Читать книгу Klimanotstand - Mika Beek - Страница 4
ОглавлениеAlle reden über das Wetter. Sie reden über Sonnenschein und Regen, über Hitze und Kälte. Im kühlen Norden erscheinen uns drei Grad zusätzlich auf dem Thermometer eher wie ein Segen als eine Katastrophe. Doch wenn wir über das Wetter reden, meinen wir fühlbare Schwankungen zwischen den Wetterlagen, nicht jedoch das Klima als solches, denn Wetter und Klima sind nicht dasselbe. Das Klima stellt einen mit meteorologischen Methoden ermittelten Durchschnitt der dynamischen Prozesse in der Atmosphäre dar. Dabei bezieht man sich auf eine Region und betrachtet diese Prozesse im Jahresverlauf. Es wird nicht nur auf die physikalischen und chemischen Abläufe innerhalb der Atmosphäre geschaut, sondern auch auf die Einflüsse und Wechselwirkungen der Hemisphären. Die Datensätze werden immer in 30-Jahre-Schritten zusammengefasst, um dadurch mehr Aussagekraft zu erhalten. Der aktuelle und zugleich letzte Vergleichszeitraum umfasst die Jahre von 1961 bis 1990. Nach 2021 wird unsere jetzige Periode von 1991 bis 2020 zur Referenzperiode.
Man kann also sagen, das Klima stellt das durchschnittliche Wetter dar, ohne selbst ein Wetterereignis zu sein. In die Klimastatistik gehen somit Regen als auch Sonne, Hitze als auch Kälte und Wind als auch Flaute ein. Die Statistiken beinhalten ebenso alle Extreme. Wenn man aber von Klimazonen spricht, gelten dort normalisierte – also Durchschnittswerte.
Das Klima wird unterteilt in Mikroklima, Mesoklima und Makroklima. Das Mikroklima wird auch Kleinklima genannt, weil es sich auf den Bereich der bodennahen Luftschichten von etwa zwei Metern Höhe beschränkt. Das ist das Klima, welches wir als Mensch im Alltag wahrnehmen. An der See herrscht zum Beispiel ein Mikroklima, das deshalb als gesund gilt, weil der Aerosolanteil hoch ist. Das Mikroklima verändert sich kaum: Der Salzgehalt der Luft ist nicht abhängig von Sonne und Regen oder Wind und Temperatur. Klima ist also eigentlich etwas sehr Stetiges, es kann sich aber durch Eingriffe ändern. Zum Beispiel ist das Mikroklima in einem Passivhaus anders als das in einer Lehmhütte.
Das Mesoklima ist eine Zusammenfassung zweier Einzelklimate, die eine Ausdehnung von einigen hundert Kilometern besitzen. So misst man beispielsweise das Klima des Regenwaldes oder das Klima im Ökosystem einer Stadt. Berlin hat ein anderes Mesoklima als Schwerin.
Das Großklima nennt sich Makroklima und umfasst großräumige, atmosphärische Zirkulationsmuster von mehr als 500 Kilometern Ausdehnung. Hierzu gehören auch Meeresströmungen und Windsysteme, wie der Passat oder der Monsun.
Was sind Klimazonen?
Weil die Erde eine Kugel ist, treffen die Strahlen der Sonne mit unterschiedlicher Intensität auf die Erdoberfläche. An den Polen kommen die wenigsten der wärmenden Strahlen an und um den Äquator die meisten. Da die Erdachse leicht geneigt ist, verlaufen die Klimazonengrenzen nicht parallel zu den Koordinatenlinien, und weil auch die Ozeane das Klima stark beeinflussen, variieren die Grenzlinien. Ganz klare Grenzen gibt es nicht. Wie wir noch sehen werden, können sich Klimazonen auch verschieben, denn Klimazonen sind keine Rahmen, innerhalb deren Grenzen ein bestimmtes Klima herrscht. Vielmehr sind sie ein Abbild des herrschenden Klimas innerhalb einer global betrachteten Region. Der Geowissenschaftler Wladimir Köppen hat 1936 eine objektive Klimaklassifizierung der Erde vorgenommen. Daran orientiert man sich noch heute, fasst aber zur Vereinfachung die Zonen zusammen. Es lohnt sich jedoch, diese Zonen genau anzusehen, um zu verstehen, was eine auch nur geringfügige Verschiebung der Klimazonen für die betroffenen Länder bedeutet. Darum macht es Sinn, die Länder in den jeweiligen Klimazonen mit aufzuführen.
Polare Zone
In der Polaren Zone ist es immer kalt, es herrschen fast immer Minusgrade und selbst an den wärmsten Tagen im Jahr wird es selten wärmer als 10 °C. Allerdings gibt es verschiedene Zonen innerhalb dieser Zone. Einerseits ist es am Südpol im Schnitt kälter als am Nordpol und andererseits gibt es auch in den Polargebieten eine Abstufung. In der Antarktis können in Meeresnähe zum Beispiel Pinguine leben, während in Polnähe Temperaturen von -20 bis -40 und sogar bis zu -85°C alles gewöhnliche Leben unmöglich machen. Am Nordpol gibt es eine Kältesteppe – Tundra genannt – in der bei geringem Niederschlag kleine Pflanzen bis hin zu Sträuchern gedeihen. In der Kältewüste hingegen können nur Moose, Flechten und flache Gräser wachsen. Andere Pflanzen haben auf dem Permafrostboden bei unwesentlichen Niederschlägen keine Chance zu gedeihen. Insgesamt ist die Luftfeuchtigkeit gering, die seltenen Niederschläge fallen nur als Schnee, die Temperaturen sind permanent im Minusbereich. Eine negative Strahlungsbilanz ergibt sich dadurch, weil der Einstrahlwinkel der Sonne niedrig ist. Es gibt hier keine Jahreszeiten und die Vegetationsperiode dauert nur einen bis drei Monate. Als einzig messbare Größen gibt es die Polarnacht und den Polartag. Das bekannteste Phänomen dieser Klimazone ist das Polarlicht. In der Polaren Zone liegen Alaska, Kanada, Grönland, Island und die nördlichsten Teile Norwegens, Schwedens und Finnlands.
Subpolare Zone
Die subpolare Zone ist ebenfalls sehr kalt und im Winter auch trocken, aber im Sommer fallen mehr Niederschläge als in der Polaren Zone. Die Sonneneinstrahlung ist flach, es gibt praktisch keine Jahreszeiten und die Permafrostböden verhindern ein Versickern von Niederschlägen. Die Luftfeuchtigkeit ist gering, die Verdunstungsrate niedrig und die Vegetationsperioden sind kurz. Pflanzen wachsen langsam, wodurch Tundren entstehen. Die subpolare Zone teilt viele Eigenschaften der polaren Zone, sie bildet einen Übergang zwischen der Polaren Zone und der Gemäßigten Zone. In ihr liegen die größten Teile Norwegens, Schwedens, Finnlands und der Russischen Föderation.
Gemäßigte Zone
In der gemäßigten Zone gibt es in Meeresnähe ausgeglichene Temperaturen, doch landeinwärts sind starke Schwankungen zu verzeichnen. Man teilt diese Zone ein in nemoral (warmgemäßigt) und boreal (kaltgemäßigt). Gemäßigt bedeutet jedoch nicht, dass das Klima überall gleich ist. Der Begriff bezieht sich nur auf die Jahres-durchschnittstemperatur, die mit 10°C eben nicht arktisch-kalt und auch nicht tropisch-heiß ist. In der Mitte des Kontinents gibt es heiße Sommer und kalte Winter mit Temperaturunterschieden von bis zu 30°C. Man nennt es das "Kontinentalklima". An den Küsten und auf den Inseln ist über das Jahr mehr Niederschlag messbar als im Landesinneren. Die gemäßigte Zone zeichnet sich zudem durch klar erkennbare Jahreszeiten und eine große Artenvielfalt aus. In dieser Zone liegen Deutschland und seine unmittelbaren mittel-, ost- und westeuropäischen Nachbarländer, also Polen, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich, der größte Teil der Schweiz, die Tschechische und die Slowakische Republik und die nördliche Hälfte Frankreichs sowie Großbritannien und Irland.
Subtropische Zone
In der subtropischen Zone sind die Sommer warm und trocken, die Winter gemäßigt und feucht. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt circa 20°C, die Höchstwerte liegen im Schnitt bei 40°C und im Regelfall gibt es keine Temperaturen im Minusbereich. Die Strahlungsintensität der Sonne im Sommer ist hoch, im Winter niedrig. Es gibt keine spürbaren Jahreszeiten, sondern vielmehr Regenzeiten und Trockenzeiten. Das Wetter wird durch Passatwinde beeinflusst, es sind Extremwetterereignisse möglich. In den Subtropen liegen zum Beispiel die größten Teile der mittel- und südamerikanischen Länder Kuba, der Dominikanischen Republik, Venezuela, Guayana, Peru, Kolumbien, Ecuador, Bolivien, Paraguay, Brasilien, Mexikos, Guatemala, Nicaragua sowie auf dem afrikanischen Kontinent Ghana, Benin, Togo, Nigeria, Kamerun, Gabun, Äthiopien, Uganda, Kenia, Tansania, Kongo, Sambia, Ruanda, und Burundi, der nördliche Bereich von Australien und in Asien zum Beispiel Indonesien, Malaysia, Papua-Neuguinea, die Philippinen, Indien, Thailand, Vietnam und der Süden Chinas. Auch unsere europäischen Mittelmeerländer gehören zu dieser Zone.
Tropische Zone
In der tropischen Zone herrschen das ganze Jahr über hohe Temperaturen um 30°C. Die Sonneneinstrahlung ist hoch, denn die Sonne steht fast ganzjährig am Zenit. Statt Jahreszeitenklima herrscht es Tageszeitenklima, trotzdem ist das Klima relativ beständig. Abhängig von Niederschlag und Luftfeuchtigkeit haben sich zwei Vegetationszonen herausgebildet. Gibt es im Jahr bis zu drei aride (trockene) Monate, begünstigt das den Regenwald. Gibt es drei bis fünf aride Monate, bildet sich eine Feuchtsavanne. Bei fünf bis acht Monaten reicht es nur noch zur Trockensavanne und bei acht bis zehn Monaten anhaltender Trockenheit zur Dornstrauchsavanne. Ist es zehn bis zwölf Monate trocken, entstehen Wüsten. Im Umkehrschluss werden in der humiden (feuchten) Zeit auf dem umgekehrten Weg Wüsten zum Regenwald. Der Nährstoffgehalt der Böden in der tropischen Zone ist als niedrig anzugeben, denn durch natürliche Erosion und UV-Einstrahlungen werden viele Bodennährstoffe zerstört. Nach der Vegetationsbildung richtet sich die Artenvielfalt, die in dieser Zone als insgesamt sehr hoch angesehen werden kann. In der tropischen Zone liegen Mittelamerika und die größten Teile Südamerikas und Afrikas und Asiens.
Die vorgenannte Zoneneinteilung hat einige Lücken. So gibt es auf der englischen Insel - anders als auf dem europäischen Kontinent - ein eher feuchtes Klima, wie der legendäre englische Nebel zeigt. Auch schwanken die Temperaturen üblicherweise nicht so stark, wie es auf dem Festland der Fall ist. Dieses "Seeklima" ist auch auf anderen Inseln zu beobachten. Zwischen Seeklima und Kontinentalklima gibt es ein Übergangsklima. Wiederum haben Regionen, die mitten auf dem Kontinent liegen, ein Kontinentalklima. In Europa ist das wegen der geringen Größe kaum relevant, aber mitten auf dem eurasischen Kontinent gibt es Länder mit heißen Sommern und sehr strengen Wintern.
Vielen Menschen dürfte gar nicht bewusst sein, dass auch Europa mehrere Klimazonen hat. Deutschland liegt zusammen mit Belgien, der Niederlande, Luxemburg, der Schweiz, Österreich, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Bulgarien, Ungarn, der Ukraine, Weißrussland, Lettland, Estland, Litauen, Polen, Dänemark und den größten Teilen Schwedens, Norwegens und Finnlands in der gemäßigten Zone. Auch Großbritannien, Irland und Island liegen in dieser Zone, bilden aber durch das Seeklima eigene Unterzonen. Frankreich hingegen liegt zu einem beträchtlichen Teil bereits in der subtropischen Zone, ebenso Portugal, Spanien, Monaco, Italien, Griechenland, Malta und große Teile des Balkans, also Serbiens, Montenegros, Albaniens, Bosniens und Herzegowinas, dem Kosovo, dem Süden Kroatiens, Rumäniens und Bulgariens sowie Zypern. Wiederum liegen kleine Gebiete im Norden von Norwegen, Schweden, Finnland und Island in der subpolaren und einige Gebiete Russlands sogar in der polaren Zone. In den USA kann man ebenfalls von Norden nach Süden durch vier globale Klimazonen reisen. Der Kontinent ist auch noch einmal von Ost nach West in verschiedene Klimazonen aufgeteilt, weil Hochgebirge und Windströmungen für direkte Einflüsse, sprich für Klimaphänomene sorgen.
Klima ist also sehr komplex. Und das Wetter ist etwas ganz Anderes.