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II. Das Alte Testament

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Grundlinien der Gotteserfahrung

Das „Alte Testament“ der christlichen Bibel, bis auf wenige Ausnahmen identisch mit der Heiligen Schrift, dem „Tanach“ der jüdischen Tradition, hat eine inhaltliche Mitte: die Erwählung Israels und Gottes Treue zu seinem Volk (Preuß/53: I.79). Die Fülle der diese Geschichte bezeugenden Schriften ist über Jahrhunderte entstanden, vielstimmig und vielgestaltig. Unmöglich ist es deshalb, alle Texte, die für das offenbarungstheologische Nachdenken von Belang sein könnten, hier zu untersuchen; ähnlich vergeblich wäre der Versuch, „die“ Offenbarungstheologie des Alten Testaments zu schreiben. Die Pluralität der Perspektiven ist unhintergehbar. Und doch lassen sich innerhalb der Vielfalt wiederkehrende, nur leicht variierende „Grundlinien“ erkennen. Immer wieder werden bestimmte Erfahrungen benannt, in denen Gott sich sehen lässt, Worte, in denen er gehört werden kann, Ereignisse, in denen sein Handeln erkennbar wird. Zu jeder dieser Erfahrungen gehört auch ihr Gegenteil: der erlittene Entzug der Gottesgegenwart. Doch auch dieser Entzug wird gelesen im Licht der überlieferten Gotteserfahrung. In der Modulation der entsprechenden Texte gewinnt die Gottesrede der Bibel ihre – keineswegs bruchlose – Gestalt, wird Gott, auf den Israel baut, auf ganz spezifische Weise offenbar.

Um im Rahmen dieser Einführung diese Gestalt erkennen zu lassen, beschränkt sich die folgende Darstellung bewusst auf sechs besonders prägnante Texte. Sie stehen für je eine jener „Grundlinien“. Dass sich die vorgestellten Linien mit Gewinn durch viele andere Texte präzisieren ließen, dass die Bibel sogar noch ganz andere Linien zeichnet, sei damit nicht bestritten.

Einführung in die Theologie der Offenbarung

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