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Konflikte und ihre Verarbeitung bei der Konfliktpathologie

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Konflikte und ihre Verarbeitung bilden traditionell den Kern jeder psychoanalytischen Betrachtungsweise. Dabei werden das aktuelle Erleben, Persönlichkeitszüge, die Beziehungsgestaltung und die Symptomatik psychogener Störungen unter der Perspektive der Konfliktbewältigung betrachtet. Die Verdrängung spielt dabei eine besondere Rolle.

Der Ausgangspunkt der psychoanalytischen Konfliktlehre waren die Triebkonflikte, die als intrapsychische Prozesse beschrieben wurden. Die Inhalte können sehr unterschiedlich sein. Es handelt sich z. B.

• um nicht verarbeitete Gegensätze zwischen Bedürfnissen (Triebwünschen) und ihrer Versagung,

• um gegensätzliche Triebregungen oder Gefühle (zerstören versus bewahren; hassen versus lieben),

• um Konflikte zwischen Impulsen einerseits und Geboten, Werten, Idealen oder Verboten andererseits (Inzestwunsch versus Inzestverbot; Mordimpuls versus Tötungstabu).

In dieser Betrachtungsweise schlagen sich Triebschicksale (gemeint ist das Ergebnis der Verarbeitung von Triebkonflikten) als neurotische Reaktionsbereitschaft in der Persönlichkeit nieder. Der dynamisch wirksame Affekt ist dabei die Konfliktangst. Sie wird durch Konfliktabwehr vermindert und letztlich durch Verdrängung unbewusst und bildet die Disposition für die Entstehung von Konfliktstörungen im späteren Leben ( Kap. 3.2).

Bei dieser intrapsychischen Konzeptualisierung werden Konflikte den Kategorien des psychoanalytischen Persönlichkeitsmodells zugeordnet und als Konflikte zwischen Es und Überich oder zwischen innen und außen beschrieben. Sie können durch Entbehrungen, Stimulierung, Verzichtsforderung, Strafandrohung, Kränkung, Vernachlässigung, unrealistische Werte und Erwartungen, durch Enttäuschungen und Ablehnung u. v. a. hervorgerufen werden, die als solche im Ich bewusst oder unbewusst wahrgenommen und als Konflikte erlebt werden.

Aus traditioneller Sicht betrachtet man Konflikte also vorrangig in der intrapsychischen Dimension, d. h. man untersucht z. B. die Beziehung zwischen dem Ich und dem Überich als Repräsentation eines zwischenmenschlichen Konfliktes. Die neueren Konzepte betonen dagegen die zwischenmenschliche Dimension des Konflikterlebens. Sie beschreiben Konflikte als Beziehungserleben, z. B. die Spannung in frühen Interaktionen, die sich in einer aktuellen Partnerschaft zwischen Autonomie- und Abhängigkeitsstreben wieder abbilden können.

Zentrale Entwicklungsthemen und die dem Leben innewohnende Antinomie werden dann als Grundkonflikte beschrieben. Hier handelt es sich um das Zusammentreffen von exstenziellen Grundbedürfnissen mit problematischen interpersonellen Konstellationen34 ( Übersicht).

Psychotherapie und Psychosomatik

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