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21:38 Uhr, Krankenhaus Donaueschingen, OP-Trakt

Mehmet stützte Ritter. Fuchs folgte ihnen aus dem schwarzen Raum auf einen neuen Flur, von dem aus es in die verschiedenen Operationssäle ging. Ohne Orientierung und ohne etwas zu sehen stolperten die drei Männer ausgerechnet in den einzigen fensterlosen Raum des ganzen Traktes. Gestank schlug ihnen entgegen. Fuchs zog die Tür hinter sich zu und lehnte sich schwer atmend dagegen. Das Geldbündel war noch da. Sehr gut.

Von draußen hörten sie, wie der Bulle gegen einen der Schränke stolperte. Sie hörten sein Fluchen und den Lärm, den der zerberstende Glasschrank machte.

»Los! Weiter!« Ritter schubste Mehmet vor in die Dunkelheit, gegen einen Operationstisch.

»Was für’n Dreck ist das denn?!« Mehmet versank mit beiden Hän den im lauwarmen Gedärm eines Mannes, dessen Operation, als das Notstromaggregat ausfiel, ein jähes Ende gefunden hatte. Der allein operierende Chirurg und der Anästhesist hatten daraufhin alles stehen und liegen gelassen und waren ihren Kollegen gefolgt, die ihre Pa tienten schon lange im Stich gelassen hatten. Sie gingen zu ihren Familien.

Mehmet ahnte, worin sich seine Hände befanden. Er stand da wie paralysiert, unfähig, sich zu bewegen, unfähig zu einem klaren Gedanken und seine Stimme überschlug sich.

»Halt die Klappe!«, befahl Ritter, aber der Junge war nur noch Ekel und Angst. Er quiekte wie ein Schwein, dem man gerade die Hoden abgetrennt hat. Trotz der absoluten Dunkelheit hielt er die Augen fest geschlossen und Arme und Hände steif von sich gestreckt. Er ekelte sich, warmes Gewebe umspülte seine Finger und Flüssigkeiten und es stank so abscheulich!

Fuchs tastete nach dem Jungen und als er ihn gefunden hatte, packte er ihn an den Schultern und zog ihn weg. Etwas, das sich wie ein glitschiges Seil anfühlte, verhakte sich am Verschluss der dicken goldenen Kette, die Mehmet am Handgelenk trug und folgte ihm durch den Raum.

»Da ist noch was, da hängt irgendwas!!!«

Beck war mittlerweile auf der anderen Seite der Tür angelangt. Seine Finger ertasteten die kalte Lackierung der Tür und die harte Klinke. Und den kleinen Drehschalter genau darunter! Beck zögerte keine Sekunde. Er schloss die Tür ab und klemmte unter den nun quer liegenden Drehschalter den kleinen Wagen, den er neben der Tür gefunden hatte und in dem Spritzen, Kanülen und Ampullen lagerten.

Inzwischen hatte sich Fuchs entlang der kalt gefliesten Wände einmal komplett durch den Raum getastet. »Wir sitzen in der Falle«, schrie er.

»Blödsinn!« Ritter wollte ihm nicht glauben und humpelte nun sei nerseits die Wände entlang.

»Nehmt das weg, bitte«, wimmerte Mehmet, der stocksteif stehen geblieben war.

»Scheiße«, schimpfte Ritter und stolperte zurück zum einzigen Ausgang.

Fuchs stieß in der Dunkelheit plötzlich gegen Mehmet, der wurde von Fuchs zur Seite geschoben und das Etwas rutschte von Mehmets Handgelenk. Sofort stürzte der los und suchte die Tür. Egal, sollte dieser Bulle seinetwegen mit einem Panzer vor der Tür stehen, er wollte raus hier, musste raus, weg hier, weg, nur weg! Seine Hände waren mit einem dünnen Film überzogen. Endlich fanden sie die Klinke. Er drückte sie runter, warf sich gegen die Tür, zog an ihr, trat gegen sie, rüttelte und schrie − aber umsonst, der einzige Ausgang blieb fest verschlossen.

Rattentanz

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