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1.5.3Atopische Erkrankungen Klinisches Krankheitsbild

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Atopie bezeichnet eine genetisch bedingte gesteigerte Bereitschaft des Körpers, auf spezifische Reize überempfindlich zu reagieren und übermäßig Immunglobuline auszuschütten. Atopische Erkrankungen umfassen allergische Rhinitis (akute oder chronische Entzündung der Nasenschleimhaut) und Konjunktivitis (akute oder chronische Entzündung der Bindehaut), allergisches Asthma sowie Neurodermitis und stellen die am weitesten verbreiteten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter dar – es wird von einer Atopiehäufigkeit von mehr als 20 % in der Gesamtbevölkerung ausgegangen. Während Neurodermitis und Asthma im Verlauf der Kindheit eher abnehmen, häufen sich allergische Rhinitis und Konjunktivitis mit dem Jugendalter. Neben der genetischen Veranlagung wirken auch Allergene und deren Exposition sowie Umweltbedingungen wie das Aufwachsen in der Stadt, Zigarettenrauch, Schimmelbelastung, Ernährung und Luftverschmutzung auf das Entstehen einer atopischen Erkrankung ein.

Allergische Konjunktivitis und Rhinitis werden meist durch Inhalationsallergene wie Pollen, Tierhaare, Haustaubmilben und Schimmel ausgelöst. Zu den Symptomen der Konjunktivitis gehören Juckreiz, tränende Augen, Fremdkörpergefühl und Lichtscheue. Rhinitis ist gekennzeichnet durch Niesattacken, klare Sekretion, Juckreiz, Brennen und eine behinderte Nasenatmung. Die Diagnostik erfolgt meist über eine Familienanamnese, eine Testung möglicher Allergene sowie, bei Rhinitis, eine Rhinoskopie. In beiden Fällen helfen Augen- bzw. Nasentropfen, bei schwerer Symptomatik auch kortisonhaltige Präparate (Niessen u. Bachert 2001).

10 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden an Asthma bronchiale – gekennzeichnet durch eine Obstruktion der Bronchien sowie eine bronchiale Schleimhaut, die hypersensibel auf Umwelteinflüsse reagiert. Bei einem Asthmaanfall kommt es zu akuter Luftnot, die von Schweißausbrüchen, Angst und Panik begleitet sein kann. Es können charakteristische Atemgeräusche wie Giemen und Pfeifen auftreten (Niessen u. Bachert 2001). Während eines Asthmaanfalls kommen Inhalationssprays auf der Basis von Betasympathomimetika oder Kortikosteroiden zum Einsatz. Teilweise müssen Patienten nach einem Anfall stationär aufgenommen und vorübergehend beatmet werden.

Die Therapie von Asthma ist multimodal und zeitaufwendig, wobei auf Symptomfreiheit oder zumindest eine verminderte Anfallsfrequenz abgezielt wird. Dafür müssen identifizierte Allergene gemieden und eine prophylaktische antiallergische Therapie bzw. eine Desensibilisierung durchgeführt werden. Langfristig soll die Entzündung der Atemwege unterbunden, die bronchiale Hyperreaktivität reduziert und die Lungenfunktion wiederhergestellt werden. Kortikosteroide sollen den entzündlichen Prozessen entgegenwirken. Bei Auslösesituationen, die auf erhöhten psychischen Stress zurückzuführen sind, hilft Psychotherapie, um das Stressmanagement zu optimieren (Niessen u. Bachert 2001). Spezielle Schulungsprogramme für Patienten und ihre Angehörigen kombinieren die medikamentöse Versorgung mit Physio- und Sporttherapie, Klimatherapie, Psychoedukation, dem Erlernen spezieller Inhalationstechniken, Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung etc. (Bauer u. Petermann 2011). Generell ist eine Prognose schwer möglich. Zwar wird etwa die Hälfte aller Kinder im Vorschulalter mit gelegentlichem Pfeifen oder Giemen auffällig (Riedler 2015), doch verbessern sich die Symptome bei einem Großteil im Verlauf der Adoleszenz oder stellen sich ganz ein (Martin et al. 1980).

Neurodermitis tritt bei 16 % aller einjährigen Kleinkinder auf und ist damit eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Kindesalters. Im Verlauf der Kindheit und Jugend kommt es bei vielen Patienten zu einer Linderung der Beschwerden bis hin zur Remission, sodass die Prävalenz mit steigendem Alter sinkt (Niessen u. Bachert 2001). Von den Untersiebenjährigen sind etwa 13 % betroffen (Muntau 2007). Bei der Dermatitis äußern sich die Atopien in Entzündungen der Haut und in Ekzemen. Begünstigt wird dies durch eine häufig sehr trockene Haut, deren Barrierefunktion beeinträchtigt ist, durch eine Dysregulation der Immunantwort auf bestimmte Reize, durch eine vermehrte Ausschüttung von Juckreiz auslösenden Mediatoren sowie durch eine übermäßige Reizbarkeit der Haut durch externe Auslöser. Bei Säuglingen finden sich häufig atopische Ekzeme im Bereich der Gelenkbeugen, des Gesichts und des Kopfes. Die Symptomatik kann sich mit steigendem Alter stark verändern: Insbesondere im Schul- und Jugendalter sind v. a. die Beugen befallen und stark zerkratzt. Die Haut wirkt oft verkrustet, gerötet und verdickt. Betroffene schildern einen starken Juckreiz.

Sekundäre Komplikationen wie Infektionen durch die gestörte Haut-Umwelt-Barriere sind möglich. Auch leiden die Betroffenen häufig unter den kosmetischen Auswirkungen ihrer Erkrankung. Nicht nur ist die Haut sichtbar gerötet, schuppend trocken und zerkratzt, bei Befall der Kopfhaut kann auch Haarausfall auftreten. Überdies haben Betroffene ein erhöhtes Risiko, nach Ausheilen der Dermatitis an einer anderen Erkrankung des atopischen Formenkreises zu erkranken. Eine kurative Therapie für atopische Dermatitis ist nicht verfügbar. Im Fokus der Behandlung stehen u. a. die Identifikation und Vermeidung auslösender Allergene. Hierbei können diätetische Maßnahmen relevant sein. Weiterhin muss die Haut je nach Stadium der Erkrankung gut gepflegt werden. Bei manchen Entzündungen können Steroide zum Einsatz kommen. Begleitend stehen den Patienten und ihren Familien psychoedukative Einheiten, Hilfe beim Umgang mit dem Juckreiz sowie Rehabilitationsmaßnahmen zur Verfügung (Muntau 2007).

Psych. Anpassungsreaktionen von Kindern und Jugendlichen bei chronischen körperlichen Erkrankungen

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