Читать книгу Das Blut des Wolfes - Michael Schenk - Страница 16
Kapitel 14
ОглавлениеNatürlich nahmen die Vorbereitungen für das Akzeptanzprojekt der EWoP einige Zeit in Anspruch und doch verliefen sie verhältnismäßig schnell, wenn man bedachte, wie viele Verwaltungsvorgänge dabei zu berücksichtigen waren. In den ersten Wochen merkte man in Wolfgarten überhaupt nichts von diesen Aktivitäten. Es schien fast, als wollten die Ereignisse der Welt einen weiten Bogen um den Kermeter Höhenzug machen.
Die weitere Suche nach den vermissten Proschkes war Ergebnislos und merkwürdigerweise blieb der erwartete Rummel aus. Zu viele Ereignisse zogen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich und das vermisste Paar ging darin nahezu unter. Es gab nicht einmal Verwandte oder Freunde, welche die Nachforschungen verfolgt hätten. Es schien, als habe das Ehepaar gar nicht existiert. Die Kriminalpolizei in Schleiden ermittelte zwar weiterhin, aber der scheinbar unlösbare Fall trat hinter andere zurück.
Jochen und sein Kollege Peter versuchten vergeblich, den Tierquäler ausfindig zu machen, der den armen Rudi des Bauern Wolicek getötet hatte. Da es keinen Hinweis auf den Täter gab, hatte Bauer Wolicek nun fast jeden Dorfbewohner in Verdacht und wachte mit finsterer Miene über seine Herde. Wer sich an seinem armen Rudi vergriffen hatte, der mochte es auch auf seine braven Kühe abgesehen haben. Inzwischen schlief der Bauer sogar auf der Weide und drohte jedem mit einer leicht verbogenen Mistgabel, der seinen gescheckten Kühen angeblich zu nahe kam.
Dann, mitten in der Woche, begann eine regelrechte Invasion des Ortes.
Mehrere Lastwagen und Baufahrzeuge rollten über die Landstraße heran, beladen mit Material und den verschiedensten Geräten. Entlang des großen Böttenbachs errichtete man Betonpylone, die Kameras tragen sollten. Der am Bach entlang führende Weg wurde verbreitert und mit einem festen Belag versehen, und der gesamte Metallzaun wurde sorgfältig überprüft. Zusammen mit Ranger Turner und dem Leiter des Projekts legte man die Positionen von drei besonders hohen Kameratürmen fest, die im abgesperrten Bereich aufgestellt wurden.
Oberhalb der Rangerstation, am Ziegenbendges Weg, gegenüber dem Tor zum abgesperrten Bereich, entstand die Beobachtungsstelle der Wolfsforscher. Die EWoP-Station wurde aus Fertigteilen errichtet und war weit geräumiger als die Rangerstation, was einen gewissen Neid in John Turner hervorrief. Vor allem, da man dort auch einen Raum einrichtete, der für die ärztliche Behandlung und Operation von Tieren geeignet war. Hinzu kamen Unterkünfte, die räumlich bescheiden, aber doch bequem waren und den drei Beobachtern als Quartiere dienen sollten. Eine Unmenge an elektrischen und elektronischen Kabeln wurde verlegt sowie ein schallgedämpftes Notstromaggregat in einem speziellen Generatorenhaus aufgebaut. Tagelang schien es von Männern und Frauen zu wimmeln, welche die gesamte Technik installierten. In einem Raum der EWoP-Station sah es zunehmend aus, als habe man es mit dem Befehlsleitstand einer militärischen Supermacht oder dem Regiestudio eines Senders zu tun.
Svenja und viele der anderen Bewohner sahen dem Treiben gespannt und voller Erwartung zu. Andere, wie ihr Vater, der kaum noch zur Ruhe kam, waren eher genervt und hofften darauf, dass es wohl bald vorbei sein würde.
Schließlich war es soweit.
Wolfgarten wartete auf seine Wölfe.