Читать книгу Psych. Anpassungsreaktionen von Kindern und Jugendlichen bei chronischen körperlichen Erkrankungen - Manfred Vogt - Страница 23
Psychische Folgen
ОглавлениеSpina-bifida-Patienten leiden infolge ihrer Erkrankung häufig an Störungen der Aufmerksamkeit, Bewegung, Sprache sowie der Lese- und Rechenfähigkeit (Dennis a. Barnes 2010), wobei das Risiko bei Kindern mit einem Hydrocephalus besonders hoch ist (Zielińska, Rajtar-Zembaty a. Starowicz-Filip 2017). Der Intelligenzquotient der Betroffenen liegt im Durchschnitt unter dem Normwert, weshalb im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen seltener höhere Bildungsabschlüsse erzielt werden. Generell befürchten die Betroffenen, schulisch relevante Ziele nicht zu erreichen (Zurmöhle et al. 1999). Doch nicht nur ein niedrigerer Schulabschluss schränkt die Berufsmöglichkeiten der Betroffenen ein. Denn eine spätere Berufstätigkeit hängt oft davon ab, ob eine mindestens durchschnittliche Intelligenz vorhanden ist, ob ein Shunt erforderlich und eine eigenständige Mobilität ohne Rollstuhl gegeben ist und ob visuelle Einschränkungen und Epilepsie vorliegen (Oakeshott a. Hunt 2006).
Bei Patienten mit Spina bifida korrelieren psychische Anpassungsprobleme mit der Schwere der Beeinträchtigung. Insbesondere Mädchen zwischen zwölf und 16 Jahren leiden häufiger an depressivem Rückzug. Über die Hälfte der Befragten befürchtet, aufgrund ihrer Inkontinenz andere zu belästigen (Zurmöhle et al. 1999). Auch das Selbstkonzept der Betroffenen kann massiv eingeschränkt sein: Betroffene fühlen sich bezüglich ihrer kognitiven, körperlichen und sozialen Fähigkeiten weniger kompetent und zudem weniger attraktiv als gesunde Gleichaltrige (Appleton et al. 1994; Shields, Taylor a. Dodd 2008). Und tatsächlich sind Kinder mit Spina bifida häufig sozial unreifer, haben weniger Kontakte zu Gleichaltrigen außerhalb der Schule, sind weniger körperlich aktiv, weniger schulisch kompetent, haben häufiger Konzentrationsprobleme und brauchen mehr Führung durch Erwachsene (Holmbeck a. Devine 2010). Menschen mit Spina bifida erreichen die Meilensteine der Entwicklung im Durchschnitt deutlich später (Holmbeck et al. 2003).