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Sven Temming hatte das dubiose Kuvert und dessen Inhalt gedanklich abgehakt und den anonymen Absender in die Kategorie ›Verrückter‹ gesteckt. Allerdings war Sylvia beim Frühstück nicht so locker darüber hinweggegangen. Weshalb er denn gestern Abend die Verbindungstür zur Garage abgeschlossen habe, hatte sie beim Frühstück immer wieder wissen wollen, doch er war einer konkreten Antwort ausgewichen. Seine Frau hatte sich beunruhigt gezeigt, weil sie einen Zusammenhang mit dem Brief vermutete. Um sie nicht zusätzlich zu ängstigen, hatte er ihr das unangenehme Zusammentreffen mit seinem Mitarbeiter Jarowski verschwiegen.

Die Führung eines relativ großen Unternehmens erforderte Furchtlosigkeit und eine gewisse Kühnheit, hielt er sich vor. Er musste nach vorne blicken und durfte sich nicht von jedem Problem gleich aus der Bahn werfen lassen. Zum Grübeln blieb an diesem Tag ohnehin keine Zeit. In seinem Terminkalender standen zwei Gespräche mit potenziellen Kunden aus China, die beide glücklicherweise gut Deutsch sprachen. Außerdem war ein ziemlich hochrangiger Manager eines Pharmaunternehmens angekündigt, der offenbar einen Großauftrag in Aussicht stellte.

Da blieb nicht einmal Zeit für ein vernünftiges Mittagessen. Am frühen Nachmittag verspürte er Magenkrämpfe, schluckte eine Tablette dagegen und trank zwei Glas Wasser. Als das Telefon auf seinem Schreibtisch anschlug und er auf dem Display die heimische Nummer sah, runzelte er kurz die Stirn, holte tief Luft und meldete sich. Es war Sylvia. »Entschuldige, ich muss dich kurz stören«, sagte sie, nachdem sie bemerkt hatte, dass er kurz angebunden war.

»Nur zu«, erwiderte er und sah durch die große Fensterfront in den tristen Herbstnachmittag hinaus.

»Ich hab deine Mutter angerufen«, hörte er die vertraute Stimme, war aber über das Gesagte verärgert.

»Wieso das denn?«, fragte er zurück.

»Weil ich glaube, dass wir etwas bereden sollten, was auch dich bedrückt.« Sylvia ließ es so bestimmend klingen, wie sie es immer tat, wenn sie keinen Widerspruch duldete.

»Was soll mich denn bedrücken?«

»Das von gestern«, kam es energisch zurück. »Und mir scheint, dass auch deine Mutter etwas dazu zu sagen hat.«

»Wozu?«

»Also, jetzt hör mal her, Sven«, wurde Sylvia energisch. »Die Sache mit dem Brief und mit diesem Schlüsselanhänger – und der Hinweis auf deinen Vater und diese Barbara! Das hat doch etwas zu bedeuten.«

»Was soll das zu bedeuten haben?«

»Halt mich bitte nicht für so naiv, Sven. Wir werden das regeln. Heute Abend. Um acht sind wir bei deinen Eltern in Kuchen eingeladen.«

»Um acht?«, brauste Sven auf. »Das schaff ich nicht.«

»Du wirst es müssen, Sven. Es gibt Termine, die sind wichtiger als das Geschäft. Oder willst du dich um Unangenehmes drücken?«

Er ging nicht darauf ein, sondern fragte: »Mit Felix?«

»Nicht mit Felix«, entschied Sylvia und beeilte sich zu sagen, dass Olivia, die junge Haushaltshilfe, so lange bleibe, bis sie zurück waren.

»Sag mal, was ist mir dir los, Sylvia? Du tust gerade so, als gehe es um Leben und Tod.«

Sie schien für einen kurzen Moment über diese Formulierung verdattert zu sein, weshalb ihr wie automatisch eine dramatisch klingende Erwiderung über die Lippen ging: »Vielleicht ist es so, Sven. Wer weiß?«

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