Читать книгу Therapie in Aktion - Lothar Kuschnik - Страница 25

phallisch Bei diesem Typ dreht sich viel um die sexuelle Potenz. Er ist aggressivverletzend und oft auch ungeduldig. hysterisch

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Der hysterische Typ nach Lowen neigt zu einem übertriebenen Verhalten. Er will Aufmerksamkeit um jeden Preis. Seine übersteigerten gefühlsmäßigen Reaktionen spiegeln sich im vegetativen körperlichen Bereich. Dabei wird die Sexualität eher als eine Abwehr benutzt, um sich gegen ein tiefes Einlassen zu schützen.

4. Psychomotorische Therapie - Al Pesso

„Pesso hat mich sehr beeindruckt“, sagt Joop und schildert uns eine Arbeit, die er mit Pesso in den siebziger Jahren gemacht hat. Albert Pesso war ursprünglich ein Tänzer. Wenn er als Trainer in seinen Workshops arbeitete, forderte er die Teilnehmer auf, eine Struktur entstehen zu lassen.

„Als Ausbilder war er nicht so gut“, meint Joop, „er konnte es nicht ertragen, seine Studenten Fehler machen zu lassen. Er übernahm es immer selbst. Er selbst war überragend in der Arbeit mit einer ‚Struktur‘ “.

Struktur meint die Einzelarbeit in der Gruppe. Eine Struktur dauert ungefähr 50 Minuten. Zunächst schildert der Klient sein Anliegen, und der Therapeut führt ihn durch gezielte Fragen zu alten Gefühlen und Reaktionsmustern (old map), die in Beziehung zum aktuellen Anliegen stehen.

Wenn wir sehr in unseren alten Prägungen und Bildern von Beziehungen verhaftet sind, übertragen wir sie in der Regel auf unsere aktuellen Beziehungen. Freud nannte dieses Phänomen „Übertragung“. Pesso nennt diese alten Prägungen und damit verbundenen Gefühle „wahre Szene“. Sein Ziel ist es, den Klienten diese „wahre Szene“ in ihrer Gefühlsqualität empfinden zu lassen. Dann tauchen automatisch Assoziationen und Erinnerungen an Szenen in unserer Lebensgeschichte auf, die mit der „wahren Szene“ in Verbindung stehen. So gelangt Pesso nach der erzählenden Ebene einen Schritt weiter in eine therapeutische Tiefung und exploriert mit dem Klienten die „historische Szene“. Diese historische Szene wird dann mit Rollenspielern genau so auf die Bühne der Struktur gebracht, wie der Klient sie damals erlebt hat. Das erinnert uns an die Arbeit des Psychodramas nach Moreno. Im Durchleben der „historischen Szene“ tauchen natürlich starke Gefühle im Klienten auf. Gefühle, die er damals nicht ausdrücken konnte. Durch die Erfahrung von Schutz und Gehaltensein kann er so in Kontakt mit seinen wirklichen Bedürfnissen kommen und sie ausdrücken. Jetzt geht es um die Reaktion der Umwelt. Zum einen der Umwelt von damals, in der Regel die Eltern, und dann um ein „ReProgramming“ der alten Erfahrung durch „ideale Eltern“. Diese Rolle nimmt der Therapeut mit Unterstützung der Gruppenteilnehmer ein. So entsteht eine heilende Gegenszene (Antidot). Durch das tiefe Erleben dieses Geschehens auf Gefühls- und Körperebene kann eine neue mentale Programmierung geschehen. Wir finden hier den gleichen erlebniszentrierten Ansatz wie in der Gestalttherapie wieder, die sagt: „In jedem wirklichen zweiten Erleben geschieht Heilung.“ Pesso war der Respekt vor der Freiheit und damit auch der Autonomie des Klienten ein großes Anliegen, darin stimmt er mit Joop Krop ganz überein. Der Klient bestimmt, ebenso wie jeder Rollenspieler ganz allein, wie weit er in seinem Prozess geht.

Doch hören wir jetzt Joop weiter zu:

„Ich hatte noch persönlich eine Erfahrung mit Pesso. Die Leute konnten mich nicht als negativen Vater wählen, weil ich zu stark war. Pesso dachte, dass ich dem nicht zustimmen würde. Aber das war nicht das Problem.

Ich war damals schon Leiter des Centers und besuchte mehrere Workshops von Pesso in Amsterdam und dann auch in Monterey. Pesso war eigentlich in den USA, aber er ging auch nach Holland, um dort Workshops zu geben. Man kann nicht sagen, dass die Psychomotorische Therapie auf eine andere Therapie aufgebaut ist. Er ist damit auf den Markt gekommen, und hat es ganz genial verbreitet.“

Frage: „Sag mal Joop, was würde passieren, wenn ich mit einem Anliegen in einer Gruppe von Pesso wäre?“

Joop: „Er würde die Teile deines Anliegens benennen lassen. Wenn es ein Problem mit dem Vater wäre, würde er jemanden aus der Gruppe bitten, der Vater zu sein. Aber er würde einen negativen und einen positiven Vater wählen. Dann würde eine Interaktion passieren. Natürlich funktioniert das Ganze auch mit der Mutter. Wenn es eine Mutter geben würde, würde er fragen, welche speziellen Sätze sie gesagt hat. Die werden der Vertreterin dann eingegeben.

Bleiben wir beim Vater. Zuerst wird mit dem negativen Vater abgerechnet. Man geht in ein Gefecht mit ihm. Aber der Rollenspieler des negativen Vaters wird nicht zum Schauspieler. Er bekommt die Sätze, die er sagen soll, vom Klienten. Der Therapeut fragt: ,Was würde er nun sagen?’ Am Ende dieser Sequenz wird der negative Vater aus dem Raum geschickt. Er bleibt draußen, bis die Struktur abgeschlossen ist. Der Klient sagt dann: ,Ich hab dich nicht mehr nötig, lass mich in Ruh.’ Der Vater kann aber auch noch Widerstand leisten: ,Du hast mich nötig.’ Wenn er weg ist, ist da eine Erleichterung aber auch ein Bedauern. Der Vater fehlt. Man gibt dann Zeit, um zu bedauern, dass man keinen Vater mehr hat. Ich muss es in meiner Seele mitkommen, ich muss spüren, wie es ist, ohne Vater zu sein. Man kann dann eine Weile dasitzen und dann fragen: ,Ist es nun Zeit für den positiven Vater? Bist du nun bereit dafür? Wo soll er sitzen, wo willst du sitzen?’ Das ist eine ganz emotionale Situation. Der positive Vater spricht auch nicht selbst. Er bekommt seine Sätze von dem Klienten. Der Therapeut fragt: ,Was wird er nun sagen?’. ,Was willst du nun hören?’ Wenn der positive Vater das sagt, wird Zeit gegeben: ,Kannst du das hören?’ ‚Nein.’ ‚Willst du das noch mal hören?’ ‚Ja.’ ‚Ich liebe dich wirklich.’ ‚Wirklich?’ ‚Ja, ich liebe dich wirklich.’ Das geht so lange, bis der Klient es akzeptiert und genug gehört hat. ‚Willst du noch mehr hören? Bist du fertig. Danke deinem positiven Vater. Kann der nun aus der Rolle gehen?’ ,Ok, ich bin nicht länger dein positiver Vater. Ich bin wieder Joop, dein Therapeut.’

Wenn die Struktur beendet ist, kommt auch der negative Vater wieder herein. Aber es kann schon ein bisschen schwierig sein, wenn der negative Vater wieder herein kommt. Er muss dann ebenfalls aus der Rolle entlassen werden.

Die meisten Strukturen wurden mit den Eltern ausgearbeitet.

In der Gestalt hat man bei Perls nur den Vater hinausgeschickt, aber dann hat man keinen mehr.“

Jetzt kehrt Joop wieder zu seiner Arbeit mit Pesso zurück. „Ich hatte mich in Truus in Holland verliebt. (s. u.) Sie war in einer meiner Supervisionsgruppen, die ich 1974 in Holland gab. Sieben Gruppen mit sieben Leuten. Ich lud Truus in die USA ein. Sie wollte eigentlich nur sehen, wie ich lebte. Aber ich machte ein sehr ambitioniertes Programm mit ihr. Mexiko, Monterey und so. Ich wollte ihr zeigen, wie schön es hier ist. Aber sie entschied sich hierher zu kommen, weil meine Kinder hier waren.

Mir hat Pesso in der Situation geholfen. Ich war in einem Workshop mit ihm, und es war meine Zeit, um zu arbeiten, eine Struktur zu machen. Ich erzählte, womit ich beschäftigt war und er gab der Gruppe den Auftrag: Ihr seid Truus, ihr seid die Kinder, ihr seid die Berge und Täler Kaliforniens, ihr seid Holland. Ich stellte sie auf, und ich sagte ihnen, was sie zu sagen hatten. Die Berge und Täler von Kalifornien sagten: ,Wir sind hier für dich. Komm’

Von Holland die sagten: ,Du bist hier aufgewachsen. Komm.’“

Jetzt ist Joop ganz eingetaucht in die Erinnerung. Tränen stehen in seinen Augen und mit belegter Stimme spricht er weiter.

„Und Truus sagte: ,Ich liebe dich. Ich will tun, was du willst.’“

Joop kommen Tränen und erzählt weiter: „Ich war sehr aufgeregt. Mir half das, zu verstehen, was ich nun wirklich wollte. Ich endete in Kalifornien mit Truus. Das war mein Wunsch.“

Frage: „Wie hast du das gespürt, Joop? Wie hast du das Feeling dafür bekommen?“

Joop: „Ich bin auch auf die verschiedenen Plätze gegangen und habe gespürt, wie es sich anfühlt. Ich habe dann auch zu den verschiedenen Vertretern etwas gesagt. Und die Kinder haben zum Beispiel gesagt: ,Wir wollen dich hier.’ Ich habe vorher mit einem Gestalttherapeuten gearbeitet. Der hat gesagt: ,Setz Holland auf diesen Stuhl und Kalifornien auf diesen Stuhl. Und mach einen Dialog. Das wirkte auch. Irgendwie. Aber Pesso war total beeindruckend für mich. Mir war dann klar, was ich wollte. Aber dennoch war es entscheidend, was Truus wollte. Eine gute Freundin von Truus war auch in dem Workshop. Und ich bat sie, Truus zu sein. Sie hat Truus erzählt, was in der Struktur geschehen ist.

Von Pesso habe ich gelernt, wie gearbeitet wird, wenn es ,schlechte Eltern‘ bei einem Klienten gab. Es wurde erst die Arbeit mit den ,schlechten Eltern‘ gemacht. Dann kamen die guten Eltern herein. Und er fragte, was willst du von den guten Eltern hören? Und sie sagten es. So wie ich es euch erzählt habe. (s.o.)

In meiner Therapie habe ich den Rat von Pesso befolgt: ,Sei als Therapeut nie das schlechte Elternteil. Du kannst das gute Elternteil sein, nicht das negative. Für den negativen Teil, nimm jemanden aus der Gruppe.‘ Wenn ich allein arbeitete, habe ich den negativen Vater auf den Stuhl gesetzt (wie in der Gestalttherapie). Und dann die Frage: ,Wo willst du deinen negativen Vater haben?’ Und dann konnte ich den Stuhl nehmen und ihn hinaustragen. ,Was willst du nun hören, das wichtig für dich ist? Ich will nun dein idealer Vater sein. Ich bin dein idealer Vater. Was willst du hören?’ Meistens wollten die Klienten dann auf dem Boden sitzen. Und dann sagte ich es: ,Ich liebe dich. Unbedingt. Du brauchst nicht immer gut zu sein.’ Alle Dinge, die sie hören wollten. Dann am Ende: ,Hast du genug gehört?’ Dann gehe ich wieder aus der Rolle. ,Ich bin nicht mehr dein idealer Vater, ich bin Joop, dein Therapeut.’ Das war wichtig. Also die negativen Eltern in den Stuhl und die positiven Eltern in den Vollzug der Therapie. Ich habe die Methode von Pesso ein wenig verändert. Ich habe immer alles genommen, und habe es genommen, wie ich es brauchte. I did it my way. Ich war Eklektiker.“

Therapie in Aktion

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