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Tagebucheintrag vom 04. März 2010

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Vor vier Tagen, am 28. Februar kam mein Sohn zur Welt, zwei Tage nach dem geplanten Termin. Wir gaben ihm den Namen Luis, nach Karinas kürzlich verstorbenen Großvater Lutz. Mir war der Name egal, ich hab nur gesagt: „Hauptsache, er ist gesund!“

Von vielen Menschen wird so eine Geburt als Wunder bezeichnet. Ich bin mir da nicht so sicher, schließlich kommen auf der Welt täglich ca. 15.000 Babys zur Welt – ich hab‘s gegoogelt… Weil man jedoch selbst eher selten Vater oder Mutter wird, empfindet man die Vorstellung an eine Geburt vielleicht als ein Wunder. Oder die Leute, die von Wunder sprechen, sehen nur die abstrakten Aspekte einer Geburt: Zwei Leben verbinden sich und schaffen neues Leben… oder so was in die Richtung.

Wenn man aber ganz konkret eine Geburt erlebt, das Blut und den Schleim, das Scheppern der Instrumente, die Schreie, die Schweißausdünstungen, der Eisengeruch, die Unruhe, die Hektik… Schwer zu glauben, dass sich so ein Wunder anfühlt! Zum Glück verlief alles ohne Probleme, nach zwei Tagen wurden die beiden schon nach Hause geschickt. Er schreit wenig und schläft so gut wie immer. Wenn ich ihn auf meinen Arm nehme, muss ich seinen Kopf halten, damit dieser nicht nach unten kippt. Seine geschürzten Lippen und die dicken Backen scheinen mich jeden Moment anprusten zu wollen. Ich kann trotzdem nicht sagen, dass ich ihn süße finde. Er hat ganz verkrustete Äuglein und seine Kopfhaut ist schuppig, was nicht ungewöhnlich ist, wie die Hebamme sagt. Ein frisch geschlüpftes Baby ist doch nie wirklich niedlich, da müssen doch erst ein paar Wochen vergehen. Obwohl seine Haut so weich ist und die Finger so winzig, dass man schon ein wenig zu Tränen gerührt ist.

Alles in allem war ich dann aber ganz froh, als ich nach der Geburt wieder nach Hause konnte. Hab mich erst mal unter die Dusche gestellt und den Abend ganz für mich allein genossen, indem ich ein Bier aus dem Kühlschrank geholt und mir bei Sky „Alle Spiele, alle Tore“ reingezogen habe.

Kommentar von Pascal Schrenker

Für mich klingt das so, als hättest du dich nur mäßig über die Geburt deines Sohnes gefreut. Er ist ein Teil von dir. Ist das nicht Wunder genug? Stattdessen stellst du nur die ekligen Aspekte der Geburt heraus. Du kannst dir nicht mal ein wenig Zeit nehmen und dir einen Namen für deinen Sohn überlegen oder dich aktiv an einer Diskussion diesbezüglich engagieren. Das interessiert dich alles nicht. Dein Sohn wird vielleicht gehänselt, wenn der Name unglücklich gewählt ist, bekommt vielleicht einen Spitznamen, unter dem er sein Leben lang leidet. Und dich interessiert es nicht… Was sagt einem das? Vielleicht, dass du mit den Herausforderungen einer Vaterschaft konfrontiert den Schwanz einziehst. Vielleicht, dass du keine Verantwortung übernehmen kannst und willst. Vielleicht, dass du eine höchst ungesunde Psyche besitzt. Vielleicht, dass du ein Egoist bist…

David Schrenker ist kein Selbstmörder!

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