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Aristoteles

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War Aristoteles vor allem Hemmschuh bei der Entwicklung antik-mittelalterlichen Denkens hin zur klassischen Physik ab Galilei? Die Reserviertheit gegenüber mathematischer Behandlung der Natur, seine besondere Betonung qualitativer Eigenschaften, die Trennung des Kosmos in sublunare materielle Sphäre und in supralunare nicht materielle Welt des Himmels, die Ablehnung des Vakuums, und seine Vorstellungen zur Ortsbewegung mit einer konstanten Geschwindigkeit proportional zur einwirkenden Kraft erscheinen oft nur als rückständig gegenüber modernerem Denken. Doch ist das nicht gerechtfertigt? Platonisches mathematisches Herangehen an die Welt und aristotelische Kritik an dem einfachen Glauben an eine mathematisch-empirisch erfahrbare objektive Wirklichkeit (auch mithilfe der Sprache, der Logik und der Metaphysik als „erster Philosophie“) gehören beide zur Tradition unserer heutigen Naturwissenschaft.

367 vor Christus kommt der Mazedonier Aristoteles mit 17 Jahren an die platonische Akademie in Athen und bleibt hier 20 Jahre bis zum Tode Platos. Nach vielen Studienreisen wird er auch Lehrer Alexanders des Großen. Von seinen angeblichen 150 Abhandlungen sind knapp 30 erhalten. Er wehrt sich gegen die Ideenlehre Platos. Mathematiker können zwar Körper, Flächen, Strecken und Punkte als selbstständige Gegenstände behandeln, doch Physiker kann das nicht zufrieden stellen. Für sie sind das nur Begrenzungen von Naturgebilden. Als Grundlagen der Wirklichkeit sieht Aristoteles die Subjekte und ihre Eigenschaften. Die Substanz der Subjekte und die Formierung von Eigenschaften bestimmt auch jegliche Veränderung. Ohne Substanz oder Materie gibt es keinen Raum. Das mutet modern an. Für Plato gab es einen unabhängig existierenden Raum als Gefäß für alle Körper. Aristoteles hält an den vier Grundelementen fest, die aber nicht geometrisch, sondern durch Eigenschaftspaare geprägt werden. Feuer ist warm und trocken, Luft warm und feucht, Wasser kalt und feucht, Erde kalt und trocken. Aus dem Umschlag der Eigenschaften entsteht der Kreislauf der Elemente. Die Vielfalt der sublunaren Welt erklärt sich aus ihren beliebigen Mischungen. Erde ist absolut schwer und Feuer absolut leicht, während Wasser etwa gegenüber der Erde leichter sein kann, gegenüber der Luft allerdings schwerer.

Je schwerer ein Körper in dem betreffenden Medium ist, desto schneller fällt er. Das sind alles natürliche Bewegungen. Gewaltsame Bewegungen bedürfen einer Kraft. So wie der Ochsenkarren stehen bleibt, wenn die antreibende Kraft fehlt, so treibt eine vorhandene Kraft einen Körper mit konstanter Geschwindigkeit, aber umgekehrt proportional zum Widerstand des Mediums. Ein Problem für Aristoteles ist die Wurfbewegung, bei der etwa der Speer auch ohne Handkontakt weiter fliegt. Bewegung (metabole oder kinesis) wird keineswegs nur als Ortsbewegung verstanden, sondern generell als jegliche Art von Veränderung. Eine Mischung zweier unterschiedlicher Bewegungen ist für Aristoteles undenkbar.

Die Erde, das schwerste Element, muss im Weltzentrum in Ruhe stehen. Ihre Kugelgestalt ergibt sich daraus physikalisch: Alles Schwere versucht möglichst nahe an das Weltzentrum zu gelangen. Aristoteles bringt auch alle Beobachtungsargumente, die für die Kugelgestalt der Erde sprechen. Der supralunare Bereich der Welt ab der Mondsphäre besteht aus einem eigenen Grundstoff, dem Äther. Aristoteles übernimmt das schon von Eudoxos von Knidos konstruierte und dann von Kallipos weiter entwickelte Sphärenmodell der Planeten – am Himmel gesteht er also der Mathematik wesentlichen Einfluss zu – erweitert es um insgesamt 22 Sphären und fügt einen ersten unbewegten Beweger hinzu, der das ganze Weltall in Drehung hält.

JT


Das Mittelalter illustriert und erweitert Aristoteles. Im menschlichen Körper spiegeln sich Tierkreissternbilder und die vier Elemente.

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