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SANTER

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AUTOR: Karl May

TITEL: Winnetou I–III

ORIGINALFASSUNG: 1893


» Goddam!«, schrie er erschrocken auf. »Das sind ja diese …«

Der Mörder hielt inne. Der Ausdruck des Schreckens wich aus seinem Gesicht und machte dem der Schadenfreude Platz. Er hatte unsere Lage erkannt, griff zu seinem Gewehr und richtete es auf uns. »Eure letzte Wasserfahrt, ihr Hunde!«, schrie er dabei.

Woher der Name kommt, ist unklar. Ein saint, ein Heiliger, ist dieser Mann jedenfalls nicht. Gegen Ende von Winnetou I hat er Vater und Schwester des Titelhelden ermordet und dadurch vor allem die große, frisch aufknospende Liebe des zartfühlenden Alleskönners Old Shatterhand im Keime erstickt; als Einziger aus einer vierköpfigen Räuberbande vermochte er zu fliehen. Da versucht Old Shatterhand, einem von Santers angeschossenen Kumpanen Informationen über den neuen Antagonisten zu entlocken. Woher er komme? »Weiß – es – nicht.« Was er eigentlich sei? »Weiß auch nicht.« Wohin er wolle? »Hin, wo Gold – Beute.«

So einfach ist das, sich einen Erzfeind zu zimmern, der eine gerade begonnene Geschichte knapp vor ihrem friedlichen Abebben zur Trilogie ausbaufähig macht. Wir wissen nichts über ihn, außer dass er goldgierig ist. Aber er hat zwei herzensgute Menschen umgebracht, und da wir ebenfalls herzensgut, aber auch rachsüchtig sind, müssen wir den Mann jetzt weitere zwei Bücher hindurch jagen. Zugegeben, es geht dann in Winnetou II und III hauptsächlich um ganz andere Dinge, und Santer guckt immer wieder mit einem vom Goldrausch leicht erschöpften Wildwestverbrecherblick um die Ecke. Dann aber stiehlt er (typischerweise auch in den deutschlandweit großzügig gesäten Winnetou-Festspielen) allen anderen die Show und holt sich den Bösenbonus des Publikumslieblings ab (siehe auch Mario Adorf in den Filmen).

Als »einfacher, armer Cowboy« stellt sich Santer bei seinem ersten Auftritt vor, gleich einmal Antipathie bei Old Shatterhand erweckend. Das Gefühl wird wie immer bestätigt, als Santer Nscho-tschi und Intschu-tschuna erschießt, weil er denkt, die Apachen hätten goldene Nuggets bei sich. Santer entkommt der ewigen Rache der Blutsbrüder und findet bei den Kiowa-Indianern Unterschlupf.

In Winnetou II erdreistet er sich, seine Nemesisse (sagt man das so?) gefangen zu nehmen, und nur durch eine Verkettung sehr eigenartiger Umstände kommt dabei niemand ums Leben und sogar jeder einzelne frei. Am Nugget-tsil schließlich, dem Eldorado der Gierigen, findet Santer in Teil III von Winnetou dessen Testament und sein eigenes ironisches Ende: Beim Stehlen des Goldes detoniert ein von Winnetou noch zu dessen Lebzeiten platzierter Sprengsatz.

Aber es geht natürlich noch weiter. Denn obwohl die Hauptfigur tot ist, gibt es noch einen IV. Teil, in dem die finstere Seite Santers plötzlich auf krasse Weise in die Tiefe geht. Da wird nämlich die Familie des Gauners beschrieben, deren Großteil depressiv veranlagt ist, sodass kaum ein Enkelkind das Alter von 16 Jahren erreicht hat. Puh! Starker Tobak. Die hoffnungsvolle Nachricht: Hariman F. und Sebulon L. Enters, Santers Söhne, sind am Leben und auf der netten Seite, denn sie wollen die Taten ihres Vaters wiedergutmachen. ■

WIRKLICHER NAME: »Hat – viele – viele Namen.« (vermutlich Enters)

HERKUNFT: »Weiß – es – nicht.«

BERUF: Bandit, Pedlar

ZIEL: »Hin, wo Gold – Beute.«

PSYCHOPATHENFAKTOR: ERZFEINDE: Winnetou & Old Shatterhand FILMDARSTELLER: Mario Adorf

Das Buch der Schurken

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