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ISLAM UND CHRISTENTUM, DIE WEGBEREITER DER KLASSISCHEN PHYSIK

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Griechische Wissenschaft wird in der Kultur des vorchristlichen Rom weitergereicht, durch griechische Lehrer, Wissenschaftler und römische Publizisten, doch ohne jede innovative Eigenbeteiligung. Die Wirren des Untergangs des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus vernichten viel überliefertes Wissen. Nur einzelne christlich-griechische Wissenschaftler (Johannes Philoponos) versuchen weiter zu denken. Der Niedergang der berühmten und wichtigsten antiken Bibliothek in Alexandria ist auch ein Symbol für diesen geistigen Abstieg.

Die arabisch-islamische Kultur dagegen greift nach dem 7. Jahrhundert alles Wissen auf, das in ihren Bereich gerät. Hätte sie, neben indisch-persisch-babylonischen Einflüssen, kein Interesse an dem Wissenskanon in den eroberten Gebieten von Nordafrika und Vorderem Orient bis Spanien und Sizilien gefunden, wären viele griechische Errungenschaften verschüttet geblieben. Die christlich-europäische Naturwissenschaft hätte erheblich mehr Zeit zum Aufholen gebraucht.

Griechische Philosophie und damit auch Naturbetrachtung sind im aufstrebenden Christentum der nachrömischen Zeit zunächst als heidnisch verpönt. Das gilt auch für die ersten Universitäten, die aus Dom- und Klosterschulen ab dem 12. Jahrhundert entstehen, wie Bologna, Paris, Oxford. An arabischislamischen Gelehrtenschulen dagegen wie in Toledo und Palermo wird griechisches Wissen gesammelt, ins Arabische übersetzt, kommentiert. Mitunter werden neue Ansätze diskutiert, bzw. Weiterentwicklungen bei Experimenten und Messinstrumenten versucht. Streben nach Wissen gilt seit den Anfängen als religiöse Pflicht und enthält ab etwa dem 9. Jahrhundert auch in unserem Sinn wissenschaftliches Wissen. Insbesondere Mathematik, Astronomie und Optik, aber auch Teilbereiche der Mechanik werden gepflegt. Das geht Hand in Hand mit der Entwicklung von Technik, die im 8.–13. Jahrhundert ihre Blütezeit erlebt.

Auch im christlichen Mittelalter gibt es bis in das 11. Jahrhundert wichtige technische Innovationen, wie die Dreifelderwirtschaft, die Verbesserung des Pfluges, Wassermühlen, das Kummetgeschirr und der Hufbeschlag beim Pferd. Beim Ausbau universitärer Bildung setzt sich langsam griechische Denkweise durch. So wird die für alle Studenten verbindliche Grundbildung anhand der sieben freien Künste (artes liberales) organisiert, die – aus der platonischen Tradition stammen. Eine anschließende Spezialbildung erfolgt in den drei Fachbereichen Theologie, Jura und Medizin.

Noch im 13. Jahrhundert werden in Paris Dekrete gegen die aristotelische Philosophie erlassen. Allerdings wird die Kugelgestalt der Erde im Allgemeinen nicht mehr infrage gestellt.

Im 14. Jahrhundert schließlich gibt es in England schon eigenständige Überlegungen etwa zur Statik und Bewegungslehre. Viele griechische Schriften von Ptolemäus und von Aristoteles liegen in lateinischen Übersetzungen aus dem Arabischen (der Almagest, etwa 1150) vor. Auch arabische Schriften, wie die zur Optik von Ibn al-Haitham (Alhazen) werden ins Lateinische übersetzt. Ab dieser Zeit beginnt das christliche Europa Schritt für Schritt, die islamische Überlegenheit abzuschütteln. Wahrscheinliche Gründe dafür sind die noch junge Dynamik des Christentums in Klöstern und Universitäten (Scholastik), der Aufstieg eines städtischen Bürgertums – während sich im Islam das theologischphilosophische Denken verhärtet oder/und in den verschiedenen Machtzentren isoliert bleibt. Die Geistlichkeit wird mehr und mehr wissenschaftsfeindlich. Ferner entwickeln sich keine Stadtzentren mit eigenständiger Verwaltung und Macht, wie das ab dem 12. Jahrhundert im christlichen Europa zu beobachten ist.

JT


Die freien Künste als Grundstock christlich-mittelalterlicher Bildung – im Zentrum die Philosophie.

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