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Die Osterzeit

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Am Palmsonntag stehe ich schnell auf, damit ich ja nicht der Palmesel werde. Das ist dieses Jahr der Papa. Aber der nimmt das nicht tragisch, sondern lacht nur dazu. Im Hochamt lasse ich die bunten gebundenen Palmkätzchen weihen. Diese steckt Mama hernach hinter das Kreuz in der Küche, damit Gottes Segen immer im Haus ist.

Die Karwoche ist ruhig und es gibt weniger zu essen. Am Karfreitag läuten keine Glocken, sondern man hört nur die Karfreitagsratschn. Es heißt, die Glocken sind nach Rom geflogen. Von dort werden sie zu Ostern von den Engeln wieder zurückgebracht.

In der Kirche sind alle Bilder mit violetten Tüchern verhüllt. Vorne an der Kommunionbank liegt ein Kreuz am Boden. Wenn man im Knien dort ankommt und den Leib Christi küsst, erhält man einen Ablass. Wir Kinder sammeln mit Freude einen Ablass nach dem anderen. Wir kommen zur Kirchentüre herein, gehen in die Knie, rutschen den ganzen langen Mittelgang entlang bis vor zum Kreuz, geben unseren Kuss darauf, stehen auf, verlassen die Kirche am vorderen Ausgang, laufen um die Kirche herum und wiederholen unsere Ablassgewinnung. Vor Ostern braucht der Mittelgang bestimmt nicht mehr geputzt zu werden, denn das haben wir mit unseren Strümpfen auf den Knien bestens erledigt.

Die Osterfeiertage sind schön. Ein Stück Geselchtes, das Mama kocht, und Eier, die Mama färbt, bringt Papa aus Stammham mit. Das Osterbrot backt Mama, den Kren (Meerrettich) gibt es direkt vor der Haustüre, den braucht man nur am Pfarrberg auszugraben. Beate und ich tragen dieses Jahr die Speisen zur Weihe. Hernach genießen wir zu Hause alle das gute, geweihte Osterfrühstück.

Natürlich wissen wir zwei Großen, dass es keinen Osterhasen gibt. Trotzdem freuen wir uns über die bunten Eier im Osternest. Das Schönste sind aber die gebackenen Osterbetzl, die mit Puderzucker bestreut sind und eine kleine papierene Osterfahne im Rücken haben. Tante, die Meisterin im Organisieren und Beschaffen, hat dieses Osterwunder vollbracht und uns damit überrascht.

Doch dann sind die Osterfeiertage vorbei. Die bunten Eier sind gegessen, aber mein Osterbätzerl hebe ich bis zur Kommunion auf.

Aus, Äpfel, Amen (2) Ria, de Kloa 1948 bis 1951

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