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Konflikte bei der Entwicklungspathologie

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In den Frühphasen der Entwicklung ist ein konsolidiertes Ich noch nicht vorhanden. Hier fehlen die strukturellen Voraussetzungen für ein Konflikterleben im eigentlichen psychoanalytischen Sinne, d. h. als intrapsychischer Prozess zwischen psychischen Instanzen. Psychische Spannungszustände werden am Anfang des Lebens nicht begrifflich als Konflikte gefasst, die sich in die psychische Struktur einprägen, sondern bilden Spuren im vorsprachlichen Gedächtnis. Für ein eigentliches Konflikterleben fehlen insbesondere Mentalisierung und Symbolisierung. Die Betrachtung richtet sich deshalb auf den erlittenen Mangel, auf Entbehrungen, auf die unzureichende Förderung der Entwicklung, auf ungenügende Entwicklungsbedingungen und auf traumatische Erfahrungen. Ungünstige Entwicklungsbedingungen wirken nachhaltig auf die Persönlichkeitsentwicklung ein und hinterlassen Defekte in der Persönlichkeitsorganisation. Wir sprechen daher von einer Entwicklungspathologie.

Diese Konstellationen werden bisweilen aus der Sicht einer Konfliktpsychologie betrachtet. Es handelt sich jedoch nicht um motivationale Konflikte, sondern um kritische Entwicklungspositionen, die ihre Spuren hinterlassen. Man kann die Störungen der Entwicklung auf präverbale Konfliktäquivalente37 zurückführen. Dabei schlägt sich das Misslingen der frühen Bewältigung in der Persönlichkeitsorganisation als Schwäche der Integration von Selbst- und Objektrepräsentanzen und als Dysfunktion von Ichfunktionen nieder. Es bestimmt darüber, welches Strukturniveau für das Erleben und Verhalten eines Menschen maßgeblich wird. Wenn Grundbedürfnisse nicht angemessen beantwortet werden, resultieren psychosoziale Beeinträchtigungen. Sie sind danach sekundäre Folgekonflikte struktureller Störungen und nicht Folge von primären aktualisierten Konflikten.

Psychotherapie und Psychosomatik

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