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Herons Experimente mit Luft

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Heron von Alexandria zeigt in seinem Werk Pneumatika, dass Druckluft ganz unmöglich scheinende Bewegungen hervorrufen kann. Wird in eine mit Wasser zur Hälfte gefüllte Hohlkugel Luft eingepumpt, treibt diese das Wasser durch eine nach oben gerichtete Röhre in die Höhe. Mit einer geeignet angebrachten Düse wird daraus ein Springbrunnen.

Auch mit Wärme bewirkt Heron Erstaunliches: Neben einem Tempel wird ein Feuer entfacht. Die erhitzte Luft wird – für den Betrachter unsichtbar – in einen luftdicht geschlossenen und halb mit Wasser gefüllten Kessel im Untergrund geleitet; die heiße Luft treibt das Wasser durch einen Siphon in einen daneben angeordneten Behälter, der durch das größere Gewicht nach unten sinkt und die Tempeltüren öffnet Erlischt das Feuer, kühlt sich die Luft ab und im Kessel entsteht ein Sog, der über den Siphon das Wasser aus dem Behälter wieder zurück saugt. Der leichter gewordene Behälter steigt zurück in die Ausgangslage, und die Tempeltüren schließen sich wieder.

Heron von Alexandria – er soll in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Christus gelebt haben – beschreibt noch eine Fülle anderer überraschender Erscheinungen, die durch das Zusammenwirken von Luft, Wasser und Feuer hervorgerufen werden. Aber er liefert dazu keine physikalischen Erklärungen. Wie kann das leichte Medium Luft das schwerere Medium Wasser in die Höhe treiben? Will Heron seinen Zeitgenossen zu verstehen geben, dass die aristotelische Physik eine Irrlehre ist? Oder sollen die Experimente einfach nur für Erstaunen sorgen? In seinem Werk über Automaten treibt Heron dies mit allerlei Techniken, die für den Einsatz im Theater bestimmt sind, auf die Spitze. Oder will er einer neuen Technik den Weg bereiten, indem er aufzeigt, wie Dampf und Druckluft zum Antrieb von Maschinen genutzt werden können?

Darüber gibt es unter den Wissenschafts- und Technikhistorikern sehr verschiedene Ansichten. Manche sehen in Heron von Alexandria den Vordenker moderner Technik – und rätseln darüber, warum die antiken Ingenieure dieses Wissen nicht zum Bau von Dampfmaschinen genutzt haben und warum die industrielle Revolution noch eineinhalb Jahrtausende auf sich warten ließ. Für andere ist Heron lediglich ein Sammler von Wissensbruchstücken, die zu seinen Lebzeiten schon mindestens zweihundert Jahre lang bekannt waren. Die eigentlichen Entdecker und Erfinder der von Heron beschriebenen Erscheinungen müsse man in der hellenistischen Epoche suchen. Die Pneumatik wurde nicht von Heron begründet, sondern von Ktesibios im dritten Jahrhundert vor Christus, der Blütezeit hellenistischer Wissenschaft.

Herons Absichten mögen umstritten sein; dennoch kommt seinem Werk in der Geschichte der Wissenschaft eine herausragende Bedeutung zu. In der Renaissance wird es wiederentdeckt und aus dem Griechischen ins Lateinische, Italienische und Deutsche übersetzt. Herons Experimente liefern das Vorbild für Wasserspiele in den Lustgärten des Barock. Noch heute verwenden wir den „Heronsball“ oder den „Heronsbrunnen“ – wenn auch nur als didaktisches Spielzeug, um mit dem Charme antiker Technik die Wirkungen von Dampf oder Druckluft aufzuzeigen.

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Luft, die in einen Kessel gepumpt wird, treibt Wasser in die Höhe.


Der in den Heronsball geleitete Dampf strömt durch Düsen aus und versetzt nach dem Rückstoßprinzip den Ball in Drehung.

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