Читать книгу Psych. Anpassungsreaktionen von Kindern und Jugendlichen bei chronischen körperlichen Erkrankungen - Manfred Vogt - Страница 34
Psychische Folgen
ОглавлениеKinder, die aufgrund einer Leukämie chemotherapeutisch behandelt wurden, sind später häufig schulisch beeinträchtigt. Es zeigen sich Probleme bei der Lösung komplexer kognitiver Aufgaben und Lernschwierigkeiten in Mathematik (Brown et al. 1992) sowie eine eingeschränkte Aufmerksamkeit und beschränkte exekutive Funktionen (Cheung a. Krull 2015). Dieser Effekt auf die kognitiven Fähigkeiten, insbesondere den Intelligenzquotienten und den Wortschatz, scheint sich zu verstärken, wenn die Betroffenen zusätzlich kranial bestrahlt wurden (Anderson et al. 2000). Je gravierender die Spätfolgen der Betroffenen sind, desto höher ist das Risiko, dass sie im späteren Leben keiner Berufstätigkeit nachgehen können. Im Durchschnitt sind Leukämie-Überlebende häufiger in unsicheren und befristeten Arbeitsverhältnissen beschäftigt (Berbis et al. 2016).
Leukämie-Patienten dürfen aufgrund der therapiebedingten Immunsuppression nicht die Schule besuchen bzw. sind generell dazu angehalten, größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Lebensbedrohliche Erkrankungen sind zudem oft mit internalisierenden Problemen assoziiert: Betroffene berichten häufiger von depressiven Symptomen, Ängstlichkeit und sozialem Rückzug (Myers et al. 2014; Karsdorp et al. 2007; Marciano et al. 2011). Die Patienten haben vermehrt Defizite in der sozialen Kompetenz, erhöhte Werte für Problemverhalten und externalisierende Verhaltensweisen sowie Aufmerksamkeitsprobleme (Shelby et al. 1998; Spijkerboer et al. 2008). Überdies berichten Betroffene von einer signifikant geringeren Lebensqualität (Lane 2002; Marciano et al. 2011; Zeltzer et al. 2009). Neben den bei dieser Verlaufsform typischerweise auftretenden sozioemotionalen Folgen werden auch krankheitsspezifische Konsequenzen beschrieben: So ist der Selbstwert von Überlebenden einer akuten lymphatischen Leukämie im Durchschnitt auch im Erwachsenenalter signifikant verringert (Seitzman et al. 2004).