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Kapitel 13

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Die Wölfe würden kommen.

Ausgerechnet Wölfe.

Das Wandelwesen stand am Fenster und blickte hinaus auf das Dorfgemeinschaftshaus. Verfluchte Wölfe.

Einst waren die Wölfe die Verbündeten der Menschen gewesen. Ihre Instinkte hatten sie vor den Wandelwesen gewarnt und sie waren im Kampf an die Seite der Menschen getreten. Unter den Wölfen gab es einige, die sich ebenfalls verwandeln konnten und die dann zu furchtbaren Kämpfern wurden. Die Rudel der Wandelwesen hatten lange gegen die Wölfe und die Menschen gekämpft und die Entscheidung war erst gefallen, nachdem die Wandelwesen Zwietracht zwischen den Wölfen und ihren Verbündeten gesät hatten. Ja, die Rudel hatten es geschafft, die Menschen glauben zu lassen, dass die Wölfe für viele Morde verantwortlich gewesen waren. So hatten sich Wölfe und Menschen getrennt, vielmehr noch, sie waren zu Feinden geworden. Das hatte den Rudeln der Wandelwesen den Sieg gebracht. Nun gab es kaum noch Wölfe und auch nicht deren mächtige Gefährten, welche die Menschen gewarnt und geschützt hätten. Nur noch die Rudel der Wandelwesen und ihre Opfer.

Und jetzt, da sich sein eigenes Rudel auf den größten Triumph vorbereitete, brachten die Menschen die Wölfe zurück. Hierher, nach Wolfgarten.

Niemand hatte damit rechnen können und es konnte den Zeitplan des Rudels in Gefahr bringen. Aber es gab kein zurück. Das Rudel brauchte frisches Blut und die ersten Hunde starben bereits. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie alle zu töten und die Menschen zu schlachten, aber das durfte noch nicht sein. Das Wandelwesen brauchte den Samen eines Menschen, damit die Wandelfähigkeit fortbestand hatte. Sicher, ein geeignetes Männchen ließ sich auch an einem anderen Ort finden, aber das würde viel Zeit und Vorbereitung erfordern. Vielleicht zuviel Zeit, denn die Stärkung der Wandelbarkeit musste bald erfolgen.

Nein, die Erstarkung des Rudels musste hier, in Wolfgarten, erfolgen.

Zunächst mussten die Hunde sterben. Einer nach dem anderen. Wenn nur die Hunde starben und die Menschen noch am Leben blieben, dann würde man die Tat einem Hundehasser zuordnen. Einem Menschen.

Das Wandelwesen leckte sich nachdenklich über die Lippen. Es musste bedenken, dass sich die Zeiten geändert hatten. Auch wenn Wolfgarten scheinbar einsam auf dem Höhenrücken lag und von Wäldern umgeben war, die nächsten Siedlungen waren nicht fern. Die Menschen waren nicht mehr auf Boten und Signalfeuer angewiesen, um Hilfe zu holen. Die moderne Technik machte es ihnen leicht, sie schnell zu erlangen.

Nein, es war weit besser, die bewährte alte Taktik anzuwenden. Die Menschen durften nicht an einen Feind in ihren eigenen Reihen glauben. Das würde die anderen Dorfbewohner misstrauisch und vorsichtig machen. Sie würden einander beobachten und das konnte es schwieriger machen, sich unerkannt unter ihnen zu bewegen.

Das Wandelwesen lächelte sanft. Der umgebende Wald, die Tiere des Naturparks… Ja, es musste sich auf die Erfahrungen aus alten Zeiten besinnen und den Verdacht zunächst auf ein Raubtier lenken. Es würde einige Wildtiere töten und die Spuren in eine bestimmte Richtung lenken. Wenn es geschickt vorging, konnte es dadurch sogar dafür sorgen, dass man den Wölfen mit Feindschaft begegnete. Es musste nur geschickt genug vorgehen.

Das Wandelwesen wandte sich zur Seite und blickte dabei in die Sonne. Für einen flüchtigen Augenblicken wurden aus den runden Pupillen senkrechte Schlitze, bevor die Augen wieder vollkommen menschlich wirkten.

Vielleicht kamen die Wölfe auch zu spät, um den Menschen beizustehen. Dennoch, es würde gut sein, wenn sich das Rudel auf den alten Feind vorbereitete.

Das Wandelwesen hob die Hand und beschattete die Augen gegen das grelle Sonnenlicht.

Es würde ein sehr heißer Sommer werden.

Ein blutiger Sommer.

Das Blut des Wolfes

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