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Rechnerisch eine blinde Wand

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Morgen

Ich habe mir vorgenommen zu entscheiden, ob Gott mich liebt oder verabscheut, wenn er mich so allein in die Welt stellt.

Es gibt Zeiten, in denen meine Einsamkeit eine bezaubernde, funkelnde, findige Einsamkeit ist, aus der ein bemerkenswertes verzücktes Schimmern dringt. Das Wunder, eine Person zu sein, stürmt auf mich ein, rauscht um mich und in mich »mit Blitzen und Musik«.8

Ein Tag voller Freundschaften, und es ist weg.

Häufiger ist es ohnehin so, dass das müde, müde Herz und das matte, matte Hirn in ängstlichem, quälendem Eigentakt klopf-klopfen, klopf-klopfen. Mein Geist schließt seine Augen im wirbelnden Dämmer des sich Wunderns und etwas Wünschens und drückt seine Stirn gegen eine rechnerisch blinde Wand. Und er betet – blinde, nutzlose, alles andere als demütige Gebete, die ihn dürr und hilflos, vertrocknet, unsäglich beschränkt zurücklassen. Aber hebt er den Kopf und öffnet die Augen, sieht er, wie sich die schmelzenden Malven- und Kastanientöne einer toten Sonne quer über den Abendhimmel spannen, und entdeckt die kleinen, fernen, sehnsüchtigen Flammen der immer hoffnungsvollen Sterne.

– dank ihrer ist es weniger wichtig, ob Gott mich liebt oder nicht, aber trotzdem wüsste ich’s gern.

ICH. Aufzeichnungen aus meinem Menschenleben

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