Читать книгу Psych. Anpassungsreaktionen von Kindern und Jugendlichen bei chronischen körperlichen Erkrankungen - Manfred Vogt - Страница 36
1.5Erkrankungen, bei denen hohe Therapie-Compliance eine normale Lebensführung ermöglicht 1.5.1Diabetes mellitus Klinisches Krankheitsbild
ОглавлениеJährlich wird in Deutschland bei etwa 3.000 Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahren Diabetes mellitus diagnostiziert. Die Inzidenz liegt bei etwa 14 : 100.000 (Niessen u. Bachert 2001). Die häufigste Form ist Diabetes mellitus Typ 1. Bei Diabetes bestehen Schwierigkeiten bei der Verwertung von Glukose, da der Körper zu wenig des Hormons Insulin produziert oder dieses nicht adäquat verwerten kann, wodurch sich der Blutzuckerspiegel nicht selbstständig reguliert. Bei Diabetes mellitus Typ 1 kommt es meist im Kindes- und Jugendalter zu einer autoimmunologischen Schädigung der in der Bauchspeicheldrüse befindlichen Beta-Zellen, welche Insulin produzieren. Die Entstehung dieses Defekts scheint in Anbetracht familiärer Häufungen mit einer genetischen Komponente zu korrelieren – bei Diagnose von Diabetes bei einem eineiigen Zwilling liegt das Erkrankungsrisiko des anderen Zwillings bei etwa 30 %. In der Ätiologie des Krankheitsbildes werden des Weiteren Mumps- und Rötelviren, früher der Konsum von Kuhmilch sowie körperlicher Stress wie Operationen und Infekte diskutiert.
Betroffene werden meist mit den folgenden plötzlich auftretenden Symptomen vorstellig: erhöhtes Durstgefühl, vermehrte Urinausscheidung, Heißhunger, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Leistungsabfall und Müdigkeit.
Während der initialen Therapie gilt es, die Stoffwechselentgleisung etwa durch Hydrierung und die vorsichtige Gabe von Insulin zu stabilisieren. Langfristig sind Diabetes-mellitus-Patienten gezwungen, sich strengen Ernährungsregeln zu unterziehen, den Blutzuckerspiegel regelmäßig zu kontrollieren und bei Bedarf Insulin zu spritzen. Trotz hoher Compliance leiden Betroffene unter Komplikationen, die u. a. schwere Sehstörungen durch diabetisch bedingte Retinopathie oder Katarakt, Neuropathien und Nierenschädigungen umfassen (Muntau 2007; Stachow et al. 2003).
Seit vielen Jahren ermöglichen technische Innovationen wie Implantate zur Blutzuckermessung und Insulinpumpen den Betroffenen jedoch ein deutlich vereinfachtes Management der Erkrankung.