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Die Währungsreform

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Das Leben ist immer noch schwer. Überall herrscht Not. Zwar stirbt man im Dorf nicht gerade an Hunger, aber manchmal wissen die Familien wirklich nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. Es ist nichts zu kaufen da! Beim Reischl in Lenting gibt es außer Brot nichts. In der Stadt sind die Schaufenster leer! Niemand hat was anzubieten. Die Geschäftsleute haben nichts mehr auf Lager. „Sie können ruhig nachschauen. Bei uns finden Sie kein Stäubchen mehr. Alle Vorräte, die wir hatten, sind schon längst veräußert.“ Natürlich bestehen wir nicht darauf, die Lager zu besichtigen. Es gibt keine Schuhe, keine Stoffe, keine Kohlen, keine Tafeln, keine Hefte, keine Stifte, keine Lebensmittel, keine Schokolade, einfach nichts! Nichts, nichts und nochmals nichts! Nichts bedeutet überhaupt nichts! Einfach Nullkommanichts!

Mama hat unten am Bach von einem Bauern ein kleines Gartenstück zur Pacht genommen. Papa hat von den Stammhamern Salat- und Tomatenpflanzerl erhalten. Die letzten Bohnenkerne steckt sie in die Erde und zieht Stangenbohnen heran. Auch Gurken und Gelbe Rüben sollen geerntet werden. Also, wenn man keine Beziehungen hat, dann ist man einfach „hergschenkt“.

Geld ist nichts mehr wert. Es heißt, wir würden neues Geld bekommen, und zwar schon in den nächsten Tagen.

Die Wuni Zenta kommt zu mir her. Sie muss nach Kösching in die Apotheke. Ich soll mit ihr gehen. Sie meint, sie habe genug Geld, dass wir auch noch ein Eis essen können. Mit der Aussicht auf ein Eis bin ich natürlich dabei.

Nach der Apotheke eilen wir zum Ampferl, wo es das Eis gibt. Wir stehen im Hof, Zenta verlangt am offenen Verkaufsfenster zweimal Eis. Wir bekommen es auch, aber die Zenta muss zwanzig Reichsmark dafür zahlen. Das Eis fällt ihr fast aus der Hand. „Ja, warum kost des so vui?“

„Weil morgen des Geld nimmer gilt.“

Trotzdem lassen wir uns das Eis gut schmecken.

Am nächsten Tag heißt es wirklich: Währungsreform, Kopfgeld und Deutsche Mark, DM genannt. Das Geld wird von den Familienvorständen abgeholt. Bei uns übernimmt Tante diese Aufgabe. Sie ist sich der Bedeutung voll bewusst und ist ganz nervös. Voller Eifer schwingt sie sich auf ihr Fahrrad, fährt den Pfarrberg hinunter der DM entgegen. Es pressiert ihr, denn es könnte ja sein, dass das Geld ausgeht und sie keines mehr bekommt. Da kommt sie mit dem Vorderrad auf dem steinigen Buckelweg ins Rutschen und schon haut es sie runter. Mit aufgeschlagenen Knien und abgeschürften Händen steht sie auf. Gott sei Dank hat das Rad keinen Achter. Sie kann weiterfahren.

Ramponiert, aber glücklich, mit dem wertvollen Geld in der Tasche, kommt sie heim. Erst mal verarztet Mama die Tante mit dem Rest Jod, den sie noch hat. Doch dann wendet sich aller Interesse dem neuen Zahlungsmittel zu. Ob und was man wohl dafür bekommen wird? Trotz ihrer Schmerzen fährt Tante am nächsten Tag in die Stadt. Sie will einfach mal schauen.

Sie kommt zurück und erzählt von dem Wunder.

Aus, Äpfel, Amen (2) Ria, de Kloa 1948 bis 1951

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