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11. Endlich wieder sehen können?

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So vergingen die Tage in regelmäßigem, Krankenhaus üblichem Rhythmus. Fieber messen, Puls fühlen, waschen, Betten machen, Stäubchen aufwirbeln, Schieber, waschen, Frühstück, Visite, Medikamente. Untersuchungen, Mittagessen, Schieber, Waschen, Schlafen, Vesper.

Besuchszeit – schönste Zeit!

Allerdings durften Besucher damals nur mittwochs, samstags und sonntags kommen. Dieser Tag war erst Dienstag.

Dafür gab es ein anderes, fast ebenso freudiges Ereignis. Der Kopfverband wurde Marlene endgültig abgenommen. Auch sollte sie mal mit dem linken Auge probieren zu gucken. Eine freundliche Ärztin, vielleicht so um die vierzig, saß an Marlenes Bett.

»Öffnen Sie bitte das Auge«, bat sie und hielt einen Kugelschreiber mit der Spitze nach oben in einem Abstand von etwa einem halben Meter vor das Gesicht der Patientin.

»Was sehen Sie?«

Marlene sah tatsächlich etwas: zwei Hände, zwei Ringe, zwei Kugelschreiber mit metallenen Spitzen. Vorsichtig beäugte sie die andere Hälfte der Ärztin. Aber auch dort befanden sich zu allem Überfluss noch zwei Arme, zwei Hände und so weiter. Da war doch offenbar etwas faul!

»Kann es sein, dass ich alles doppelt sehe?«

Die Ärztin nickte. Ein wenig nachdenklich und bekümmert, wie es Marlene schien.

»Aber das kriegen wir schon wieder hin«, wiegelte sie gleich darauf ab. »Wir fahren noch heute zur Gesichtsfeld-Kontrolle. Das kann nur in dem Krankenhaus vorgenommen werden, in dem Sie in den ersten Wochen nach Ihrem Unfall gelegen haben.«

Was? Wieder zurück nach Hoywoy? Hätten die das dort nicht gleich mit erledigen können?, schoss es Marlene durch den Kopf. Laut sagte sie nichts, denn sie schätzte das womöglich völlig falsch ein. Da war es erst einmal besser, seine Gedanken für sich zu behalten.

In dem anderen Krankenhaus verlief die Untersuchung flott und reibungslos.

Wenn Marlene allerdings geglaubt hatte, dass danach alles gut sein würde, so hatte sie sich getäuscht.

Für ihre Augen änderte sich auch nach der Kontrolle und der sich daran anschließenden Therapie nicht sofort etwas. So hatte Marlene noch einige Wochen lang das zweifelhafte Vergnügen, alles doppelt und übereinander zu sehen.

Nur ganz allmählich passten sich ihre Sehnerven wieder der Umwelt an, und ihr Sehen normalisierte sich. Fast wie von selbst.

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