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Das limbische System und seine Neuromodulatoren
ОглавлениеNach Gerhard Roth (2003) ist das limbische System das zentrale Bewertungssystem im Gehirn. Es bewertet alles, was wir tun, nach gut, erfolgreich, lustvoll bzw. schlecht, erfolglos, schmerzlich und speichert die Resultate dieser Bewertung ab. Diese Regionen mit ihren unbewussten Bewertungsprozessen nehmen bereits im Mutterleib ihre Arbeit auf und führen sie in den ersten Lebensjahren fort, also früher, als die bewussten Hirnprozesse einsetzen – wie die Ich-Prozesse und das bewusste Planen, die erst ab dem vierten Lebensjahr funktionstüchtig werden. Das Verhältnis eines Individuums zu sich, zur Welt und zu anderen Menschen und die grundlegenden Verhaltensprinzipien, also Charakter und Persönlichkeit, formen sich weitgehend unbewusst und bilden den Rahmen, in dem spätere Erfahrungen gemacht werden. Dieser Prozess ist im Erwachsenenalter weitgehend selbststabilisierend. Es werden in aller Regel diejenigen Erfahrungen angeeignet, die bereits bestehende Erfahrungen bestärken. Je weiter die psychische Entwicklung fortgeschritten ist, desto schwieriger wird es, diese Grundeinstellungen noch zu ändern. Dies bedeutet für die Erziehungsaufgabe, möglichst früh, also bereits bei Kleinkindern, altersgemäße Situationen zu schaffen, die das Kind in seiner Entwicklung unterstützen und fördern.
In der Tabelle (Abbildung 1–10, Seite 25) sind die Teile des Gehirns mit ihren Funktionen aufgeführt. Es wird deutlich, welch mächtige Antriebe und »energiereiche Erinnerungen und Erwartungen« in den limbischen Strukturen erzeugt werden. Diese sind vor allem in den tieferen Regionen angesiedelt, unterhalb des Großhirns. Einzig die Anteile des Großhirns lassen steuernde Funktionen erkennen, die zusätzlich von weiteren, außerlimbischen frontalen Hirnregionen unterstützt werden und ihr Potenzial während der Pubertät bis ins junge Erwachsenenalter hinein entwickeln. Die limbischen Strukturen sind untereinander verbunden, und die Neuromodulatoren – Botenstoffe, die aktivierend oder hemmend auf die Hirnprozesse wirken können – wirken auf alle Ebenen ein.