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III. STAUNEN VOR DER GEGENWART GOTTES IN CHRISTUS
ОглавлениеSchon der gläubige Jude war von der Gegenwart Gottes in der liturgischen Feier des Passa ergriffen. Der transzendente, mit keinem Namen einzufangende Gott ist in seinen Handlungen gegenwärtig. Wie damals an Israel, so handelt er heute an Israel, wird er morgen handeln an Israel. Er wird Nahrung spenden und Freiheit gewähren. In Jesus Christus hatten die Juden eine ganz neue Gegenwart Gottes erkannt, nicht nur in Handlungen, sondern personal, so daß man sagen konnte: Wer Jesus sieht, der sieht den Vater. Und genau diese Gegenwart feierte ja auch das Abendmahl: Das ist mein Leib, heißt ja nicht: das ist ein Teil von mir. Es heißt: Das bin ich. Jesus, der Sohn Gottes. Ich bin bei euch! Und auch hier entsteht neuerliches Staunen. Brot und Wein sind nicht bloß Zeichen der Gegenwart Gottes in seinem Handeln, nicht bloß Zeichen des Leibes Christi, getrennt von seiner Gottheit, sondern sie sind die Gegenwart des ganzen Christus: Gottheit und Menschheit, und zwar unerwartet: in den Zeichen menschlicher Not!
Auch die Kirche weiß um diese Gegenwart. Sie ereignet sich wie im Abendmahlssaal so heute. Christus gibt sich noch heute uns: »Nehmet und esset alle davon. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Ebenso nahm er den Kelch mit Wein, dankte und reichte ihn seinen Jüngern mit den Worten: Nehmet und trinket alle daraus: Das ist der Kelch des Neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis« (IV. Hochgebet). Diese Gegenwart regt zum Staunen an; der Diakon oder der Priester rufen demnach auch: »Geheimnis des Glaubens.« Und alle bestätigen staunend diese Gegenwart der Person Christi mit jenen Ereignissen, da Gott seine Größe gezeigt hat: »Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.«