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5 Sein Film

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Sie kam aus der Dusche. Auf ihrer Haut spürte sie noch die letzten Tropfen. Am Schrank hing ihr Kleid. Sie zweifelte nicht, ob es zum Anlass passte. Zu selten boten sich ihr Gelegenheiten, zu denen sie das Lange, schwarze anzog, und sie kannte seine Wirkung. Sie überlegte, noch einen Schritt weiterzugehen.

Schmunzelnd wanderte ihr Blick aus dem Fenster. Den String aus schwarzer Spitze, legte sie nicht zurück. Nur mit dem Handtuch über den Schultern suchte sie nach den passenden Schuhen. Farbig durften sie sein, Absatz war Pflicht bei diesem Kleid. Sie wähle ein Paar in glänzendem Hellblau.

Ihr metallischer Schimmer bot einen reizvollen Farbklecks unter dem leichten Stoff. Wenn die Spaghettiträger und das Dekolletee ihre Wirkung verfehlten, sollten die hohen Absätze ihr Ziel erreichen, das hoffte sie.

Er war oft unterwegs, wahrscheinlich wegen seiner Arbeit. Wenn er auf seinem Boot war, gab er ihr Rätsel auf. Freundlich, verschmitzt, aber immer vorsichtig, zurückhaltend. Sie wollte nicht glauben, dass es Arroganz war. Falls doch, könnte sie ihm heute zeigen, dass sie nicht das Landei war, für das er sie vielleicht hielt. Dabei wusste sie nicht, für was er sie hielt. Heute war sein Abend und er war etwas größer als das schnelle Bier beim Nachbarn. Dabei hatten sie noch nicht einmal dafür Zeit gefunden.

Wenn sie Lust hätte, fände er das total Klasse, wenn sie rüberkäme. So hatte er sie eingeladen. Sie konnte ja schlecht sagen, dass sie ihn von ihrem Schreibtisch aus sah, wenn er auf dem Deck seines Schiffes arbeitet und sie sich dabei ertappte, dass sie ihm dabei verträumt zusah. Er saß oft stundenlang an diesem alten Tisch, machte sich Notizen in einer Kladde und las oder schrieb in seinem Laptop. Sie vermutete, dass er für das Fernsehen arbeitete. Dafür sprachen die Kamerateams, die ab und zu für Besprechungen hierher kamen. Aber was er machte und wozu er sie genau eingeladen hatte, war ihr nicht klar. Ein paar Freunde und Kollegen kämen auch. Er sprach davon, dass es ein dickes Ding gäbe. Für sie hieß das: festliche Premiere, sexy Kleid und schicke Klamotten.

Ihre Hausboote lagen noch nicht lange hintereinander. Er hatte schon länger hier festgemacht, sie war erst vor kurzem dazu gestoßen. Heute fand sie, war es Zeit, in seinen Scheinwerfer zu treten. Er sollte endlich merken, dass es da noch eine schicke Nachbarin gab. Sie wollte nicht noch einmal die Erfahrung machen, dass der Mensch für den sie sich interessierte, sie überhaupt nicht wahrnahm. Bei dieser Erfahrung schwang nicht einmal Verbitterung mit. Ihr selbst war es schon so gegangen, dass sie nach Jahren erfuhr, wer sich für sie interessiert hatte. Sie mochte ihn zu sehr, um nicht herausfinden zu wollen, wer er war.

Sie schmunzelte. Von allen Optionen, die ihr Kleiderschrank hergab, wählte sie jedes Mal die gewagteste. Mehr, als die Leinen losmachen und einen anderen Platz zu suchen, konnte ihr nicht passieren.

Tod am See

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