Читать книгу Psych. Anpassungsreaktionen von Kindern und Jugendlichen bei chronischen körperlichen Erkrankungen - Manfred Vogt - Страница 29
1.4Akut lebensbedrohliche Erkrankungen (und Unfallfolgen) 1.4.1Angeborene Herzerkrankungen Klinisches Krankheitsbild
ОглавлениеKnapp 1 % der lebend zur Welt gekommenen Säuglinge und damit 6.000 Säuglinge jährlich haben eine angeborene Herzerkrankung – die größte Gruppe angeborener Fehlbildungen (Schubert et al. 2004). Der Herzmuskel und die umliegenden Blutgefäße können dabei auf verschiedene Weise betroffen sein. Am häufigsten sind folgende Fehlbildungen:
•Ventrikelseptumdefekt (etwa 30 %): Die Herzscheidewand zwischen den Ventrikeln ist nicht vollständig geschlossen.
•Vorhofseptumdefekt (10 %): Es besteht eine Öffnung in der Scheidewand zwischen den beiden Herzkammern (Muntau 2007).
•Pulmonalstenose (7 %): Durch Verwachsungen oder Verklebungen ist die Ausflussbahn vom rechten Herzventrikel eingeengt.
•Fallot-Tetralogie (7 %): Es liegen Ventrikelseptumdefekt, Pulmonalstenose, überreitende Aorta und Rechtsherzhypertonie vor.
•Persistierender Ductus arteriosus (7 %): Hier findet innerhalb der ersten Lebenswochen nicht die nachgeburtliche Schließung der Verbindung zwischen der Aorta und der Lungenarterie statt (Niessen u. Bachert 2001).
Seltener diagnostiziert werden Aortenstenosen, atrioventrikuläre Septumdefekte, Transpositionen der großen Arterien etc. Die Defekte können isoliert oder gemeinsam mit anderen Schädigungen (wie bei der Fallot-Tetralogie) auftreten. Die Ätiologie angeborener Herzerkrankungen ist nur teilweise geklärt. Zusammenhänge bestehen mit Chromosomendefekten (Trisomie 13, 18 und 21), Diabetes, Rötelninfektion oder Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft sowie Phenylketonurie (Muntau 2007).
Erste Symptome zeigen sich in einigen Fällen bereits pränatal, in anderen erst im Säuglings- oder späteren Kindesalter. Einige Defekte remittieren ohne Therapie: So kann es vorkommen, dass sich Septumdefekte spontan schließen und sie keiner weiteren Behandlung bedürfen. Bei etwa einem Drittel der betroffenen Kinder treten während des ersten Lebensjahres Symptome auf, die einen chirurgischen Eingriff notwendig machen. 10 % der Defekte werden als inoperabel und damit nicht heilbar eingestuft (Schubert et al. 2004). Noch vor wenigen Jahrzehnten erreichten ohne geeignete Interventionen lediglich 30 % der Betroffenen das Erwachsenenalter. Durch die Entwicklung geeigneter diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten sind es heute 85 bis 90 %. Aktuell leben in Deutschland schätzungsweise 200.000 bis 300.000 Erwachsene mit einem behandelten angeborenen Herzfehler. Jedoch bleiben viele Betroffene auch nach erfolgreicher Therapie chronisch krank und müssen ihr Leben lang engmaschige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen. Überdies können begleitende Schwierigkeiten und Folgeerkrankungen auftreten (Bauer u. Lange 2003).