Читать книгу Psych. Anpassungsreaktionen von Kindern und Jugendlichen bei chronischen körperlichen Erkrankungen - Manfred Vogt - Страница 42
1.5.4Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Klinisches Krankheitsbild
ОглавлениеDie beiden am häufigsten vorkommenden chronisch oder auch in Schüben verlaufenden entzündlichen Darmerkrankungen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
In der Pädiatrie betrifft in Mittel- und Nordeuropa Morbus Crohn fünf bis zehn von 100.000 Kindern und Jugendlichen jedes Jahr, die Inzidenz ist insgesamt zunehmend (Sitzmann u. Bartmann 2007). Die Erkrankung kann den gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen, am häufigsten ist sie jedoch im distalen Dünndarm bis proximalen Dickdarm angesiedelt. Die Auslöser sind noch unklar, es wird von einem Zusammenspiel einer genetischen Komponente, Umweltfaktoren und Überreaktionen auf vorangegangene Infektionen ausgegangen. Die Symptome umfassen Bauchschmerzen, Fieber, Durchfall, Blutarmut und Gewichtsverlust, bei über 40 % treten vor Diagnose der Erkrankung bereits Veränderungen außerhalb des Magen-Darm-Trakts auf wie Gelenk- und Netzhautentzündungen.
Colitis ulcerosa wiederum kommt im Kindes- und Jugendalter etwas seltener vor und betrifft meist den unteren Darmtrakt. Häufig erfolgt die Diagnosestellung schneller als beim Morbus Crohn, da Colitis ulcerosa oft mit blutigen Durchfällen einhergeht (Karges u. Wagner 2010).
Beide Erkrankungen können nur durch eine Kombination verschiedener diagnostischer Maßnahmen nachgewiesen werden. Zu diesen zählen ein Blutbild, eine Sonografie, Endoskopie oder gar ein MRT, um Verdickungen und entzündliche Prozesse in nicht einsehbaren Bereichen des Magen-Darm-Trakts nachzuweisen. Auch eine Biopsie kann gemacht werden, in dieser sind die beiden Erkrankungen oft nur schwer zu unterscheiden (Niessen u. Bachert 2001). Ziel der Behandlung ist es, eine schnelle Remission zu erwirken, Rezidive zu vermeiden und dabei eine gute somatische und psychische Entwicklung zu ermöglichen. Dazu kommen immunsuppressive Medikamente und Glukokortikoide in akuten Schüben zum Einsatz, bei Bedarf werden Symptome von Mangelernährung ausgeglichen (Karges u. Wagner 2010). Operative Eingriffe werden vor allem bei Komplikationen wie Fisteln (nicht natürliche Verbindung zwischen zwei Hohlorganen) und Stenosen (Verengungen) vorgenommen. Im Falle von Colitis ulcerosa kann durch die chirurgische Entfernung des betroffenen Darmabschnitts sogar eine dauerhafte Heilung der Erkrankung erzielt werden (Sitzmann u. Bachmann 2007).