Читать книгу Die Musikantenstadt - Max Geißler - Страница 6
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ОглавлениеWie die Frau wieder im Haus beim schwarzen Kreuz sass und ihrem Manne, dem Schachtelmacher und Gemeindevorsteher Vinzenz Alois Bratel, vergnügt die zwei Silbergulden auf den Tisch schlug, warfen der Pechschaber und sein Weib im Waldesdickicht die goldenen Decken ab. Die Annemirl hing den Geigensack über den Rücken und schüttelte sich das Moos aus dem Rock. Der Mann rückte sich das grüne Spitzhütlein zurecht, schob sein Blasrohr unter den Arm und die Hände in die Taschen.
So zogen sie hernieder ins Tal, schritten über das tosende Wildwasser, das Gold und Silber über die Steine warf und — unter farbenbunten Bogen aus blitzendem Staub — durch den klingenden Morgen fiel, schritten beim Kreuz vorbei und rasteten auf der Holzbank droben vor einem kleinen Hause. Das stand am Hang auf der Waldblösse. War ein graues Genist und hatte ein moosgrünes Schindeldach. Darin wohnte die Steinhöferin, ein Weiblein — es wusste kaum einer, wer älter war, das Haus oder die Frau.
Die kam heraus, wie sie die Musikanten reden hörte und sagte:
„Grüss Gott, Pechschaberleut! Seid’s da?“
„Ja,“ sagte die Annemirl, tat das kattunene Kopftuch ab und strich sich mit der feuchten Hand die Scheitel glatt. Aber der Girgl schlug in seine Hände, dass ein Schall durch den Bergwald rannte.
„Da sind wir, und da bleiben wir! Steinhöferin, weisst du, was das ist: wegemüde sein und heimatsehnsüchtig? Weisst du, was das heisst: wir zwei, wie wir da vor dir stehen, sind landfahrend gewesen von Kindheit an und haben uns nichts erspielt als ein paar windige Lumpen auf den Leib, ein paar zerrissene Schuhe an die Füsse und ein Waldheimweh ins Herz? — Auf der Landstrasse liegen, das heisst: ohne Glück und ohne Stern sein wollen sein Lebtag. Und nun grüss dich Gott, Steinhöferin! Da sind wir, und da bleiben wir!“
So ist der Pechschaber mit seinem Weibe sesshaft geworden.