Читать книгу David Schrenker ist kein Selbstmörder! - Markus Mayer - Страница 12
Tagebucheintrag vom 7. September 2009
ОглавлениеAls wir heute im Bett lagen – ich hab‘ mir noch eine Folge Stromberg reingezogen und Karina hat gelesen – klappte sie ihr Buch plötzlich zu und drückte bei meinem Laptop auf Pause. Sofort war mir klar, dass sie irgendwas ausgebrütet hatte.
„Vielleicht sollten wir heiraten?“
Ich reagierte verdutzt, denn sie war nie ein großer Fan des Heiratens gewesen und ich hielt es sowieso für ein überflüssiges Zeremoniell.
Irgendeine Bekannte hat Karina vom Stress erzählt, den sie und ihr Mann wegen des Sorgerechts hatte. Auch wegen der Steuer sei es sinnvoll zu heiraten, meinte sie und folgte damit dem Rat ihrer Mutter. „Vor allem wenn ich dann recht früh wieder arbeiten gehe.“
„Willst du das?“, fragte ich sie und schaute sie ernst an.
„Naja, ich weiß nicht, ob ich unbedingt will, aber ich muss ja fast. Außer du…“
„Ja ja, außer ich finde ‘nen gescheiten Job bei dem ich ordentlich Geld verdiene.“ Ich konnte mir nicht helfen und wurde bockig…
Sie entschuldigte sich, aber ich wusste, dass sie das nur tat, weil sie die Diskussion weiterführen wollte und nicht weil es ihr wirklich leid tat.
„Vielleicht sollten wir uns mal vernünftig informieren, bevor wir irgendwas machen, was irgendwelche altmodischen Leute dir eingeredet haben“, blaffte ich sie an. „Nur wegen so einem dummen Wisch ändert sich doch nichts!“
„Warum wäre es eigentlich so schlimm, mich zu heiraten? Ich meine, wenn du mit mir zusammen sein und mit mir gemeinsam ein Kind großziehen willst, ist es doch andererseits auch scheißegal, wenn wir diesen Wisch haben. Vor allem, wenn uns dieser Wisch finanzielle Vorteile bringt. Eigentlich wäre das ja nur vernünftig! Kein Mensch spricht von Kirche oder einer großen Feier. Das will ich auch nicht!“
Sie hat nicht Unrecht und weil der einzige plausible Grund in dem Moment, sie nicht zu heiraten, der ist, dass ich einfach nicht will, legte ich mich mit einem „Wir reden morgen!“, schlafen.
Kommentar von Pascal Schrenker
Du hast unangenehme Wahrheiten noch nie angesprochen. Leute wären vielleicht wütend geworden und der Hitze solcher Momente wolltest du dich grundsätzlich nicht aussetzen. Du bist schon immer ein harmoniebedürftiger Mensch gewesen und das hat stets zu deiner Beliebtheit beigetragen, dich aber auch vor Probleme gestellt. Zum Beispiel damals, als Mama diese hässlichen Schuhe für dich aussuchte: Sie war schon kurz vor dem Durchdrehen, weil sie den Nachmittag über mit zwei Teenagern durch die Stadt gewetzt war. Um das Fass nicht zum Überlaufen zu bringen, hast du die ersten Schuhe, die sie dir vorschlug, genommen. Natürlich hattest du nie vor sie zu tragen. Deshalb war dein Plan, etwas mit deinem Kumpel Knoll auszumachen, dessen Familie diesen nervtötenden Hund hatte. Am Morgen bist du dann mit den blütendweißen Schuhen aus dem Haus, nur um sie, als du ums Eck warst, mit den alten zu tauschen. Bevor du vom Knoll wieder nach Hause kamst, hast du die Schuhe mit einer stumpfen Zange zerfetzt und Mama erzählt, dass Knolls Hund daran Schuld war. Dieser Plan hielt solange, bis Mama bei den Knolls anrief und seine Mutter sich äußerst überrascht über die Anschuldigungen zeigte.
Gelernt hast du aber nie aus solchen Vorfällen. Das ist nur eines von vielen Beispielen, in denen du viel Energie verwendet und lange Umwege gegangen bist, um das Boot nicht zum Schaukeln zu bringen. Allerdings hatte das oft zur Folge, dass du danach mit noch schlimmeren Konsequenzen konfrontiert worden bist.