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1,4–9

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In 1,4–9 berichtet Paulus über seine Dankgebete, in denen er Gott für den Reichtum der Gemeinde in Korinth dankt – in einem langen Schachtelsatz (von 1,4–8): Der Reichtum besteht in Charismen / von Gott geschenkten Fähigkeiten oder Gaben. Das Wort charisma taucht in 1,7 auf; er nennt (1,5) als solche geschenkten Fähigkeiten: Redefähigkeit (logos) und Erkenntnis (gnosis). In 12,4–11 wird er detaillierter auf sie eingehen. Die Geistkraft Gottes bewirkt diese Fähigkeiten. Der Abschnitt würdigt die Gemeinde positiv ohne Einschränkung, obwohl Paulus in den Kapiteln 12–14 auch Kritik an der Handhabung der göttlichen Gaben äußert. Er kritisiert dort Versuche, mit ihrer Hilfe Hierarchien zu bilden. Es gibt Überlegungen, ob 1,4–9 das Ziel haben, die Adressatinnen und Adressaten zu einer wohlwollenden Aufnahme des Briefes zu veranlassen.30 Doch der Abschnitt ist eher darauf konzentriert, die Grundlagen der Gemeinde und damit des neuen Lebens aller Beteiligten zu nennen: die Zuwendung Gottes (1,4.9), die Gemeinschaft mit dem Messias (1,4.9.6) und die Erwartung eines gerechten Gerichtes Gottes für die ganze Welt (1,8).

1,41,4 Die Zuwendung (charis) Gottes wird in der Gemeinschaft des Messias erfahren und in den von der Geistkraft bewirkten Fähigkeiten. Die Gemeinde besteht mehrheitlich aus Menschen, die mit den Händen arbeiten (s. zu 1,26). Sie dürften fast alle Analphabetinnen und Analphabeten sein oder nur eine geringe Ausbildung bekommen haben.31 Wenn Paulus hier die geistgewirkten Fähigkeiten des Redens und der Erkenntnis hervorhebt, wird deutlich, wie sehr die messianische Gemeinschaft die Beteiligten beschenkt.

1,51,5 Sie gewinnen die Fähigkeit, freimütig öffentlich zu sprechen (logos), sowohl in der Gemeinde als auch in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit (14,24). Kapitel 14 zeigt, welche Bedeutung das öffentliche Reden in der Gemeinde hat. Der Brief zeigt durchweg, dass bei den Angeredeten Erfahrung und Kompetenz in der Auslegung der Schrift vorausgesetzt werden kann. Dass Paulus diese Fähigkeiten und Kompetenzen auf Männer beschränkt wissen will (14,34), ist durch nichts angedeutet und schon deshalb ist 14,34 – das Redeverbot für Frauen in der Gemeindeöffentlichkeit – nicht als Votum des Paulus anzusehen (s. zu 14,34). Die Gabe des logos umfasst Sprache und Vernunft, eine Vernunft, die in der Gesellschaft als exklusive Fähigkeit der Elite in der Gesellschaft angesehen wurde, da sie zum Planen, Gestalten und Regieren befähigt. Die Erkenntnis (gnosis) wird nicht nur intellektuelle Fähigkeiten meinen, sondern auch von der Geistkraft gewirkte: Erkenntnisse zu empfangen und weiterzugeben, die aus göttlicher Offenbarung stammen.

1,6 1,6 „Ihr bezeugt den Messias und darin beweist ihr zunehmend Stärke.“ Die Übersetzung der Lutherbibel 1984 lautet: „Denn die Predigt von Christus ist unter euch kräftig geworden.“ Hier bleibt offen, wer predigt oder Zeugnis ablegt. In der Auslegungstradition gibt es darüber den Konsens: Paulus. Damit wird oft die Deutung des Wortes ebebaiothe / [das Zeugnis wird] gefestigt oder gestärkt als passivum divinum verbunden.32 Durch diese Deutung wird die Gemeinde ausschließlich als Objekt gesehen. Doch in 1,5 ging es um ihre Fähigkeiten und Aktivitäten. 1,6 ist im Griechischen ein Nebensatz und beginnt mit kathos, was hier wohl „entsprechend“ bedeutet. Inhaltlich will dieser Nebensatz die Begabung mit geistgewirkten Fähigkeiten als Prozess deutlich machen. Dieser geht mit dem Bezeugen (martyrion) einher, dass durch den Messias Jesus Befreiung von der Einbindung in Gewalt und Zerstörung geschieht. logos und gnosis bedeuten inhaltlich: das Zeugnis vom Messias Jesus, das die Gemeinde öffentlich ablegt. Dazu gehören Mut und Stärke, die von Gott bewirkt werden (s. die obige Übersetzung, die für ebebaiothe die Deutung als passivum divinum offenhält).

Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth

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