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2.4.3 Struktureller Zwang

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Auch der Entzug von Privilegien im Rahmen eines Phasenmodells, etwa der Erlaubnis, mit den anderen Jugendlichen sprechen zu dürfen, kann als psychischer Zwang bewertet werden. Er beruht aber auf dem strukturellen Zwang auf der Makro-Ebene, da jede Phase mit bestimmten Handlungsfreiheiten bzw. deren Einschränkung verbunden ist, die durch den organisatorischen und konzeptionellen Rahmen definiert werden. So können Jugendliche, die sich in den Augen des Personals ordentlich verhalten haben, mit dem größeren Zimmer in einem besseren Haus mit mehr Freiheiten oder der Erlaubnis belohnt werden, ihre Eltern anzurufen, wenn sie eine Stufe aufgerückt sind.

Der strukturelle bzw. organisatorische Zwang auf der Makroebene ist deshalb von besonderer Bedeutung, da er auch Personal selbst betrifft. Zunächst beschreibt struktureller Zwang, wie das Beispiel des Strafvollzugs ( Beispiel 1) verdeutlicht, einen Zwang, der nicht in direkter Interaktion ausgeübt wird, aber zu bestimmten Interaktionen führt. Der Entzug der Freiheit ist dafür das deutlichste Beispiel. Aber auch sehr rigide Regeln können dieser Zwangsform zugerechnet werden, etwa die so genannten Stufenmodelle in der Heimerziehung, in denen die Handlungsmöglichkeiten der Adressat*innen durch ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Phase bestimmt werden. Dieser strukturelle Zwang hat für die Jugendlichen dann Folgen für den Kontakt zu Außenstehenden, für die Teilnahme an wünschenswerten Aktivitäten oder für den Zugang zu einem Telefon und anderem mehr (Kunstreich/Lutz 2015). In solchen Settings eines dominierenden strukturellen Zwangs gehen die Handlungsbeschränkungen der Adressat*innen immer auch mit Handlungsbeschränkungen der Fachkräfte einher. Wenn die Adressat*innen wenig dürfen und stark beschränkt werden, dann darf auch das Personal nur ganz bestimmte Reaktionen in einem engen Handlungskorridor zeigen. Diesen engen Handlungskorridor muss es dann ausfüllen. Darauf kommen wir in folgendem Exkurs zu sprechen.

Zwang in der Sozialen Arbeit

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