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DIE SCHUTZSTRATEGIE UNSERES SYSTEMS

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Egal, ob wir in Beziehungen unsere Wunde der Verlassenheit oder jene der Vereinnahmung ausagieren, egal, ob wir uns in Abhängigkeit wiederfinden oder jene Rolle einnehmen, aus der heraus wir uns distanzieren und mauern: Beide Rollen entspringen einer Schutzstrategie des Systems, die wirkliche Intimität auf Augenhöhe vermeidet. Während dies bei aktiven Bindungsphobiker*innen relativ offensichtlich ist, neigen passive Bindungsphobiker*innen – Menschen, die sich immer zu Partner*innen hingezogen fühlen, die sich nicht auf sie einlassen – dazu, die Wahrheit ihrer eigenen Angst vor Nähe zu verschleiern. Dabei ist es unglaublich wichtig und auch entlastend, zu erkennen: Wenn wir immer wieder bei Partner*innen landen, die sich nicht auf uns einlassen und von denen wir uns immer wieder abgestoßen oder abgelehnt fühlen, ist dies genauso eine Nähevermeidungsstrategie unseres Systems wie jene der aktiven Bindungsangst, die andere Menschen von sich fernzuhalten versucht.

Wenn wir uns in einer Beziehung wiederfinden, in der ein Part stets mauert und der andere sich abhängig macht, tun wir gut daran zu erkennen, dass wir hier beide eine auf Bindungstrauma basierende unsichere Beziehung mit uns selbst ausagieren. Dass wir beide in Dynamiken gefangen sind, die wirkliche Intimität sabotieren. Und dass wir dementsprechend beide dazu aufgerufen sind, hier die emotionale Verantwortung für unseren Part zu übernehmen.

Es geht darum, die Rückverbindung zu jenen verloren gegangenen Grenzen und Bedürfnissen zu initiieren, die sich in der Beziehung zu unseren Partner*innen spiegelt. Immer wieder geht es hier darum, das zu heilen, was im Schmerz von Verlassenheit oder Vereinnahmung feststeckt und jegliche Erfahrung von Nähe und Verbundenheit deswegen mit dem Label »brandgefährlich« versehen hat.

Je mehr Rückverbindung und Selbstheilung in Bezug auf diese alten Wunden in unserem System geschieht, desto mehr sind wir in der Lage, die alten Schutzstrategien loszulassen und Kapazitäten für Beziehungen auf Augenhöhe zu gewinnen, die die Polarität von extremer Abhängigkeit oder Unabhängigkeit überwinden und das ermöglichen, was wir alle wirklich wollen: Verbundenheit, in der wir uns in unseren Grenzen und Bedürfnissen gesehen und geliebt fühlen.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Je mehr Nähe wir zulassen können, desto mehr vermeiden wir ganz organisch Beziehungen, in denen wir entweder ständig um unsere Freiheit oder um die Liebe unseres Gegenübers kämpfen müssen. Die Resonanz zu unsicherer Bindung geht verloren, weil wir die Beziehung zu uns selbst geheilt haben. Wir »matchen« mit Menschen über höhere Bewusstseinsqualitäten, was im kommenden Kapitel noch genauer erläutert wird.

Liebe kennt deine Grenzen

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