, die Menschen begleiten.

Wir werden uns irgendwann von Joop verabschieden müssen. Irgendwann wird ein Anruf aus den USA kommen und dann …

Wir sind dankbar, dass er uns so offen empfangen hat und an keiner Stelle zu erkennen gab, dass ihm unser Interesse zu viel war. Im Gegenteil: Wir hatten den Eindruck, er hat seine Kräfte mobilisiert, um der Welt sein Vermächtnis mitzuteilen. Wir sind froh, dass wir dabei hilfreich sein können.

Therapie in Aktion

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