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Oasis „Standing on the Shoulder of Giants” (2000)
ОглавлениеWie hätte ich mich 1970 gefühlt, wenn mir in einer kleinen Bar unter konspirativen Umständen das „White Album“ der Beatles vorgespielt worden wäre – euphorisiert, irritiert, bewegt? All das wahrscheinlich, auf einmal. Und wie fühle ich mich heute, nachdem man mir unter konspirativen Umständen das neue Album von Oasis vorgespielt hat? Gleichgültig. Ich habe mich geärgert über die Kollegen, die respektlos gequatscht haben die ganze Zeit. Immer lauter, je länger die Platte lief. Ich habe mich geärgert, aber wahrscheinlich war es nur gerecht. Vielleicht hat das Album sogar Marks Geste verdient, die er irgendwann bei Stück neun über den Tresen zu mir rüberschickte: drei Finger in den Mund. Nein, das ist doch zu hart. Ein Oasis-Album hat noch immer Liams Gesang, diesen gepressten, immer ein wenig zu lauten, immer knapp die Noten verfehlenden Stil. Es hat noch immer ein paar Refrains, von denen ich denke, dass es gut ist, dass es sie gibt. Aber es wurden immer weniger, von Album zu Album. Hier gibt es die wenigsten. Dafür zieht sich ein abgedroschener Dancegroove durch, der Modernität beweisen soll. Doch diese Musik wirkt seltsam kraftlos, erstarrt in selbstgeschaffenen Klischees, die andere inzwischen besser reproduzieren als sie selber. Kommen nach sieben fetten jetzt sieben magere Jahre für Oasis? Die übersteht man nicht im Pop, das ist sicher.