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Nation Building in Europa

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Die Niederlande bekommen 1813 mit der Krönung von König Wilhelm I. (1772 – 1843) ihre Unabhängigkeit. Vorher ist das Land von den Truppen Napoleons besetzt gewesen. Beim Wiener Kongress wird den Niederlanden noch das Gebiet des heutigen Belgiens hinzugefügt. Die niederländische Verfassung von 1848 ist für das Land ein Meilenstein, denn mit der Einführung der Ministerverantwortung ist der Weg zu einer demokratisch verfassten konstitutionellen Monarchie vorgezeichnet.

Auch Italien bleibt von den revolutionären Erhebungen nicht unberührt. Die ersten nationalen Aufstände sind aber deshalb nicht erfolgreich, weil sich die Revolutionäre nicht auf ein gemeinsames Ziel und eine von allen vertretene Strategie verständigen können. Die italienischen Revolutionäre müssen sich zunächst der Übermacht des österreichischen Militärs geschlagen geben. Die nationale Befreiung Italiens wird erst 1870 erfolgreich sein, aber die Ideen von Giuseppe Mazzini (1805 – 1872) und Giuseppe Garibaldi (1807 – 1882), die für die nationale Selbstbestimmung aller Völker kämpfen, hinterlassen ihre Spuren.

Auch polnische Nationalisten versuchen sich von der Fremdbestimmung durch die Politik des russischen Zaren Nikolaus I. zu befreien. Unterstützt vom polnischen Heer wagen Offiziere und Intellektuelle den Aufstand gegen die Besatzer, müssen aber in der Folgezeit militärische Niederlagen hinnehmen. Durch massiven Militäreinsatz kann der russische Zar die Macht im Land erhalten, aber der polnische Aufstand löst überall in Europa und gerade auch in Deutschland große Begeisterung aus. 1846 wird der Plan eines weiteren Aufstands in Polen den russischen Besatzern verraten. Der Aufstand scheitert.

Die Auswirkungen der „Julirevolution“ in Paris sind auch in anderen europäischen Staaten zu spüren. Der Funke springt zunächst nach Belgien über, wo sich die Revolutionäre nach einjährigem Kampf erfolgreich gegen die niederländische Herrschaft durchsetzen. Im Londoner Vertrag vom 15. November 1831 wird Belgien schließlich anerkannt. In der bald darauf erlassenen belgischen Verfassung ist das Volk der Souverän, dessen Volksvertretung – wie in Frankreich – den König wählt. Auch in der Schweiz rühren sich nationale Kräfte und erreichen bis 1848 die Verabschiedung einer neuen Verfassung für die schweizerische Eidgenossenschaft, deren Merkmal die bis heute gültige Referendumsdemokratie ist.

Deutsche Nationalisten verfolgen die Vorgänge in Europa aufmerksam, aber eine ähnliche Revolte wie bei den Nachbarn gibt es in Deutschland nicht. Dennoch ist der Wunsch nach Veränderungen auch hier unübersehbar. Am 7. September 1830 stürmen Braunschweiger Bürger das Stadtschloss, ähnliches geschieht in Kassel, in Sachsen, in Hannover und in Göttingen, wo im Januar 1831 Studenten und einige Bürger unter Führung von drei Universitätsdozenten die Stadt für einige Tage unter ihrer Kontrolle haben. Wenig später bereiten 7.000 Soldaten aus Hannover dem Aufstand in Göttingen ein Ende. Noch drastischer wird es 1837, als Ernst-August (1771 – 1851), Herzog von Braunschweig-Lüneburg, den Königsthron in Hannover besteigt. Zeitgenossen beschreiben den neuen König von Hannover als jemanden, der schon alle „menschlichen Verbrechen“ außer dem Selbstmord begangen habe und genauso regiert er das Land auch. Er setzt die liberale Verfassung außer Kraft, was den Widerspruch von sieben angesehenen Göttinger Hochschullehrern provoziert. Sie bestehen auf der Gültigkeit der Verfassung von 1833. Aber König Ernst – August bleibt hart und schmeißt sie aus dem Land. Die „Göttinger Sieben“ erhalten überall in Deutschland Zuspruch, weil sie dem Wunsch vieler Menschen nach einem geeinten Staatswesen, das auf einer Verfassung mit Rechtssicherheit basiert, durch ihr mutiges Eintreten gegen die königliche Willkür Ausdruck verliehen haben.

Die Genese Europas III

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