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II. EPIKLESE (BITTE UM DIE GEGENWART GOTTES)
ОглавлениеSchon beim jüdischen Passamahl war man überzeugt, daß das, was sich einst beim Auszug aus Ägypten ereignete, jene Rettungstat, nun in der häuslichen Feier gegenwärtig werde. Aber dies nicht einfach magisch und automatisch, sondern deshalb, weil das Gedenken der Familie auch schon ein Bitten an Jahwe ist, nun gegenwärtig werden zu lassen, was damals zum Heil des Volkes Israel geschah. Das ganze Passamahl wird also gerade, insofern es Gedächtnismahl ist, von der Bitte um die heute und in Zukunft helfende Gegenwart des Gottes Jahwe begleitet. Die Gaben sind also Zeichen der menschlichen Bitte um die Hilfe Jahwes, aber zugleich Zeichen der Hilfe selbst. Auch das Abendmahl beinhaltet diese Bitte; indem Jesus das Brot und den Wein segnet, bittet er um seine neue, andere Gegenwart bei den Jüngern: jene österliche, geistgewirkte: Das ist mein Leib, das ist mein Blut. Zeichen eines »Neuen Bundes«, einer neuen Gegenwart, die in meinem Blut und Tod beginnen wird. Damit beinhalten die Zeichen von Brot und Wein alle Gegenwartsweisen Gottes im Alten Testament und besonders jene in Christus, dem Neuen Testament. Brot und Wein sind Zeichen der Gegenwart der Inkarnation, also jenes Ereignisses, da die Menschwerdung begann, die in der Geburt offenbar und im Tod als wirkliche Menschwerdung bezeugt wird. Brot und Wein zeigen dann auch an, daß in Menschwerdung und Tod Gott sein Handeln nicht aufgegeben, seine Gegenwart nicht zurückgezogen, sondern neu bestimmt hat. In der Auferstehung Christi wird diese Gegenwart offenkundig. Auch das bedeuten Brot und Wein: sie sind auf die Bitte Jesu hin sein Leib, sein Blut, er selbst.
Auch die Kirche bittet nun, wissend, daß es der Geist ist, der die Gegenwart Gottes in Jesus gebildet hat, wissend, daß es wiederum der Geist ist, der die Gegenwart Christi heute bewirkt: »Damit wir nicht mehr uns selber leben, sondern ihm, der für uns gestorben und auferstanden ist, hat er von dir, Vater, als erste Gabe für alle, die glauben, seinen Heiligen Geist gesandt. Dieser soll das Werk deines Sohnes auf Erden weiterführen und alle Heiligung vollenden. So bitten wir dich, gütiger Vater: Der Geist heilige diese Gaben, daß sie uns werden Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus, der uns die Feier dieses Geheimnisses hinterlassen hat zum ewigen Bund« (IV. Hochgebet).
Dann beruft sich der Priester auf den Einsetzungsbericht. Dieses »Tut dies zu meinem Gedächtnis« ist der Rechtstitel, diese Bitte Gott vorzutragen. Aber es werden noch andere Bitten, ähnlich dem jüdischen Pascha, zum Ausdruck gebracht: die Bitten, nun nicht nur um Gegenwart Gottes und Christi hier und jetzt, sondern um Gottes wirksame Gegenwart für die einzelnen Menschengruppen, die nicht da sind. So betete der Jude für Verwandte, Volk und Vaterland, für die Kranken, Entrechteten: Jahwe möge an ihnen seine Größe und Nähe offenbaren. Jetzt verstehen wir auch, warum das Johannesevangelium anstelle des Abendmahlsberichtes das Hohepriesterliche Gebet enthält: Die Anliegen des Hohepriesterlichen Gebetes gehören in Jesu Passafeier. Und so betete Christus um die Einheit: daß sie eins sind, wie der Vater und ich eins sind. Und so betet die Kirche, aus dem Bewußtsein, Christus ist gegenwärtig in der Feier und in den Gestalten von Brot und Wein, den Vater an: »Sieh her auf die Gabe, die du selbst deiner Kirche bereitet hast, und gib, daß alle, die Anteil erhalten an dem einen Brot und dem einen Kelch, ein Leib werden im Heiligen Geist, ein lebendiges Opfer in Christus zum Lob deiner Herrlichkeit« (IV. Hochgebet).
Dann fleht die Kirche für die für diese Einheit Verantwortlichen: Papst, Bischöfe, Priester, Diakone, Laien, für Lebende und Verstorbene, vergewissert sich der Gemeinschaft der Heiligen und lobt den Vater aus dem Bewußtsein, eine Bitte geäußert zu haben, die unfehlbar erhört wird.