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22:52 Uhr, Wellendingen, Gasthaus Krone

Bubi Faust war einer der etwa einhundert Menschen, die noch bis spät in die Nacht im Gasthaus Krone zusammensaßen. Unter der Decke des niedrigen Raumes hingen dicke Rauchschwaden. Der Wirt hatte die Fenster geöffnet. Das Leeren der Aschenbecher hatte er aufgegeben. Berthold Winterhalder hatte genug damit zu tun, flüssigen Nachschub aus dem Keller zu holen. Er machte den Umsatz seines Lebens, einzig sein Vorrat an Kerzen war viel zu gering. Die Frauen und Männer saßen dicht gedrängt und diskutierten die Vorkommnisse dieses Tages. Viele Familien hatten, in der Hoffnung auf eine (warme?) Mahlzeit, den Weg in die Wirtschaft gefunden und viele waren gekommen, nur um nicht allein zu sein. Aber allen gemeinsam war der Wunsch nach Gesprächen mit Freunden und Bekannten, nach den Meinungen der anderen zu diesem Tag. Sie suchten reflektorisch die Gemeinschaft und verließen die gepflegte Einsamkeit ihrer Einfamilienhäuser und Wohnungen.

»Eines ist sicher«, sagte Martin Kiefer zu Bubi, »wenn der Laden morgen nicht wieder läuft, dann war das heute erst der Anfang.«

Der alte Georg Sattler, der neben ihnen saß, starrte trotz seiner Zuckerkrankheit in ein Glas Cola. Vom Gespräch der anderen nahm er keine erkennbare Notiz.

»Wie meinst du das?«, fragte Bubi.

»Na, der Anfang eben. Wenn wir nicht aufpassen, haben wir bald das totale Chaos. Wird lustig, wenn jeder macht was er will. Keine Aufpasser mehr, keine Polizei, kein Militär. Nur noch der Mensch, sein Wille und seine Kraft.«

»Du bist doch besoffen, Martin«, sagte der Wirt. Er stellte ein weiteres Bier vor Kiefer ab und fügte den Strichen auf seinem Bierdeckel einen weiteren Strich hinzu. »Solchen Schwachsinn zu erzählen. Bringt doch nichts, auch noch Öl ins Feuer zu gießen. Die Leute bekommen nur Panik.« Und schon kümmerte er sich um die Gäste am Nachbartisch.

»Der Mensch, sein Wille und …?«, fragte Bubi.

»Seine Kraft«, vollendete Kiefer und lächelte. »Kraft ist etwas Schönes. Wenn man sie richtig einsetzt, wird aus ihr Macht. Und Macht macht sexy.«

»Sexy. Du hast vielleicht Probleme.« Bubi nippte an seinem Wasser. »Ganz schöner Mist das Ganze.«

»Geht so.«

»Geht so?« Bubi verdrehte die Augen. »He, weißt du eigentlich, dass ich heute die Bilder meines Lebens geschossen habe? Und – kann ich was mit ihnen anfangen? Kann ich sie verkaufen, an irgendeinen gierigen Fernsehsender verkaufen? Morgen ist die ganze Arbeit wahrscheinlich wertlos! Morgen haben die bestimmt ihre eigenen Reporter überall hingeschickt, morgen ist mein ganzer Dreck nicht mehr aktuell – Schnee von gestern.«

»Gut möglich.«

»Soll ich dir mal was sagen, Martin? Ich dachte ein paar Stunden wirklich, das wäre meine Chance aus diesem Nest hier rauszukommen!« Bubi kratzte sich hinterm Ohr. »Weißt du, ich hab echt keinen Bock so zu enden wie mein Alter! Den ganzen Tag buckeln und dann, mit sechzig, wenn du Glück hast, machst du den Schirm zu und fertig. Das war’s.«

Kiefer lächelte und nickte.

Die Tür wurde aufgerissen und Christoph Eisele kam herein.

»Oh, unser Beerdigungsunternehmer kommt!« Uwe Sigg, der, seit sie den Bagger bei Wünsche abgeholt hatten, eine Zeitlang unauffindbar gewesen war, prostete Eisele zu. »Komm her, Mann, ich geb dir einen aus!«

»Eine Dusche wäre mir lieber! Läuft denn bei niemandem mehr Wasser?«

»Geh an den Bach. Der läuft noch!«

»Oder warte, bis es regnet.«

Bubi Faust, der von dem, was um ihn und Kiefer herum vorging, nichts wahrzunehmen schien, redete weiter: »Ich hab keine Lust mehr auf die vorwurfsvollen Sprüche meines Vaters und auf meine Mutter, die den ganzen langen Tag durch das Haus schleicht und irgendwo putzt, wo es nichts zu putzen gibt und aufräumt, wo alles aufgeräumt ist. Ständig ist sie mir auf den Fersen, weißt du. Und weißt du, was das wirklich Schreckliche dabei ist? Sie sagt, egal was ist, kein Wort. Sie meckert nicht, schimpft nicht, bittet nicht. Aber sie gibt einem das Gefühl, nichts richtig machen zu können!«

»Kenn ich«, sagte Kiefer ohne sichtliches Interesse.

»Und dann dieses dämliche Flugzeug heute. Ein Geschenk des Himmels – rums, genau vor meine Haustür geschmissen! Du kannst dir wirklich nicht vorstellen, was für geile Bilder ich heute gemacht habe! Jeder hätte mir die aus der Hand gerissen und ich hätte endlich mal richtig fett Kohle machen können! Und dann wär’ ich abgehauen, Mar tin, irgendwohin. ’ne tolle Hütte, Auto und Weiber ohne Ende …!«

»Wer sagt denn, dass die Chance vorbei ist?«, fragte Kiefer und lächelte. Wieder dieses unergründliche Lächeln, seltsam und ein wenig kalt.

»Wie meinst du das?«

Kiefer zuckte die Schultern. »Wer weiß.«

»Komm schon, mach hier nicht einen auf geheimnisvoll! Davon hab ich für heute echt genug, du! Los sag, was hast du eben gemeint?«

»Na ja«, zögerte Kiefer, obwohl ihm anzusehen war, dass er längst beschlossen hatte, mit Bubi über ein bestimmtes Thema zu sprechen.

»Stell dir vor Bubi, alles bleibt so, wie es seit heute früh ist.«

»Komm, lass den Scheiß!« Bubi Faust schien ehrlich entrüstet. »Wenn morgen früh mein Handy nicht geht, dreh ich durch!«

»Stell es dir einfach mal vor. Nur so. Nur als Hypothese. Was meinst du, wer …«

Mit einem lauten Knall stellte Sattler sein Glas vor sich auf den Tisch. Er hatte es kurzentschlossen in einem Zug leer getrunken.

»In ganz Bonndorf«, begann er heftig und hielt Kiefer dabei den Zeigefinger vor das Gesicht, »und bei keinem der sieben Ärzte dort war Insulin zu bekommen! Entweder war alles abgeschlossen oder eine Sprechstundenhilfe hat mich wieder rauskomplimentiert. ›Tut uns leid, aber Frau Doktor ist leider nicht Ihre Hausärztin‹ oder ›Nein, wir können Sie bedauerlicherweise nicht behandeln. Wissen Sie, unser Lesegerät für Ihre Versichertenkarte funktioniert gerade nicht. Kommen Sie doch morgen wieder!‹ Könnt ihr euch das vorstellen? Ich soll morgen wiederkommen! Und was ist, wenn ich morgen im Eimer bin? In der einen Apotheke haben die mir nichts gegeben, weil ich kein Rezept hatte und die andere Apotheke war geplündert.« Ihm schien ein Gedanke zu kommen, denn plötzlich blitzte so etwas wie Hoffnung in seinen Augen auf. »Könnt ihr nicht morgen früh mit mir nach Waldshut fahren? Oder nach Donaueschingen oder Neustadt? Ist egal wohin, Hauptsache in ein Krankenhaus. Die haben doch immer haufenweise Insulin rumliegen. Was meint ihr, wir können auch mein Auto nehmen!«

»Und warum fährst du nicht selbst?«, wollte Kiefer wissen.

»Weil meine Augen kaputt sind – vom Zucker.«

»Und was geht uns das an?«

Sattler schien mit dieser Frage nicht gerechnet zu haben. Sein Blick wanderte zwischen Kiefer und Bubi hin und her und Überraschung wandelte sich in Fassungslosigkeit. »Immerhin«, stotterte er, »immerhin Bubi, kenne ich dich, da hast du noch fröhlich in die Windeln gemacht und du, Martin, haben wir nicht letztes Jahr noch zusammen …«

»Schnee von gestern«, unterbrach ihn Kiefer. Dann, in völlig verändertem Ton: »Aber mal angenommen, einer von uns lässt sich zu einer Spazierfahrt breitschlagen, was springt dabei raus für uns? Schließlich scheint dir dein Insulin ja immens wichtig zu sein. Und so ein alter Junggeselle wie du«, Kiefers Lächeln wurde noch eine Spur breiter, »der hat doch sicher einiges auf der hohen Kante, oder? Was meinst du Bubi, hat er oder hat er nicht?«

Bubi nickte. Er betrachtete den Alten und schien ernsthaft über die Frage nachzudenken, was Sattler die ganze Sache wert sein könnte. Sattler selbst, kinderlos und ohne Verwandte im Dorf, war von Kiefers Antwort sichtlich verblüfft. Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, dass jemand, den er kannte, versuchen würde, Kapital aus seiner Lage zu schlagen. Bisher war es immer eine Selbstverständlichkeit gewesen, dass man Hilfe erhielt und selbst auch half, wenn es an der Zeit war. Schließlich sieht man sich immer zweimal im Leben.

»Nun sag schon, Georg, was ist dir der Ausflug wert? Und vergiss nicht, so wie Anne und Bardo erzählen, muss es überall ziemlich chaotisch zugehen.«

Sattler war immer noch zu überrascht, um spontan auf Kiefers Angebot eingehen zu können.

»Weißt du was, Georg? Ich muss jetzt los, aber wenn du willst, komm ich morgen früh bei dir vorbei und dann sehen wir weiter. Oder, was meinst du?« Kiefer erhob sich und ließ Geld auf den Tisch klimpern. »Also bis morgen, in Ordnung?«

Sattler nickte.

»Und was wolltest du mir vorhin erzählen?«, fragte Bubi und zahlte ebenfalls.

»Erzähl ich dir morgen. Ich hol dich ab.«

Beim Verlassen des Gasthauses liefen die beiden Männer Susanne Faust in die Arme.

»Ist Papa drin?«, fragte sie.

Bubi schüttelte den Kopf.

»Hab ihn schon seit heute Nachmittag nicht mehr gesehen.« Susanne wirkte ratlos. Sie hatte gehofft, Frieder in der Wirtschaft zu finden und ihn mit nach Hause nehmen zu können. Eckard Assauer − oder Herr Mittwoch, wie Lea ihn getauft hatte − lag reglos im Gästezimmer und starrte in die Dunkelheit und Lea war erst vor einer halben Stunde endlich eingeschlafen. Das Kind wollte wach bleiben und auf seine Mutter warten. Susanne erklärte ihr, dass Eva sicher noch im Krankenhaus gebraucht werde und vielleicht erst spät in der Nacht heimkommen würde. Vielleicht auch erst am nächsten Tag. Aber Lea ließ sich davon nicht überzeugen. Erst als Susanne sie wie eine Erwachsene behandelte und an ihr Verantwortungsgefühl Herrn Mittwoch gegenüber appellierte, wurde Lea still. Sie überlegte kurz, dann rannte sie in das Gästezimmer und legte sich auf den Boden. Susanne brachte ihr eine Luftmatratze, Decke und ein Kissen.

»Du musst auf ihn aufpassen. Und wenn er nicht schlafen kann oder Angst hat, singst du ihm einfach ein Lied vor.«

»Kann ich noch meine Kassetten anhören?«

»Die sind drüben in deinem Zimmer. Außerdem ist doch kein Strom da.«

Susanne war danach ins Wohnzimmer gegangen. Sie setzte sich stocksteif auf die vordere Sofakante und wartete. Von oben hörte sie Lea Kinderlieder singen. Einige Male nahm Susanne gewohnheitsmäßig den Telefonhörer ab, um Frieder anzurufen. Stille. Sie war ins Wohnzimmer gegangen, wo sonst jeden Abend die letzten Stunden des Tages vor dem Fernseher vergingen. Stille.

Am Nachmittag hatte sie damit begonnen, den nutzlosen Gefrierschrank unten im Keller auszuräumen. Sie hatte das Wasser aus den Fächern gewischt und die vielen kleinen Päckchen mit Gemüse, Pizzen und Tupperdosen voller Soßen und Fleisch auf einem Tisch sortiert. Nach dem dritten Fach wurde ihr plötzlich die Sinnlosigkeit ihres Tuns bewusst. Warum tat sie das? All die aufgetauten Sachen würden in zwei, drei Tagen sowieso ungenießbar sein.

»Vielleicht macht er oben an der Absturzstelle noch irgendwas oder an der Leichengrube.«

»Jetzt noch?« Susanne sah sich auf der Straße um. Es war dunkel. Zu dunkel, um draußen noch irgendetwas erledigen zu können.

»Martin, kannst du mich vielleicht kurz aufs Hardt fahren? Nur schnell nachsehen, ob Frieder da irgendwo ist. Ob ihm nichts passiert ist.«

Kiefer nickte und drückte auf seinen Zündschlüssel. Auf dem dunklen Parkplatz vor der Wirtschaft, in den Fenstern standen Kerzen, die gespenstisch flackerten, blitzten die Blinker seines Wagens zweimal auf und die Zentralverriegelung klackte.

»Also los, steig ein«, und zu Bubi: »Wir sehen uns morgen.«

Kiefer und Susanne fuhren langsam den steilen Asphaltweg auf das Hardt hinauf. Das Fernlicht des Sportwagens schnitt für sie einen kleinen Teil der Dunkelheit aus, ein ständig wechselnder Scherenschnitt, schwarzes Papier mit einem kleinen Loch, das sich bewegte. Susanne hielt die Hände im Schoß. Schweigend saß sie neben Kiefer und suchte nach ihrem Mann.

Der Pick-up tauchte in dem Moment kurz im Scheinwerferlicht auf, als Kiefer durch ein Schlagloch fuhr und sein Wagen aufsetzte.

»Halt! Da war er, glaub ich!«

Kiefer setzte zurück, dann schaltete er den Motor ab. Im Xenonlicht vor ihnen schlief Faust mit offenem Mund, eine leere Flasche in der Hand, und schnarchte.

»Ich glaub, der hatte ein Bier zu viel«, konstatierte Kiefer und kickte die Kronkorken unter dem Fahrerfenster zur Seite.

Faust wurde kurz wach, als sie ihn mit vereinten Kräften − Kiefer zog, Susanne schob − auf den Beifahrersitz bugsierten. Dort angekommen, drehte er sich auf die Seite, legte die Hand unter seine Wange, schmatzte zufrieden wie ein kleines Kind und schlief weiter.

»Danke, Martin. Ohne dich hätte ich das nie geschafft.«

»Lässt ihn am besten im Auto schlafen heute Nacht.«

Susanne schien einen Moment über Kiefers Worte nachzudenken. Sie stand regungslos da und ihr Blick wirkte leer. Wenn man sich mit ihr unterhielt, war es manchmal, als könne man den Weg des eben Gesagten durch ihren Kopf verfolgen. Ein Satz kletterte durch Susannes Ohr in ihren Kopf. Nach wenigen Zentimetern musste dann die erste Schaltstelle sein, ein erster Filter, an dem die verschiedenen Wege abzweigten, die Problem, Witz oder Smalltalk hießen. Hier, in Susannes Augen konnte man förmlich ablesen, welche Mühe es sie kostete, das Gehörte einer Kategorie zuzuordnen, hier also zögerte das Gesagte einen Moment, dann war die Wertung geschafft und der Satz raste weiter, weiter bis zur zweiten Station. Auf der Witzstraße ging es nun um Differenzierungen wie Ironie, Satire, Zoten. Probleme mussten sich einer Dringlichkeitswertung unterziehen, die vielleicht von eins bis zehn unterschied. Demnach auch zehn neue Wege. In diesen Momenten war die Anstrengung, das Gehörte zuzuordnen, in Susannes Augen regelrecht greifbar. Was bei anderen ein routinierter Automatismus war, schien bei ihr bewusste Arbeit. Anstrengende Arbeit. Sehr anstrengende Arbeit. Hatte das Gehörte schließlich drei oder vier Schaltstellen hinter sich gelassen und war so weit eingeteilt, dass sie es verstand, öffnete sich in ihr eine kleine Antwortschublade mit der entsprechenden Reaktion, verbal sowie in Mimik und Gestik. Dieser Vorgang dauerte zwei, drei Sekunden, bei komplizierteren Botschaften aber auch deutlich länger. Aber irgendwann löste sich ihre Starre und sie antwortete. So auch jetzt.

»Frieder im Auto lassen? Die ganze Nacht?« Dann hätte sie allein in dem breiten Bett schlafen müssen, ohne seine gewohnten tiefen Atemzüge, ohne sein Schnarchen. Allein mit ihrer Angst, wach und ein sam im Dunkeln. »Kannst du mir nicht noch helfen, ihn schnell ins Haus zu tragen? Bitte, Martin.« Kiefer zögerte einen Moment. Es war bereits nach elf und er wollte in sein Haus, wollte wie jeden Abend die Treppe hinaufsteigen und in die beiden Zimmer gehen, von deren Existenz nur er etwas wusste. Susanne verschwand beinahe hinter dem riesigen Lenkrad des Pick-ups und blickte Kiefer fast flehentlich an.

»Bitte.«

»Also gut. Fahr du voraus.«

Zu dritt schleppten sie Faust ins Haus. Der bekam von allem nichts mit. Bubi hatte sich rechts und links die Beine seines Vaters unter den Arm geklemmt, Kiefer ächzte unter dem Gewicht des Oberkörpers. Susanne eilte mit einer Taschenlampe voraus ins Schlafzimmer. Sie warfen ihn aufs Bett. Susanne zog ihm die schmutzigen Schuhe aus und deckte ihn vorsichtig zu. Jetzt war sie zufrieden, jetzt würde sie die Nacht nicht allein verbringen müssen.

»Kannst doch heute Nacht gleich hierbleiben, wenn du willst.« Bubi leuchtete mit einer Kerze in den Kühlschrank, nahm sich eine Scheibe Käse und wickelte sie um eine dünne Wurst. »Und ob du nun allein in Bonndorf rumhockst oder nebenan auf dem Sofa schläfst …«

»Aber im Gästezimmer liegen schon Lea und der Fremde«, schaltete sich Susanne ein.

»Danke, aber ich will lieber in meinem Bett schlafen. Ich komme morgen wieder vorbei. Übrigens«, er machte an der Küchentür noch einmal kehrt, »habt ihr was von Eva gehört?«

Mit einem lauten Schrei fuhr Lea aus dem Schlaf. Sie schlug mit ihren kleinen Fäusten um sich. »Nein«, stammelte sie. »Bitte, Mama.«

Susanne tastete nach dem Schalter ihrer kleinen Nachttischlampe. Es klickte zweimal, dreimal, dann fiel ihr der vergangene Tag wieder ein und die dunkle Realität. Sie fand die Taschenlampe, Faust schnarchte unbeeindruckt. Susanne schlüpfte in ihre Pantoffel und ging ins Gästezimmer.

»Ist ja gut, Lea«, versuchte sie, das Mädchen zu beruhigen. Lea, die Augen fest geschlossen und irgendwo zwischen Albtraum und wach, weinte laut und rief immer wieder nach ihrer Mutter. Über ihre roten Wangen liefen Tränen und ihre kleine Faust traf Susanne im Gesicht.

Susanne nahm sie in die Arme, drückte sie fest an sich und lief auf und ab. »Schschsch. Es ist alles gut, Kleines. Mama ist bald wieder da … du bist ja nicht allein.«

Susannes Stimme und ihre Nähe vertrieben den Traum und Leas Angst. So schnell, wie der Traum gekommen war, verschwand er auch wieder. Das Kind beruhigte sich und schlief in Susannes Armen langsam wieder ein.

Susanne trug sie hinüber ans Fenster, hinter dem das Schwarz der Nacht wartete.

»Mama und Papa kommen wieder, mein Kind. Sie kommen bestimmt bald zurück.« Sie schmiegte sich an Leas warmen Körper und küsste sie auf den Kopf. »Bald.«

Rattentanz

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