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Wie entsteht der Regenbogen – Kamal al-Din al-Farisi und Dietrich von Freiberg

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Aristoteles versteht den Regenbogen als eine raffinierte Spiegelung des Lichts von Sonne oder Mond an Regenwolken. Er sieht drei Grundfarben darin, Rot, Grün und Blau (Violett). Auch den sekundären Regenbogen, der oft nur schwach über dem glänzenden ersten erscheint, erwähnt er schon, mit der Umkehr der Farbenfolge darin. Islamische Gelehrte wie Ibn al-Haitham (Alhazen) – er dachte ebenfalls an Wolken und Reflexion – und Ibn Sina (Avicenna) bauen darauf auf. Sie denken auch schon an die Brechung des Lichts in Regentropfen. Die ersten aber, die eine erstaunlich modern anmutende Theorie der Farbaufspaltung im doppelten Regenbogen liefern und sie auch mit Experimenten untermauerten, sind der islamische Gelehrte Kamal al-Din al-Farisi in Persien und der sächsische Mönch und Philosoph Dietrich von Freiberg kurz nach 1300.

Beide kennen Ibn al-Haitham und natürlich auch Aristoteles. Sie entdecken, dass der erste Bogen durch zweimalige Brechung am und einmalige Reflexion des Lichts im Regentropfen entsteht. Beim sekundären Regenbogen kommt eine zweite Reflexion im Inneren jeden Tropfens hinzu, die zudem die Farbfolge umdreht. Dietrich nimmt nun – antik gedacht – zwei Gegensatzpaare an: ein Paar der Form – die größere oder geringere Helligkeit des Lichtes –, und ein Paar des Stoffes – die größere oder geringere Durchlässigkeit etwa des Regentropfens –, die sich vermischen. Bei ihm ergibt das vier Grundfarben des Regenbogens: Rot, Gelb, Grün, Blau. Er sieht auch Übergänge zwischen den Farben. Farben und Licht sind zwar mitunter mit Wärme verbunden, etwa im Sonnenlicht, sollen aber doch unabhängige Eigenschaften sein, wie das Licht eines strahlenden Sternenhimmels in kalten Winternächten beweist. Al-Farisi bringt seine Glas-Wasser-Gefäße in eine Camera Obscura und untersucht hier die Brechung und Reflexion schmaler Lichtkegel in seinen Modell-Regentropfen. Wie Dietrich nimmt er die vier Grundfarben an. Sie entstehen nach seiner Vorstellung durch Überlagerung und gegenseitige Abschwächung verschiedener Formen des Lichts auf einem dunklen Hintergrund.

Die Gleichzeitigkeit beider Forschungen in so verschiedenen Kulturen ist erstaunlich, zeigt aber auch die übergreifende Bedeutung des Genies Ibn al-Haithams. Dietrich von Freiberg ist um diese Zeit im mitteleuropäischen Umfeld isoliert – seine Forschung wird vergessen. In christlichen Darstellungen wird der Regenbogen – als Gottesgeschenk nach der Sintflut – nur vereinfacht wieder gegeben, in unserem Bild mit zwei Farben, rot für die Farbe des Feuers, des Fegefeuers wohl, blau als Zeichen der vergangenen Sintflut. Al-Farisi andererseits wächst in einem lebendigen wissenschaftlichen Netzwerk auf, das Experiment und Theorie verbreiten und weiterreichen kann. Die Blütezeit dieser Erfolge endet jedoch mit der nachlassenden Dynamik des islamischen Denkens in der folgenden Zeit. So bleibt auch al-Farisis Werk dem Westen unbekannt.

JT


Die Entstehung des sekundären Regenbogens nach Dietrich von Freiberg.


Der Regenbogen in der mittelalterlichen Malerei.

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