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MRS. DANVERS

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AUTORIN: Daphne du Maurier

TITEL: Rebecca

(aus dem Englischen von Karin von Schab)

ORIGINALFASSUNG: 1938


»Eine Gestalt löste sich aus der Menge, hager und groß, in tiefes Schwarz gekleidet; die hervorstehenden Backenknochen und tiefliegenden, großen Augen gaben ihrem pergamentenen Gesicht das Aussehen eines Totenschädels.

Rebecca ist tot. Ihre durchkalkulierte Schlechtheit hat sie an ihre Kinderfrau und spätere Haushälterin vererbt. Nach dem vermeintlichen Ertrinken ihrer Herrin wacht Mrs. Danvers mit leerem Ausdruck über das Gut Manderley in Cornwall, und als der Witwer Maximilian de Winter von einer Reise neu verheiratet zurückkehrt, schlägt das Rebecca-Syndrom bei ihr durch. Das Rebecca-Syndrom heißt natürlich gerade wegen Daphne du Mauriers Romans und dessen Verfilmung durch Alfred Hitchcock so. Es bezeichnet die Idealisierung einer nicht mehr anwesenden Person und die damit verbundene Verachtung ihrer Nachfolgerin: Während Rebeccas Name und Wesen über dieser Geschichte schwebt, erfahren wir von Mrs. de Winter II nicht einmal, wie sie mit Vornamen heißt.

Freilich scheint auch Mrs. Danvers keinen Vornamen zu haben. Ihre Fans nennen sie liebevoll Danny, wobei diese Gruppe nach Rebeccas Tod eigentlich nur deren Cousin und Liebhaber Jack Favell umfasst. Die Nachbarn, geschult in englischer Höflichkeit, bevorzugen den Ausdruck »Ach, diese erstaunliche Person«. Erstaunen erweckt auch dieses »Mrs.«: Eine Vergangenheit mit Ehe oder Familie ist bei dieser ergebenen Gottesanbeterin kaum vorstellbar. Hier ihre Übeltaten:

Sie lässt die Neue ihre Ablehnung deutlich spüren, vermittelt ihr erfolgreich die Illusion, ihr Mann liebe sie gar nicht, sondern hänge immer noch der verstorbenen Vorgängerin nach. Das ist so weit noch psychologisch nachvollziehbar und kann vom Leser auch als Überinterpretation der eingeschüchterten Ich-Erzählerin abgeschwächt werden.

Dann aber überredet Mrs. Danvers sie dazu, beim Kostümball die gleiche Verkleidung zu tragen wie Rebecca kurz vor ihrem Tode und sich damit den Unmut ihres Gatten zuzuziehen. »Ich werde niemals den Ausdruck in ihrem Gesicht vergessen. Eine boshafte Schadenfreude leuchtete aus ihren Augen. Das Gesicht eines frohlockenden Teufels! So stand sie da und lächelte mich an.«

Am Höhepunkt des Rebecca-Syndroms steht dann Mrs. Danvers’ unverblümter Vorschlag an die ungewollte Herrin, sich doch einfach das Leben zu nehmen. »Haben Sie keine Angst«, suggeriert sie ihr, »springen Sie.«

Und schließlich: Brandstiftung. Kaum ist klar, dass Rebecca perfide genug war, nicht nur ihren Mann zu hintergehen und ihre eigene Ermordung zu provozieren, sondern dabei auch die treue Danny nicht ins Vertrauen zu ziehen, entzündet sich die destruktive Leidenschaft der trockenen Alten zu Flammen, die Manderleys Pracht verschlingen.

Ob sie es überlebt? Laut Susan Hill, die 1993 eine Fortsetzung schrieb, ja. Da kehrt sie wieder, bringt einen Hauch Rebecca-Horror mit und lässt Leser- und Kritikerschaft den alten Albtraum wieder herbeiträumen. Der gute alte Hitchcock ließ Mrs. Danvers gnadenlos verbrennen. ■

VORNAME: unbekannt

SPITZNAME: Danny

FAMILIENSTAND: unerklärlich

BERUF: Haushälterin

PATHOLOGIE: Rebecca-Syndrom

AUGEN: hohl

ERZFEINDIN: die zweite Mrs. de Winter

FILMDARSTELLERIN: Judith Anderson

Das Buch der Schurken

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