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1.) Vorwort

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Der vorliegende Text ist der dritte und letzte Teil meiner Vorlesung über die „Genese eines Kontinents“, die ich am Kölner „Campus für lebenslanges Lernen – Zeit für Wissen“ halte. Ziel der Vorlesung ist es, die Wurzeln und Gemeinsamkeiten der europäischen Völker seit der Antike freizulegen und ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich Europa zu dem entwickelt hat, was wir heute erleben.

Nach dem Ende der Kriege gegen Napoleon revidierten die europäischen Mächte die Ergebnisse der französischen Revolution von 1789. Die Könige und Regierungschefs führten Europa auf den Weg der Restauration, also der Wiederherstellung der früheren Verhältnisse. Dennoch konnten sie weder weitere Revolutionen noch den Prozess der „Nationenwerdung“ verhindern, in dessen Verlauf ihre restaurative Ordnung über Bord geworden wurde.

In der Mitte des Kontinents blieb während des gesamten 19. Jahrhunderts die „deutsche Frage“ virulent. Die Frage, wer einem gemeinsamen Staat angehören sollte, entzweite die Delegierten der Frankfurter Paulskirche 1848. Als 1871 durch eine „Verpreußung Deutschlands“ das Deutsche Kaiserreich gegründet wurde, schien die „deutsche Frage“ vorerst gelöst. Aber spätestens mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wurde klar, dass die Deutschen in der Mitte des Kontinents mit ihrer Rolle im „Konzert der Großmächte“ nicht einverstanden waren. Als sich das nationalsozialistische Deutschland aufmachte, die verhasste Friedensordnung von Versailles zu revidieren, ließ Adolf Hitler verlauten, die „deutsche Frage ist nur noch militärisch zu lösen.“

Aber das Ergebnis dieser insgesamt mehr als 30 Jahre dauernden Kriegsphase zwischen 1914 und 1945 war für den Kontinent verheerend. Deutschland und Europa wurden geteilt und zum Spielball des Ost-West-Konfliktes. Dennoch ist es mit Diplomatie, Ausdauer und Geschick auf beiden Seiten des „Eisernen Vorhangs“ gelungen, diesen scheinbar unauflöslichen Konflikt zwischen der freiheitlichen Demokratie auf der einen und der sozialistischen Gesellschaftsordnung auf der anderen Seite friedlich zu lösen. Diese Fähigkeit und die vielen gemeinsamen kulturellen, historischen, politischen und künstlerischen Wurzeln verbinden die europäischen Völker. Sie sind nun aufgerufen auf dieser Grundlage eine gemeinsame europäische Ordnung zu schaffen, die all jenen Werten verpflichtet ist, die auf diesem Kontinent erdacht, erstritten und erkämpft worden sind: Demokratie und Verfassungsstaat, Religions- und Glaubensfreiheit, Parlamentarismus und Partizipation des Volkes, Freiheit und Menschenrechte. Millionen Männer und Frauen aus Europa haben im Laufe der vergangenen 2500 Jahre ihr Leben dafür gelassen, dass diese Ideen und Ziele sich durchgesetzt und immer noch Gültigkeit haben. Auf ihren Schultern stehen die heute lebenden Generationen.

Köln, im Sommer 2014

Matthias von Hellfeld

Die Genese Europas III

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