Читать книгу Psych. Anpassungsreaktionen von Kindern und Jugendlichen bei chronischen körperlichen Erkrankungen - Manfred Vogt - Страница 38
1.5.2Juvenile idiopathische Arthritis (JIA) Klinisches Krankheitsbild
ОглавлениеDie juvenile idiopathische Arthritis beschreibt eine Gruppe von rheumatischen Erkrankungen und ist die häufigste chronische Autoimmunerkrankung im Kindes- und Jugendalter: Die Inzidenz der JIA liegt bei 20 : 100.000 bis 30 : 100.000, wobei Mädchen deutlich häufiger betroffen sind. Bei der juvenilen idiopathischen Arthritis kommt es vor Vollendung des 16. Lebensjahres zu einer chronischen Arthritis eines oder mehrerer Gelenke, die über mindestens sechs Wochen anhält und bleibende Schäden an den betroffenen Gelenken hinterlassen kann (Gruber, Donhauser-Gruber u. Biber 2013).
Die Krankheitsbilder unterscheiden sich v. a. durch die initialen Symptome, das Alter der Betroffenen sowie die Anzahl der betroffenen Gelenke. Während akute Arthrosen durch Bakterien, Viren und andere Infektionen ausgelöst werden und vorübergehend sind, ist bislang unklar, warum sich eine chronische rheumatische Erkrankung im Kindesalter entwickelt. Vermutet werden autoimmunologische Prozesse, welche durch eine genetische Prädisposition sowie externe Faktoren (Infektionen, Traumata, Stress) angestoßen werden und sich chronifizieren. Entzündet sich die Gelenkschmiere in den betroffenen Gelenken, reagiert der Körper mit der Produktion weißer Blutkörperchen zur Bekämpfung. Das Gelenk verdickt sich, und zusätzliches Gewebe wird gebildet. Bei progredientem Verlauf können der Knorpel und andere Gelenkteile zerstört werden.
Auch die Symptome variieren je nach Erkrankung. Häufig berichten die Betroffenen von Schmerzen, klagen über Morgensteifigkeit, vermeiden Bewegung und nehmen schmerzlindernde Schonhaltungen ein. Es können aber auch Fieber, Exantheme, Lymphknotenschwellungen, Anämie, Vergrößerung von Leber und Milz etc. auftreten.
Die Therapie soll die Entzündung in den betroffenen Gelenken unterdrücken, Schmerzen reduzieren, Fehlhaltungen vermeiden und eine normale kindliche Entwicklung ermöglichen. Hilfreich sind hierbei Schmerzmittel, entzündungshemmende Glukokortikoide oder auch Methotrexat zur Unterdrückung des Immunsystems. Bei sehr schweren Krankheitsformen kann sogar eine Stammzelltransplantation in Erwägung gezogen werden. Von besonderer Bedeutung ist die physikalische Therapie in Form von Physio- und Ergotherapie, bei welcher die Patienten lernen, durch Schmerzen verursachte Fehlhaltungen zu vermeiden.
Die Krankheitsbilder variieren deutlich in ihrem Verlauf und ihrer Prognose. Bei der häufigsten Variante der Erkrankung, der frühkindlichen Oligoarthritis, ist die Prognose bei entsprechender Therapie sehr gut. Rückfälle können jedoch auch nach Jahren auftreten. Bei einem Viertel der Patienten ist der Verlauf fortschreitend. Wichtig ist die möglichst frühzeitige Diagnose und Behandlung der Erkrankung, da somit der Verlauf und Spätfolgen positiv beeinflusst werden (Muntau 2007). Spätfolgen umfassen u. a. die Zerstörung von Gelenken, durch Schonhaltung entstehende Fehlstellungen (Schubert et al. 2004), Wachstumsstörungen (Minden et al. 2002) sowie Sehprobleme, da auch die Augen durch die Erkrankung geschädigt werden können (Zak, Fledelius a. Pedersen, 2003).