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CAROLINE BINGLEY

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AUTOR: Jane Austen

TITEL: Stolz und Vorurteil

(aus dem Englischen von Margarete Rauchenberger)

ORIGINALFASSUNG: 1813


» Ich für meinen Teil«, sprudelte sie weiter, »habe sie ja nie besonders schön gefunden. Ihr Gesicht ist zu mager, ihre Haut hat nichts Strahlendes, ihre Züge sind ganz und gar nicht hübsch, und ihre Nase hat keinen Charakter. Es liegt nichts Bemerkenswertes an ihren Zügen. Ihre Zähne sind ganz nett, aber nichts Besonderes. Und was ihre Augen anbelangt, die als so besonders schön bezeichnet wurden, so habe ich nie etwas Außerordentliches an ihnen finden können, es sei denn einen scharfen, zänkischen Blick, den ich gar nicht mag.«

Willkommen im viktorianischen Zickenkrieg! Caroline Bingley, die noch unverheiratete Schwester des gutaussehenden Mr. Bingley (Aussteuer: 20.000 Pfund), lebt hier voller Stolz ihre Vorurteile aus, vor allem gegenüber Elizabeth Bennet, die ihr ihren heimlichen Schwarm, den unzugänglichen Mr. Darcy, abspenstig machen will. Diese Frau ist die Intrigantin schlechthin im Universum der herzzerreißenden marriage plots aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Solange sie noch denkt, die Rivalin habe keine Chance, setzt sie ein gequältes Lächeln auf und mimt die verständnisvolle Freundin. Hinter ihrem Rücken zieht sie jedoch ungeniert über sie her wie ein gut gecoachter C-Promi im Junggesellenverkupplungsfernsehen.

Und je mehr sich der anfangs noch über allem stehende Darcy für die lebensfrohe Elizabeth zu interessieren beginnt, desto stärker engagiert sich Caroline Bingley gegen die Rivalin. Dabei bleibt sie richtig feige: Denn auf die Idee, dem Mann ihre eigenen Vorzüge vorzuführen, anstatt die Nachteile der anderen überdeutlich hervorzustreichen, kommt sie nicht. Vielleicht hat sie ja keine … Ich meine ja nur … Oh je, das steckt schon an, dieses fiese Gezwitscher.

Besonders schurkisch darf sich Miss Bingley auch dadurch fühlen, dass im Austen-Universum, in dem es nur um Geld, Rang und bedeutende Familienmitglieder geht (der Onkel ein einfacher Anwalt? Pah!), eine ganze Reihe überspannter, unsympathischer Gestalten durch die Gegend läuft. Elizabeths Mutter, die insgesamt fünf Töchter unter die Haube zu bringen hat, ist überhaupt nur am Verkuppeln interessiert. Selbst als ein eher zwielichtiger Mr. Wickham (der es trotz seines sprechenden Namens – »wicked« = »böse« – nicht zum Top-Austen-Bösewicht geschafft hat) die Drittälteste geradezu über Nacht entführt, findet sie damit schnell ihren Frieden. Hauptsache Hochzeit. Dann ist da noch Lady Catharine de Bourgh, die ihre schützenden adeligen Arme über die Darcys und die Bingleys hält und meint, Elizabeth eine Heirat mit Darcy einfach durch Arroganz und Herablassung verbieten zu können.

Und doch schießt Caroline Bingley den Vogel ab. Sie geht die intrigative Extrameile. Leider konnte vor Fertigstellung dieses Lexikons nicht eruiert werden, ob sie es, gespielt von Emma Greenwell, in der 2016 erscheinenden Verfilmung der Parodie Stolz und Vorurteil und Zombies mit der verschärften Grausamkeitskonkurrenz durch die Zombies aufnehmen kann oder ob sie vielleicht selbst zu einem wird. ■

HERKUNFT: Großbritannien

POSITION: Oberzicke

INTRIGENSCHLEUDERGEFAHR: hoch

TAKTGEFÜHL: niedrig

GEHEIMNIS: steht total auf Mr. Darcy

MITGIFT: Oh ja, mit Gift!

ERZFEINDIN: Elizabeth Bennet

CHARMANTESTER KOMMENTAR ÜBER

ELIZA BETH: »Ihre Zähne sind ganz nett.«

Das Buch der Schurken

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