Читать книгу Buchstäblichkeit und symbolische Deutung - Matthias Luserke-Jaqui - Страница 12

Zur Geschichte einer Kulturgeschichte der Literatur

Оглавление

Der Begriff KulturKultur wird längst inflationär gebraucht, ein verbindliches Verständnis darüber, was Kultur ist, gibt es aber nicht. Das betrifft sowohl die Alltagssprache als auch die Fachsprachen der unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Damit geht auch eine Inflationierung des Begriffs der Kulturwissenschaft einher. Wird schon kulturell gehandelt, wenn von Kultur bloß geredet wird? Ist das Beliefern von Social Medias mit Informationen bereits Ergebnis einer speziellen KulturtechnikKulturtechnik? Im ökonomischen Sektor sind Begriffe wie Unternehmenskultur, Kundenorientierungskultur, Problemlösungskultur, Teamarbeitskultur, Neugierkultur, Lernkultur, Digitalkultur usw. gang und gäbe. Dass es dabei meist nur um die Relevanz des Humankapitals und der unzureichenden Ausschöpfung des Erfolgspotenzials geht, ist offensichtlich. In anderen Kontexten sprechen wir von Buchkultur und Lachkultur, von der Laufkultur bei Fahrzeugen und dem Verlust der Briefkultur im E-Mail-Zeitalter. Wir nennen Freizeitkultur ebenso wie Industriekultur, und der Begriff Kulturindustrie ist längst in der Alltagssprache angekommen.1 Von Schreibkultur, gar von Rechtschreibkultur wird meist nur noch im bedauernden Rückblick gesprochen. Internetkultur und Social Media-Kultur sind Bestandteil unserer digitalen Prägung geworden. Droht uns wirklich, wie ein Medienphilosoph meinte, der Befund, „Kultur ist ein Spiel auf der Tastatur des Gehirns“, und die Medientheorie sei die „Grundwissenschaft der zukünftigen Kultur“?2 Kultur scheint jedenfalls mehr zu sein als nur „das vermittelte Abbild dessen, der sie hervorbringt: des Menschen“3.

Ist Kultur ein Verhalten oder ein Handeln? Psychoanalytisch gesehen bedeutet die Aneignung von Kultur die Produktion von Subjektivität. FreudFreud, Sigmund stellte fest, „daß jede Kultur auf Arbeitszwang und Triebverzicht beruht“4, die KulturKultur müsse gegen den Einzelnen verteidigt werden. Wie ist die Entwicklung des Menschen zum Kulturträger zu verstehen? Welche Bedeutung haben LesenLesen und SchreibenSchreiben als kulturelle Praktikenkulturelle Praktik? Ist es legitim, GrimmelshausenGrimmelshausen, Hans Jakob Christoffel vons SimplicissimusSimplicissimus (1668) als Beispiel einer individuellen Enkulturation im 17. Jahrhundert zu begreifen? Schon OpitzOpitz, Martin hatte in seinem Buch von der Deutschen PoetereyBuch von der Deutschen Poeterey (1624) betont, dass die wahre Kultürlichkeit des Menschen, das, was ihn in Abhebung vom Tier zum Menschen mache, die Poesie sei. Die Anmut der schönen Gedichte leite die einfältigen Leute zu aller TugendTugend und gutem Wandel an, die „bäwrischen vnd fast viehischen Menschen [würden] zue einem höfflichern vnd bessern leben angewiesen“5. Damit stellt sich also die Frage, welche Rolle überhaupt Literatur bei der Enkulturation wie bei der Darstellung kulturgeschichtlicherKulturgeschichte Sachverhalte spielt? Wie weit muss der Theorierahmen gespannt werden, bevor die konkrete Textarbeit aufgenommen werden kann? Brauchen wir eine LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte in der Kulturgeschichte in der Zivilisationsgeschichte, um diese Fragen, wenn schon nicht beantworten, so doch wenigstens zuverlässig und seriös diskutieren zu können?6 Auch der Versuch, für die Ablösung des Kulturbegriffs durch den Plural Kulturen als Untersuchungseinheiten zu plädieren, statt von einer Kultur also eher von vielen Kulturen zu sprechen, löst das Problem mit der Kultur nicht, sondern verschiebt es lediglich auf die Ebene einer pluralen Semantik.7 Anders verhält es sich, wenn durch Erkenntnisverknüpfungen eine Erweiterung oder gar Veränderung des Frage- und des Gegenstandsbereichs gemeint ist. Andere Fragen und neue Perspektiven könnten nun eingebracht werden.

Die Debatte darüber, was Kultur ist und welche Wissenschaft ermächtigt ist, sich um das zu kümmern, was als Kultur verstanden wird, ist nicht neu. Geradezu zyklisch scheint sie mit den Jahrhundertenden zusammenzufallen. So können wir in den Jahrzehnten vor und nach 1900 eine intensive Diskussion über den Gegenstand KulturKultur im Rahmen der Konsolidierung von Volkskunde als einer wissenschaftlichen Disziplin verfolgen. Vor allem die Germanisten taten sich schwer, hier Kompetenzen abzutreten. 1890 gründete der Germanist und Volkskundler Karl WeinholdWeinhold, Karl den ersten Verein für Volkskunde in Berlin, 1891 erschien bereits dessen Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. Die Gründung der Zeitschrift für österreichische Volkskunde folgte 1895, 1897 erschien das Schweizerische Archiv für Volkskunde. 1919 wurden die ersten Lehrstühle für Volkskunde an den Universitäten in Prag und Hamburg eingerichtet. Die wissenschaftshistorisch durchaus verständliche strikte Ablehnung und die stillen Vorbehalte der älteren Wissenschaftlergeneration gegen das Fach Volkskunde dürften heute die Ausnahme sein. Leo LöwenthalsLöwenthal, Leo (1900–1993) Entsetzen beispielsweise über den Versuch, einen Dialog zwischen LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft und Kulturwissenschaft bzw. Volkskunde wieder zu beginnen und ihn zur Mitarbeit an diesem Dialog zu bewegen, entlud sich in dem Ausruf: „Volkskunde, das ist ja schrecklich!“8 Immerhin war Löwenthal neben AdornoAdorno, Theodor W., HorkheimerHorkheimer, Max und BenjaminBenjamin, Walter ein Gründungsvater der Frankfurter Schule.

Wie selektiv, meist deutschnationalen Interessen unterworfen, Johann Gottfried HerderHerder, Johann Gottfried als Begründer einer Wissenschaft von der Kultur und den Kulturen in den vergangenen 200 Jahren in Anspruch genommen wurde, erhellt sich erst durch neuere Forschungen. Von germanistischer Seite ist dieses Kapitel inzwischen wissenschaftsgeschichtlich aufgearbeitet, doch bleibt HerderHerder, Johann Gottfried auch hier nach wie vor ein ominöser Referenzrahmen, dem jene Autorität zugesprochen wird, die man dem eigenen Forschungsgegenstand oder dem eigenen Wissenschaftsstandpunkt nicht zutraut. Auch vor diesem Hintergrund ist es mehr als verständlich, dass in den 1990er-Jahren zur „Revision und Konsolidierung“9 des Fachs Germanistik aufgerufen wurde, das eine Renaissance der Kulturdebatte erlebt hat. Man kann sowohl einen Kulturwandel in den vergangenen Jahrzehnten feststellen als auch den Wandel des Kulturbegriffs beobachten.10 Dabei geht es kaum um einen Paradigmenwechsel, eher um einen Perspektivenwechsel. Sich über die Beziehungen von LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft, LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte, Germanistik, Volkskunde und Kulturwissenschaft Gedanken zu machen, ist nicht unbedingt en vogue gewesen und diente meist nur wenig verbrämten politischen Interessen.

Spricht man von der Literaturwissenschaft als einer Kulturwissenschaft, so suggeriert man eine semantische Kongruenz, die es so nicht gibt. Die kopulative Konjunktion Literaturwissenschaft und xy-Wissenschaft indes blickt auf eine längere Tradition zurück. Um einige Beispiele anzuführen: Das Interesse an dem Kollektivsingular KulturKultur lässt sich bis in die Anfänge der Fachgeschichte der Germanistik zurückverfolgen, wobei hier nur die wesentlichen Stationen genannt seien. August SauerSauer, August hielt in seiner Prager Rektoratsrede Literaturgeschichte und Volkskunde (1907) die „Blutmischung“11 in der Dichterpersönlichkeit für das entscheidende Kriterium einer „stammheitlichen“12 Literaturgeschichtsschreibung. Hier wurde die Volkskunde ebenso wie die Literaturgeschichte und die Literaturwissenschaft zur Formulierung deutschnationaler und kryptofaschistischer Positionen missbraucht. Sauer gelangte zu der Erkenntnis, GoetheGoethe, Johann Wolfgang habe die Begründung der Volkskunde vorweggenommen.13 Er formulierte „Thesen“,14 die sein Schüler Josef NadlerNadler, Josef in seiner Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften (1912/1928) dankbar aufgegriffen hat. Sauer forderte von einer kulturwissenschaftlichen Germanistik, dass sie zu jedem Dichter einen verlässlichen Stammbaum erarbeiten müsse; Familiengeschichte der Schriftsteller zu betreiben sei unverzichtbar. Die regionalen Literaturgeschichten sollten ausgearbeitet und zu einer stammheitlichen Literaturgeschichte synthetisiert werden. Die Literaturgeschichte müsse sich dabei der Forschungsergebnisse der Volkskunde „bedienen“15. Der Volkskunde selbst wird zur Aufgabe gemacht, eine Charakterologie des deutschen Volks zu erarbeiten. Eine Literaturgeschichte von oben müsse durch eine „literaturgeschichtliche Betrachtungsweise von unten“16 ergänzt werden. Auch hier dienen die Detailargumente wieder der Konstruktion und Befestigung einer deutschnationalen Weltanschauung. 1925 veröffentlichte Robert PetschPetsch, Robert seinen Aufsatz Volkskunde und Literaturwissenschaft, worin er Sauers Rektoratsrede nach immerhin 18 Jahren noch eindringlich und gehaltvoll nennt.17 Petsch sucht den direkten Anschluss an SauersSauer, August Anregungen und an NadlersNadler, Josef völkisch-nationale LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte.18 Das Ziel einer volkskundlich-literaturgeschichtlichen Wissenschaft sieht Petsch in einer „nationalen Selbsterkenntnis“19, welche diese Kombinationswissenschaft leisten könne. Im gleichen Jahr erscheint auch Lutz Mackensens Beitrag Volkskunde und Literaturgeschichte, worin er klarstellt, dass der Volkskundler vom Fach die poetischen Werke als Quellen benutze, woraus er sein Material schöpfe.20 Nach dem Zweiten Weltkrieg ist es zunächst Max Lüthi, der in seinem Beitrag Volkskunde und Literaturwissenschaft (1958) das freundliche Nachbarschaftsverhältnis dieser Disziplinen betont. Beide Wissenschaften sollten sich gegenseitig aushelfen und einander als Hilfswissenschaften dienen.21 Er bescheinigt der LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft ein neues Interesse am Alltäglichen und Durchschnittlichen. Lüthi bilanziert, die Literaturwissenschaft habe aufgehört, „eine bloße Elitekunde zu sein, sie nähert sich, wenn nicht den Methoden, so doch dem Gegenstand nach, der Volkskunde an“22. Nicht ganz ohne Unterton stellt er diese Wendung zum Mittelmäßigen auch und gerade in der Volkskunde fest. Germanistik als Kulturwissenschaft23 – so wurde Anfang der achtziger Jahre ein Beitrag zu einer aktuellen Diskussion überschrieben. Und am Ende kam ein Plädoyer für Deutsch als Fremdsprache heraus, das in der Zwischenzeit an vielen Universitäten als fünftes Teilfach der Germanistik neben der Älteren deutschen Literaturwissenschaft, der Neueren deutschen Literaturwissenschaft, der Linguistik und der Didaktik institutionalisiert wurde und bereits wieder durch den Hype um die Digital Philology bedroht ist.

Dieser knappe Rückblick zeigt, dass dem Gedanken einer gemeinsamen Fachgeschichte von Volkskunde und LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft eine entschiedene Absage zu erteilen ist. Denn der Wissenstransfer verlief weitgehend einseitig, nämlich von der Volkskunde zur Germanistik, aber kaum umgekehrt. Die oft beklagte eurozentrische Ausrichtung der Kulturwissenschaften – zu denken wäre hier etwa auch an die Kontroverse zwischen Hans Peter DuerrDuerr, Hans Peter und Norbert EliasElias, Norbert24 – hat ihren argumentativen Ausgang in dem erstmals 1782 erschienenen Buch Versuch einer Geschichte der Kultur des menschlichen GeschlechtsVersuch einer Geschichte der Kultur des menschlichen Geschlechts von Johann Christoph AdelungAdelung, Johann Christoph. In der Vorrede heißt es dort:

Cultur ist mir der Uebergang aus dem mehr sinnlichen und thierischen Zustande in enger verschlungene Verbindungen des gesellschaftlichen Lebens. Der ganz sinnliche, folglich ganz thierische Zustand, der wahre Stand der Natur ist Abwesenheit aller Cultur, und je mehr sich die gesellschaftliche Verbindung diesem Stande nähert, desto geringer und schwächer ist auch die Cultur. Zur Cultur gehören vornehmlich fünf Stücke: 1. Abnahme der Leibesstärke und Verfeinerung des thierischen Körpers. […] 2. Allmählige Abnahme der sinnlichen oder dunkeln Begriffe und ihrer Herrschaft, und 3. eben so allmählige Zunahme der deutlichen Begriffe, oder der vernünftigen Erkenntniß, […] 4. Verfeinerung und Milderung der Sitten; und 5. […] Bildung des Geschmackes“25.

Vor diesem Hintergrund nimmt es nicht Wunder, dass am Ende dieser Ausführungen AdelungsAdelung, Johann Christoph Erkenntnis steht, trotz fortschreitender Aufklärung sei einzig Europa „Lieblingssitz der Cultur“26. Im Jahr 1799 tritt Johann Friedrich ReitemeierReitemeier, Johann Friedrich mit seiner Schrift Über die höhere Kultur, deren Erhaltung, Vervollkommnung und Verbreitung im StaatÜber die höhere Kultur, deren Erhaltung, Vervollkommnung und Verbreitung im Staat; oder Grundsätze von der zweckmäßigen Einrichtung der Volksschulen, Gymnasien, Universitäten und Gelehrten Gesellschaften an die Öffentlichkeit. Für den Verfasser bedeutet die höhere KulturKultur die Kultur der Höheren im Gegensatz zur Kultur der unteren Volksklassen.27 Bemerkenswert ist immerhin, dass ReitemeierReitemeier, Johann Friedrich in seinem Kulturkonzept eigene Kapitel den Themen LektüreLektüre und Bedingungen der Schriftstellerei, ferner den DistributionsformenDistribution von LiteraturLiteratur wie beispielsweise den gelehrten Gesellschaften und dem Buchhandel sowie der Zensur widmet. Saul AscherAscher, Saul formuliert in seinen Ideen zur natürlichen Geschichte der politischen RevolutionenIdeen zur natürlichen Geschichte der politischen Revolutionen (1802), das erfüllt ist von einem postrevolutionären Pathos, ein Junktim zwischen der Kultiviertheit eines Staatswesens und dem Stand der Entwicklung eines revolutionären Geistes.

„Im völligen Besitz der Kultur können wir ein Volk oder einen Staat betrachten, wenn alle Kräfte des menschlichen Geistes durch ihn in freie Thätigkeit versetzt, und er sich selbst überlassen, wie ein zweiter Prometheus, auf dem Boden, der ihm sonst öde und verlassen schien, den erhabenen Sitz der Gerechtigkeit und der Freiheit hinzaubert, und ihn in Vertrauen auf seine eigenen Kräfte gegen alle Anfälle jener Ungeheuer, die sich vom Unheile der Menschheit nähren, schützt“28.

Dies ist einer der seltenen Versuche, die Kulturentwicklung mit der Entwicklung freiheitlicher Grundrechte zu verknüpfen. Gustav KlemmsKlemm, Gustav Allgemeine CulturwissenschaftAllgemeine Culturwissenschaft (1855) widmet sich hingegen den genuin volkskundlich orientierten Themen wie Feuer, Nahrung, Getränke und Narkotika als Merkmale kultureller Entwicklung.29 Auch kritische Stimmen fehlen nicht am Ende der AufklärungAufklärung, die den fortschrittsgläubigen Optimismus grundsätzlich in Frage stellen und die sich weigern, Natur gegen Kultur und KulturKultur gegen Natur auszuspielen. Friedrich Maximilian KlingerKlinger, Friedrich Maximilian etwa bezweifelt vehement die sozialdisziplinierende und zivilisatorische FunktionFunktion der Kultur. Am Beispiel der Leidenschaften könne man zeigen, so führt er in seinen Betrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der LiteraturBetrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der Literatur (1803/05) aus, dass es nicht die KulturKultur sei, welche die Auswüchse elementaren Naturrechts verhindere, sondern lediglich die Angst vor Bestrafung. Bei aller Einsicht in die Notwendigkeit kulturbedingter und kulturbedingender Vernunftarbeit plädiert KlingerKlinger, Friedrich Maximilian doch auch für einen gelegentlichen, freilich kontrollierten Verzicht auf Kultur. „So gut nun die Kultur für die Kühlern und Vernünftigern ist, so ist es doch nicht übel, dass wir uns zu Zeiten aus dem Stande der Wildheit etwas rekrutiren oder auffrischen; wir würden sonst gar zu artig, gar zu duldsam werden“30. Diese unkonventionellen Positionen bleiben aber singulär.

Friedrich NicolaiNicolai, Friedrich betont 1806 in seiner Schrift Einige Bemerkungen über den Ursprung und die Geschichte der Rosenkreuzer und Freymaurer […]Einige Bemerkungen über den Ursprung und die Geschichte der Rosenkreuzer und Freymaurer […] noch einmal die geschichtliche Perspektive: „Die Geschichte trägt der Aufklärung die Fackel vor“31. Damit sichert er auch die Bedeutung der Quellenkritik und der Quellensichtung für die AufklärungsgeschichteAufklärung, nicht zu reden von den quellenbibliografischen Nachweisen, wenn er fordert: „Eine Aufklärung ohne Gründe, eine historische Aufklärung ohne Dokumente, ist gar keine Aufklärung“32. Er bringt damit die versiegte Quelle wieder zum Sprechen. „Die Quellen schweigen für immer, die Stimme verstummt“33, ließ sich die PythiaPythia vernehmen, als im Jahr 362 n. Chr. versucht wurde, das Delphische Orakel zu reaktivieren. Allerdings sind die Quellentexte nun in der Neuzeit keine Prophetien voller Rätsel und Ungereimtheiten mehr, sondern die sprudelnde Quelle ist die metaphorische Bedeutung der wiederentdeckten Quellentexte. Man könnte geradezu von einer Unverstummbarkeit des Worts sprechen.

Buchstäblichkeit und symbolische Deutung

Подняться наверх