Читать книгу David Schrenker ist kein Selbstmörder! - Markus Mayer - Страница 14
Tagebucheintrag vom 11. November 2009
ОглавлениеDrei Tage sind seit der Hochzeit vergangen. Die Feier war sicher nichts Besonderes, aber zu unserer Verteidigung: Wir hatten nicht viel Planungszeit und so musste die Location, das Essen, das Kleid, die Einladungen und das ganze andere Zeug sehr spontan organisiert werden. Karina wollte so schnell wie möglich heiraten, weil ihr Bauch immer runder wurde und sie Angst hatte, in ihrem Kleid fett auszusehen. Dieses war wegen der Spontanität nicht wirklich auf sie zugeschnitten und das wurmte sie obendrein.
Neben unseren Familien waren nur ein paar Freunde da. Keiner war besoffen, keiner fiel in den Kuchen, es gab auf unseren Wunsch hin keine Einlagen. Es war kein DJ und auch keine Band da. Stattdessen sorgten mein Laptop und Knolls Dolby Surround Anlage für die musikalische Untermalung.
Karina legt keinen Wert auf große Zeremonien, deswegen denke ich nicht, dass sie wegen des kleinen Rahmens gereizt war. Das war sie nämlich auf jeden Fall. Ob es die Anwesenden, die sie nicht so gut kennen wie ich, merkten, weiß ich gar nicht. Ihre Stimmung könnte auch von meiner beeinflusst worden sein, die sicher auch nicht überragend war. Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen und den ganzen Tag einen auf glücklich zu machen. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass sie keinen Alkohol trinken durfte und eine alkoholgeschwängerte Atmosphäre für Nüchterne eher schwer verdaulich ist.
Irgendwelche dummen Traditionen wie das gemeinsame Kuchenaufschneiden oder das Brautstraußschmeißen wollten wir uns eigentlich schenken, doch der Knoll und seine Freundin bestanden zumindest auf Letzteres. Wahrscheinlich hatte sie auf ihn eingeredet, weil sie den Strauß fangen wollte, was sie dann auch tat. Mich würde es nicht wundern, wenn sie ihm das jetzt als einen Wink des Schicksals verkauft, bis er nachgibt und sie wirklich heiratet, wodurch ihre erste große Mission im Leben erfüllt wäre – nämlich einen guten Versorger zu heiraten.
Ich war froh, als der Tag endlich vorbei war. Im Bett wollte ich witzig sein und sagte zu Karina: „Merk ihn dir! Das war der schönste Tag deines Lebens!“ Sie verstand die Ironie nicht oder war zu müde – auf jeden Fall lächelte sie nicht mal, sondern verdrehte nur die Augen. Unsere Hochzeitsnacht war entsprechend leidenschaftslos: Wir schliefen beide auf unseren jeweiligen Seiten des Bettes ein. Ich fand das sicher nicht schlimm. Ganz ehrlich: Wessen Hochzeitsnacht nimmt denn schon solch märchenhafte Formen an, wie es uns Lifestyle-Blogs oder Romantikfilme vorspielen? Beide sind mindestens angetrunken, beide sind völlig ausgelaugt nach dem langen Tag, beide schwitzen und stinken unter ihrem Hochzeitszwirn, und dann macht man sich wegen den Erwartungen vielleicht noch so kirre, dass die Libido sowieso eintrocknet…
Kommentar von Pascal Schrenker
Auch hier liest man heraus, dass die ganze Hochzeit nichts als eine Bürde für dich war. Die pure Langeweile! Zeitverschwendung! Aber wofür hättest du die Zeit denn stattdessen genutzt? Welch großes Abenteuer entging dir dadurch? Ich kenne dich, du warst nie ein vielbeschäftigter Mann. Du wolltest dich nur nicht diesem Zeremoniell aussetzen, weil du befürchtet hast, den ganzen Tag beobachtet zu werden. Und vielleicht hätte jemand bemerkt, dass du Karina in Wirklichkeit gar nicht hast heiraten wollen. Wenn ich dich beruhigen darf: Keine hat’s gemerkt. Und alle Leute, die ich gefragt habe, fanden die Hochzeit schön. Keiner fand sie so trist und langweilig, wie du sie hier darstellst. Vielleicht wolltest du dein schlechtes Gefühl den Umständen in die Schuhe schieben, weil das angenehmer ist, als die eigene Intention zu hinterfragen.